Montag, 5. April 2010

Inspectah Deck - Manifesto


Release Date:
23. März 2010

Label:
Urban Iconz Entertainment / Traffic Entertainment

Tracklist:
01. Tombstone Intro
02. The Champion
03. Born Survivor (Feat. Cormega)
04. This Is It
05. Luv Letter (Feat. Fes Taylor & Ms. Whitney)
06. P.S.A.
07. T.R.U.E. (Feat. MeShel)
08. We Get Down
09. The Big Game (Feat. Raekwon & AC)
10. Tombstone Interlude
11. 9th Chamber
12. Really Real (Feat. Carlton Fisk & Fes Taylor)
13. Serious Rappin (Feat. Termanology & Planet Asia)
14. Do What U Gotta
15. Crazy
16. Gotta Bang (Feat. Kurupt & Billy Danze)
17. The Bad Apple
18. Brothaz Respect (Feat. Cappadonna & Fes Taylor)
19. 5 Star G (Feat. Fes Taylor & Baker Don)
20. The Neverending Story (Feat. Pleasant)

Review:
Inspectah Deck ist einer dieser Emcees, die auf Solopfaden ein komisches Gebrechen begleitet: Er mag noch so oft als unterschätztester Emcee aus den Reihen des Wu-Tang Clan gekürt werden, seine Soloprojekte (vor allem die neueren) legen nahe, warum er es nie zur Popularität eines Method Man geschafft hat. 2006 mit "The Resident Patient" ein vollkommen untergegangenes Street-Album zu veröffentlichen, war da wohl auch nicht der günstigste Zug. Weiterhin erwischte es den Inspectah unglücklich, als unter dem Titel "The Resident Patient 2", der für das nächste Soloprojekt angedacht war, ein Bootleg-Mixtape im Netz auftaucht. Daher heißt hiesiges Werk nun "Manifesto".

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Ein neues Album und eine neue Chance, es besser zu machen. Wer legendäre Parts, die sogar noch seine Wu-Genossen übertrumpften, auf dem Konto stehen hat, der braucht nach logischer Schlussfolgerung eigentlich nur noch ein paar halbwegs gute Beats, um ein überdurchschnittliches Album zu fertigen - weit gefehlt! Es ist kein Geheimnis, dass der Rebel in den letzten Jahren abgebaut hat - Power, Kreativität und prägnante Lines sind am Mic nicht mehr so präsent wie in früheren Tagen. Da hilft es auch nicht, dass das Producer-Lineup, dem neben dem Inspectah selbst von Alchemist bis zu totalen No-Names die volle Spanne angehört, durchaus interesssant aussieht. Wie die Beats dann tatsächlich ausgefallen sind, steht nämlich auf einem ganz anderen Blatt geschrieben. Die Ausgangssituation ist jedenfalls bei weitem unter dem, wozu Deck imstande wäre. Dann serviert er auch noch über eine Stunde Spielzeit, verpackt in 20 Tracks - man ahnt schon, dass dieses Manifest etwas langatmig wird. Die sich als traurige Wahrheit herausstellende Befürchtung einer lasch produzierten Scheibe, auf der sich der Rebel als derzeit unbedeutend portraitiert, liegt schon im Raum. Die Analyse, wieso es einem Altmeister wie ihm nicht gelingt, hier ein ordentliches Album vorzulegen, stellt dagegen eine harte Nuss dar. Wieso ist Alchemist's "The Champion" so eine Schlaftablette? Wieso wird ein so unpassend nerviges Sample als Hook eingeworfen? Das kann nur des Inspectah's Geschmack beantworten. Jedenfalls hilft selbst seine noch recht ambitionierte Vorstellung im Track nichts. In späteren Abschnitten der LP bleibt dann auch ihm die Spucke weg: "The Bad Apple" beispielsweise zählt nicht gerade zu den feinsten Songs über NY, was nicht zwingenderweise an der Art der Thematikbehandlung, sondern vielmehr an Deck's gelangweilter Performance liegt. Auf seine Gäste darf er ebenfalls nicht wirklich bauen: Der viermal vertretene Schützling Fes Taylor kommt zwar solide (mehr allerdings nicht) daher, die wirklich großen Namen wurden fast durchwegs falsch eingesetzt: Raekwon hat mit dem grauenhaft produzierten "The Big Game" (inklusive anstrengender Hook) zu kämpfen, Cormega klingt trotz gewohnter Vorstellung auf "Born Survivor nicht zuhause und während Kurupt wirklich zu "Gotta Bang" passt, hätte man Billy Danze wiederum in einem komplett anderen Track einsetzen sollen. Die Lichtblicke halten sich da leider sehr in Grenzen: "Crazy" trifft mit melancholischer Stimmung endlich einen guten Ton, in dem auch Deck überzeugt, "5 Star General" profitiert vom starken Moss-Beat. Direkt im Anschluss allerdings beweisen in "The Neverending Story" Agallah mit dem Instrumental und Pleasant mit der Hook, dass Qualität auf diesem Album keinen Bestand hat.

Man will den Inspectah einmal kräftig durchschütteln, ihm diesen Unfug, den er uns hier andrehen will, austreiben. Bei dem enormen Potential, das diesem Künstler in die Wiege gelegt wurde, bei Betrachtung der Solokarrieren seiner Wu-Kollegen (ausgenommen U-God, der aber auch weitaus weniger talentiert ist) muss man einfach sagen, dass Inspectah Deck gänzlich ungünstige Entscheidungen getroffen hat. Die Beats auf "Manifesto" sind schneller vergessen, als man sie gehört hat, die Rap-Vorstellung hält sich trotz beachtlicher Gästeliste im moderaten Bereich. Dieses Album als Manifest zu betiteln, kommt einem schlechten Witz gleich - es ist ein Manifest der Einfalls-, Ideen- und Motivationslosigkeit.

4.2 / 10

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