Mittwoch, 28. April 2010

Nieve & Cook - Away With Words



 
Release Date:
02. Dezember 2008

Label:
Goon Trax

Tracklist:
01. Chronic Intoxication
02. Another Day Comes
03. I Feel Free
04. So Smooth
05. Forever Changing
06. Play On
07. Midnight Baby
08. Anime Superhero
09. Jump Up
10. Blackbird
11. Fantasy
12. Priceless Few
13. Story Be Told
14. Chronic Intoxication (Nomak Remix)
15. Another Day Comes (Cradle Orchestra Remix)

Review:


2007 veröffentlichten ein junger Emcee aus Los Angeles und ein Producer, der ursprünglich aus New York stammt, aber inzwischen auch in L.A. residiert, ein gemeinsames Album. Zu sagen, es habe zu dieser Zeit viel Aufmerksamkeit einfahren können, wäre eine glatte Lüge. Ein Jahr später sollte das Album dann re-releast werden, nämlich von Goon Trax, Japans eigenem Qualitäts-Import-Label. Hierfür überarbeiteten Nieve und Cook Classics ihr Album grundlegend, um schließlich ein wenig mehr Beachtung und positive Kritik einfahren zu können. So wirklich wahrgenommen hat die HipHop-Welt "Away With Words" allerdings bis heute nicht.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Was eigentlich verwunderlich ist, denn vor allem unter den als Backpackern abgestempelten Hörern sollte diese Scheibe Anklang finden, schließlich holte Cook für die Aufnahmen Live-Musiker ins Studio. Die addieren eine erfrischende Komponente zu Cook's ohnehin schon soulvollen BoomBap-Konstrukten, die schwer sommertauglich ausgelegt sind. Perfekt in dieses Szenario passt Nieve, der seit seiner Kindheit rappt und den Flow auch hörbar im Blut hat. Stimmlich ist er zwar wenig männlich, dafür umso sympathischer mit einem hellen, eingängigen Organ gesegnet, das sich erfolgreich auf Cook's Instrumentals behauptet. Die wiederum sind wie kleine Pralinen, liebevoll kreierte Mischungen aus dem Einmaleins des BoomBap-Produzenten: druckvolle, aber nie vorherrschende Drumlines als Bodensatz, dezent füllend beigemischter Bass als Geschmacksverstärker und verspielte Sample-Verstrickungen, bei denen Cook's Liebe zum Piano als Charakterzug hervortritt. In der Art, wie auf dieser Scheibe Beat-Landschaft mit den ehrlichen Conscious-Zeilen zusammenspielen, darf durchaus der Vergleich zur Kollabo von Blu und Exile in den Raum geworfen werden. Doch Nieve und Cook haben ihren ganz eigenen Flair, was schon die ersten Glockenspiel-Töne im eröffnenden "Chronic Intoxication" (in seinem ruhigen Einstieg ein um Welten besserer Opener als der auf der US-Version gewählte) nahelegen. Ein nicht wegzudenkender Teil des Albums ist Jean Curley, die auf mehreren Songs mit Vocals präsent ist und dabei nicht besser gewählt hätte sein können: Wenn in "Blackbird" mit Saxx ein bluesartiges Feeling beschworen wird oder direkt im Anschluss Ben Adamson in "Fantasy" mit seiner Trompete für relaxte Stimmung sorgt, ist ihre Altstimme genau der richtige Partner für Nieve's Verses, die trotz lyrischem Anspruch sehr locker und unbeschwert verdaut werden wollen. "I Feel Free" hätte als Albummotto gepasst, die gute Laune ist spätestens nach den ersten paar Tracks vorprogrammiert. Und wenn ein Track "So Smooth" heißt, dann darf man das wörtlich nehmen - unverschämt elegant lässt Cook der Drumline freien Lauf, um sie in Begleitung eines Hauchs einer Piano-Line zu setzen. Schwer im Klavierfieber dagegen versinkt dann der erste Überbrenner der LP, "Forever Changing", in dem eine perfekt abgestimmte Hook dem hypnotisierend geloopten, wunderschönen Piano-Sample aufsitzt. Nieve ("It's a written code, the way you move is the way you grow / And you'll only find a catch in the way you throw") beweist sich dabei in hiesigen Sound-Gefilden erneut als Sure-Shot am Mic. Sei es nun das gefühlvolle "Priceless Few" (mit Cuts von Denkym), ein weiteres Highlight, in dem die Liebe zum HipHop thematisiert wird, oder das Maximum an aufnehmbarer guter Laune, das im überragenden "Anime Superhero" injiziert wird, Nieve überzeugt. Gegen Ende flaut das Album leider etwas ab, "Story Be Told" kommt etwas lahm daher, während die beiden abschließenden Remixe gleichsam nicht an ihre Originals heranreichen.

Wer auf der Suche nach Musik ist, die er im Hochsommer mit zum Baden nehmen oder die er einfach nur fürs Auto nutzen kann, der bekommt mit dieser LP eine neue Option. Nieve und Cook liefern Gute-Laune-Musik, wie man sie nur auf wenigen anderen Alben so konsequent finden wird. Zumal deswegen keinesfalls musikalischer oder lyrischer Anspruch leiden muss. Mit der überarbeiteten japanischen Version wird dem Hörer ein großer Gefallen getan, das Album-Feeling ist hier weitaus ausgeprägter, außerdem fehlt der ersten Version eines der Highlights. Wären da nicht die abschließenden Remixe, "Away With Words" käme noch weiter hinauf in der Wertungsskala. Doch auch so sind Nieve und Cook smooth und jazzy genug für eine dringende Kaufempfehlung.

7.0 / 10

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