Montag, 5. April 2010

Iron Lyon - Time Capsule


Release Date:
05. Mai 2009

Label:
Eigenvertrieb

Tracklist:
01. Time Capsule
02. Get Yours
03. Medicine Music
04. New Day
05. Boom Bap (Feat. Craig G)
06. Live Wire
07. Spiralin' (Feat. Vordul Mega)
08. Change Gonna Come
09. Fresh To Depth (Feat. C-Rayz Walz & Tableek)
10. Six Billion Ways
11. Hold That
12. Peoples

Review:
Wer schon seit seinem dreizehnten Lebensjahr hinter den Turntables steht, der weiß, was er tut. Iron Lyon, vorzugsweise noch mit dem Präfix "DJ", residiert derzeit in Brooklyn und tourte bereits durch die ganzen Staaten. Dies führte zu Bekanntschaften mit einigen Großen in der HipHop-Szene, schließlich war Iron Lyon u.a. mit Q-Tip und Kool Keith unterwegs. Daneben ist der eiserne Löwe auch am Mic tätig, was er mit seinem Debütalbum beweisen möchte. Für "Time Capsule" bedarf Iron Lyon keiner Label-Hilfe und lädt nur eine kleine Zahl an Produzenten und Gästen ein.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Die Produzenten (zu denen Lyon selbst übrigens nicht zählt) sind zwar zu unbekannt, um etwas zu verraten, doch Albumtitel und Gäste deuten in eine klare Richtung: Iron Lyon macht sich gar nicht erst die Mühe, zu verbergen, dass er auf seinem Debüt in ausgiebigen Zügen dem BoomBap der 90er fröhnt und hinterherhängt. Dafür hat er mit Remy LBO (acht Tracks) und Mr. Koichi (drei Tracks) zwei fähige Produzenten gefunden, die ihm bei seinem Unternehmen tatkräftig zur Seite stehen: "Time Capsule" klingt zwar nicht, als sei man mit einer Zeitmaschine unterwegs, doch im Vergleich zu vielen anderen heutigen BoomBap-Herolden ist dieses Projekt sehr angenehm anzuhören, was zu einem gewissen Grad der Unbehaftetheit der Namen zuzuschreiben ist. Doch bei selbigen Namen - sowohl Iron Lyon als auch seinen Producern - findet man schnell den Grund, wieso diese Veröffentlichung trotz namhafter Gäste so unbemerkt blieb: Mehr als liebevoll-handgefertigter BoomBap ist es dann leider doch nicht geworden. Iron Lyon ist ein grundsolider Rapper, doch sowohl stimmlich, technisch als auch inhaltlich vermag er keine Akzente zu setzen. Doch von Raps über die Liebe zum wahrem HipHop ist noch niemand gestorben. Nachdem im Opener "Time Capsule" alles Nötige in der Check-Liste abgehakt wurde, startet Lyon langsam ins Rennen. Hektik ist ihm generell fremd, seine Songs tragen einen ruhigen Vibe, der sich teilweise in durchaus stark atmosphärische Momente ausweitet. So etwa im abschließenden "Peoples", in dem RLBO in meisterhafter Weise ein Voice-Sample mit Piano-Klängen im Hintergrund paart, während Lyon um seine abschließenden Shoutouts einen Track an alle seine "Peoples" aufbaut. Natürlich gelingt dem Eisenlöwen nicht alles: Bezeichnend, dass der in der Vergangenheit hängengebliebene Craig G ausgerechnet auf "Boom Bap", der schwächsten Nummer der LP, vertreten ist. Leider gibt es auch bei den anderen Gästen keine kreativen Ergüsse: "Spiralin'" ist okay, aber für ein Feature von Vordul Mega zu verhalten, Ähnliches gilt für "Fresh To Depth", bei dem Koichi am Beat nicht mehr als Standardware zustande bringt. Gute Stimmung dagegen gibt es in "New Day", in dem ein schöner Beat den Flow von Lyon illustriert. "I never said I wanna be an emcee, the voices in my head keep callin' me" - diese grundehrlichen Aussagen sind typisch für ihn. Ähnlich gut sind "Live Wire" und "Hold That", während mit "Change Gonna Come" leider auch die langweilige Seite der BoomBap-Medaille hervortritt. Einen dicken Pluspunkt verdient sich "Six Billion Ways", für das RLBO einen Orgel-Loop über eine simple Drumline legt, während Lyon über die "ways to live" (nicht etwa die "ways to die") berichtet.

Die Pro-Seite zuerst: Iron Lyon hegt viel Liebe für seine Profession, seine Leidenschaft für den von ihm praktizierten BoomBap ist unüberhörbar. Leider ist gerade dieser BoomBap in seinen Möglichkeiten etwas beschränkt; Iron Lyon zeichnet sich nicht gerade durch Einzigartigkeit aus, was natürlich kein Problem wäre, wenn er konsequent höchste Qualität zu liefern fähig wäre. Doch diese Forderung erfüllt kaum ein Künstler, und Iron Lyon bildet keine Ausnahme: Mit einigen durchschnittlichen und langweiligen Songs verbaut er sich den Weg zu höheren Wertungen. Trotzdem darf "Time Capsule" für alle BoomBap-Liebhaber als Empfehlung gelten, denn es rangiert im obersten Mittelfeld.

6.3 / 10

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