Dienstag, 23. August 2011

Black Samurai - The Struggle Continues


Release Date:
2000

Label:
Black Foundation Recordings

Tracklist:
01. Ghetto God Blessed - Malik Allah, Lord Laing, Cipher Allah & Black Ravage
02. Symphony Of Destruction - Black Ravage, Black Nemesis & Cipher Allah
03. Believer - Justice & Black Ravage
04. Black Cracker Suite - Yogi, Radix, Lord Laing & Malik Allah
05. Life To Freedom, Death To The Debt - X-Factor, Yogi, Lord Laing & Black Ravage
06. Worries - Black Nemesis, Dark Az Night, Yogi & Fameless
07. Life Is A Struggle - Adante, X-Factor & Black Ravage
08. Respect From The Street - Cipher Allah, Rukkus, Force Of Macabe & Urban Monk
09. Jackin' The Black - Black Nemesis, Rawality, Venom & Fameless
10. Samurai Jamming - Fameless, Rukkus & Urban Monk
11. Justice / Kill 'Em All - Justice & Black Ravage
12. StreetGamesDevilsBluesAndPopo - Cipher Allah, Venom, Mack 10, Lord Laing, Malik Allah & Black Law
13. Everybody Must Dead - Rawality, Hussain, Rukkus, Lord Laing & Yogi
14. Out Of Darkness - Cipher Allah, Fameless, Black Nemesis, Lord Laing & Black Ravage
15. Black Is Jah Colour - Black Ravage, Fameless & Yogi
16. New Jack Millenium Sting - Black Samurai, Black Ravage, Fameless & Black Nemesis
17. Street Things, Ghetto Things - Malik Allah, Venom, Black Law & Cipher Allah
18. No Unity - Rukkus

Review:
Lange dauert es nicht, bis wieder die ganze Mannschaft zusammenkommt. Um die Jahrtausendwende kann ein vorwiegend britisches Kollektiv die Untergrundszene mit einem recht eigentümlichen Release verblüffen: "Life As A Struggler" dient als Plattform für weit über ein Dutzend Emcees, die ihrer Unmut Luft machen und dabei ihre Weltansicht, geprägt vom Leben in den Ghettos der Midlands und Londons, darlegen. Kommerziell besonders erfolgreich war das in Eigenregie veröffentlichte Werk sicherlich nicht, doch Black Samurai, eine der Schlüsselfiguren der gleichnamig betitelten Truppe, liegt viel daran, den Emcees aus seinem Umfeld eine Möglichkeit zu geben, gehört zu werden (was für ihn selbst den Verzicht auf Luxusgüter mit sich bringt). Da sich an der Einstellung nichts geändert hat, ist es also nur logisch, den Zweitling "The Struggle Continues" zu taufen.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Viel hat sich auf den ersten Blick nicht geändert - noch immer prangt der Samurai auf dem Cover und bekommt Gesellschaft von einem zweiten, der mit einem Schwert (als Metapher für die scharfe Zunge) ausgerüstet ist. In der Tat scheint es, als habe man mit "The Struggle Continues" vor, der britischen Obrigkeit noch vehementer zu Leibe zu rücken, was für den Hörer weitere furiose Raps bedeutet. Ansonsten gibt es im Lineup keine nennenswerten Änderungen zu vermelden, die Gästeliste ist wohl sogar noch ein wenig gewachsen. Hinter den Boards ist die Abwesenheit von Baby J, der "Life As A Struggler" noch zur Hälfte befeuerte, zu vermelden, erstaunlicherweise vermisst man ihn jedoch kaum. Sorge dafür tragen neben Black Samurai und Cipher Allah (eine weitere Namensvariation des Moorish-Delta-Künstlers) einige neue Gesichter, allen voran Urban Monk, aber auch 76, Brothers Of "M" oder Stix. Man merkt schon, der bunte Salat noch nie gehörter Namen ist auch hier sehr präsent, die alten Bekannten vom Vorgänger gibt es aber auch: Yogi ist wieder mit von der Partie, ebenso zwei Drittel von MD7, Fameless (unauffällig aber gut) und auch Nemesis, die hier als Black Nemesis auftritt. Mit Rawality, Adante und Justice haben es sogar noch drei weitere Damen aufs Album geschafft, was gelungene Abwechslung ins Spiel bringt. Den Anfang macht jedoch "Ghetto God Blessed" mit erfrischendem Lo-Fi-Drumkit, packenden Streichern und einem Cipher, der die Essenz der Scheibe gleich aufsummiert:

"Allah help me, cause I'm trapped in the wilderness
The land of the man who's constantly killing us
It seems like life's a movie where the black man dies first
Righteous path, I try my best not to divert
[...]
2000, what's your new year's resolution?
Resurrect the dead, free slaves and start a revolution
[...]
Mark my words, devil's gonna die
But right now I gotta hustle to survive, I ain't gonna lie
"



Der Charme der Scheibe besteht weiterhin nicht in technischer Perfektion (wenngleich einige der Emcees weit oben mitspielen), sondern im gemeinsamen Anliegen, dem die Beats ein Gesicht geben und das die Unmenge an Rappern überhaupt erst möglich und erträglich macht - jede Stimme genau zuordnen wird sowieso niemand können. Dabei lässt sich die Scheibe recht gut in die schwungvolleren Wutreden und die melancholischen Blicke in die schwarze Realität der Darsteller, die in einigen Tracks ganz besonders gut gelingt, einteilen. Zur ersten Kategorie zählt "Life To Freedom, Death To The Debt" als Kampfaufruf an die Dritte Welt, auf der es zudem mit X-Factor den einzigen französischen Beitragenden zu hören gibt. In verwandten Gewässern tummelt sich das furiose "StreetGamesDevilsBluesAndPopo", dem das geradezu andächtige "Justice / Kill 'Em All" vorausgeht. Etwas aus der (düster gestrickten) Reihe tanzen "Symphony Of Destruction" und "Black Cracker Suite", Qualitätseinbußen sind trotzdem nicht zu verzeichnen. Die Krönungen dieser Scheibe warten trotzdem anderswo: Für "Jackin' The Black" stöpselt Monk aus Klangpartikeln, die er weiß Gott wo ausgegraben hat, ein unfassbar schmutziges Instrumental (das noch unfassbarer gut ist) zusammen, in dem sich vor allem Nemesis und Rawality überragend dem Rassismus in England widmen ("Y'all jackin' the Black, but there ain't no black in the Union Jack / The colours reflect the hatred that the system projects", das ebenfalls der Rassenthematik verschriebene "Black Is Jah Colour" trumpft ähnlich stark auf und arbeitet noch ein perfekt in die Szenerie passendes Voice-Sample ein. Ganz großes Kino ist auch die Gitarre in "Out Of Darkness", während "Everybody Must Dead" ein bitteres Schluchzen hinter einer knochigen Drumline verlauten lässt. Mehr Melancholie gibt es im minimalistischen "Worries", "Believer" dagegen langt (neben dem ebenfalls ein wenig farblosen "Life Is A Struggle") mit seinem exzessiven (und irgendwie leicht unpassenden) Gesang als einziger Song etwas daneben. In Anbetracht der das Album abschließenden Kracher (vor allem "No Unity" walzt den Hörer nochmal platt) lassen sich diese Schönheitsfehler allerdings mehr als verkraften.

Wahrscheinlich ist es dem kurzen zeitlichen Abstand zum Release des Debüts zu verdanken, dass hier nicht etwa die Qualität verloren geht, sondern direkt an "Life As A Struggler" angeknüpft werden kann. Der Sound klingt dabei ein wenig sauberer ausproduziert, wenngleich zu jeder Zeit verdorben genug, um dem Album sehr zur Freude des Hörers seinen rohen Charakter zu bewahren. Die Vielzahl der Emcees, die wieder gut zusammenarbeitet, nimmt weiterhin kein Blatt vor den Mund und konzentriert sich noch mehr auf die politischen und sozialen Missstände auf der Insel. Für die Zahl der Tracks ist die Quote der weniger berauschenden Songs sehr gering und wird problemlos verkraftet, was "The Struggle Continues" insgesamt nur minimal hinter das Debüt setzt und in jedem Fall zu einem Spitzenalbum macht.

8.4 / 10

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