Dienstag, 23. August 2011

Street Reportas - America Undercover


Release Date:
02. August 1999

Label:
Rugged Legend Records

Tracklist:
01. Intro
02. Desert Sands
03. Live By The Mic (Feat. Scorpion)
04. Hunger
05. Big Cats
06. Street Meet (Interlude)
07. Only The Good Die Young (Feat. Kiesha)
08. Long Hot Summer

Review:
Die beiden Herren, die auf dieser EP zusammenkommen, sehen sich selbst als Veteranen und waren schon an diversesten Projekten beteiligt - meist eher im Hintergrund. Gennessee stammt ursprünglich aus Brooklyn, zieht aber irgendwann in die Bay Area, wo er mit L*Roneous" als Double Life ein wenig Wirbel machen kann, wenngleich der Zusammenschluss nicht allzu lange hält (zu einem Album kommt es nie). Während er sich mit einem gewissen Paul Nice (den es ebenfalls aus dem Raum New York herverschlagen hat) die Miete teilt, lernt er den Frisco-Freestyler Bazooka Joe Gotti kennen, der zu jener Zeit schon sein eigenes Label, Rugged Legend, betreibt. Nachdem man sich dazu entschlossen hat, als Street Reportas gemeinsame Sache zu machen, veröffentlicht man im Sommer '99 die EP "America Undercover".

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Weitere nennenswerte Releases oder gar ein Album folgten nicht, weswegen dieses kleine Werk so ziemlich der einzige Beweis für die Existenz eines heute fast vergessenen Zusammenschlusses ist. Propagiert wird er im Pressetext als transkontinentales Projekt zweier Reporter, die zusammenkommen, um ihre Stories zu erzählen. Bei der Produktion geht man bedingt selbst zu Werke, während u.a. Paul Nice (der sich mit Gennessee regelmäßig Beat-Battles lieferte) für drei Einsätze vorbeischaut. Der verfolgte Sound badet ganz klar in ostküstlichen Gewässern, was nicht groß verwundert, wenn man bedenkt, dass sogar Bazooka Joe eine Schwäche für die Großen der Ostküste hat. Mit einem typischen 08/15-Release hat man es trotzdem nicht zu tun, wobei die Zeit um die Jahrtausendwende sowieso keine so klare Signatur wie die Jahre davor kennt. In jedem Fall lässt sich sagen, dass die Street Reportas für ihren Jahrgang sehr edles Material bieten. Darüber hinaus sind auch die beiden Emcees keinesfalls von schlechten Eltern: Bazooka Joe vermag zwar nicht wirklich große Akzente zu setzen, stellt aber eine exzellente Ergänzung für Gennessee dar, dessen helle Stimme in einen nicht enden wollenden Flow eingefasst ist, der die "investigative reports compiled by the two MCs from years of working as street journalists" schwer hörenswert macht. Da darf man auch gleich mit dem absoluten Highlight der Scheibe anfangen, dem unwahrscheinlich guten "Desert Sands", für das Paul Nice einen Gitarren-Loop mit Voice-Samples zu einem melancholischen Kopfnicker schnürt, durch den Gennessee alias GenStar (der hier praktisch einen Soloauftritt absolviert) königlich flowt. Der Thementopf der EP ist zwar keine Offenbarung, doch gerade in "Desert Sands" glänzen prägnante Lines. Ein ähnlicher Brecher, der vom überragenden Flow der beiden (vor allem Gennessee) profitiert, ist "Hunger", das von Sonic Translator als schnörkelloses Street-Juwel inszeniert wird. Dieses Niveau hält nicht jeder Track, vor allem "Only The Good Die Young" ist mit Kiesha's Gesang etwas seicht (und in gewisser Weise ein sehr typisches Beispiel für R'n'B-beeinflusste Tracks jener Zeit), wenngleich keinesfalls schlecht. "Live By The Mic" lädt den zweiten Gast, den Karibik-Flair spittenden Scorpion - ein einziger Fremdkörper auf dieser EP, den es absolut nicht gebraucht hätte. Glücklicherweise besinnen sich "Big Cats" und "Long Hot Summer" wieder aufs Wesentliche, vor allem letzterer Track zieht den Hörer mit seinen Streichern direkt in die hitzige Atmosphäre der sommerlichen Nachbarschaft der Street Reportas.

Was Gennessee und Bazooka Joe abliefern ist sicherlich keine Gegenüberstellung der Straßen von Brooklyn und San Francisco, was sie dafür sehr wohl praktizieren ist sehr, sehr ordentlicher HipHop. Es ist schade, dass zum neuen Millenium nicht mehr Releases einen ähnlichen Pfad einschlugen, denn die Street Reportas sind die '99er Version von astreinem Street-Rap New Yorker Prägung und klingen dabei in keinster Weise altbacken. Hinzu kommt das Talent der beiden und vor allem die bestechende Performance von Gennessee. Dass sich sowohl Gen als auch Joe danach ähnlich wenig Beachtung erhaltenden Soloalben zuwandten, half dem Bekanntheitsgrad von "America Undercover" nicht gerade weiter, was diese EP zu einem echten Geheimtipp macht.

6.9 / 10

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