Dienstag, 23. August 2011

Wu-Tang - Legendary Weapons


Release Date:
05. August 2011

Label:
E1 Music

Tracklist:
01. Start The Show (Feat. Raekwon & RZA)
02. Laced Cheeba (Feat. Ghostface, Sean Price & Trife Diesel)
03. Diesel Fluid (Feat. Method Man, Trife Diesel & Cappadonna)
04. Played By The Game
05. The Black Diamonds (Feat. Ghostface, Roc Marciano & Killa Sin)
06. Legendary Weapons (Ghostface, AZ & M.O.P.)
07. Never Feel This Pain (feat. Inspectah Deck, U-God & Tre Williams)
08. Angels Got Wings
09. Drunk Tongue (Feat. Killa Sin)
10. 225 Rounds (Feat. U-God, Cappadonna, Bronze Nazareth & RZA)
11. Meteor Hammer (Feat. Ghostface, Action Bronson & Termanology)
12. Live Through Death
13. Only The Rugged Survive (Feat. RZA)
14. Outro

Review:
Zwei Jahre nach Erscheinen darf man feststellen: So schlecht kann sich "Chamber Music" nicht gemacht haben, sonst hätten die Sesselfurzer bei E1 sicherlich nicht zugestimmt, dessen Konzept nochmals aufzugreifen und auf einem weiteren Projekt zu vermarkten. Die Parallelen sind in der Tat erschreckend: Wieder ist die Vorab-Promo eher gering, wieder hört man von Clan-Mitgliedern selber kaum etwas zum Thema, wohingegen E1 durch schwammige Beschreibung und Erklärung die Gutgläubigen zur Annahme verleitet, es mit einem neuen Wu-Tang-Album zu tun zu haben - als solches wird "Legendary Weapons" dann auf vielen Seiten auch angekündigt. Doch wir wollen nicht lange um den heißen Brei herumlügen: Dies ist ebensowenig ein neues Album des Clans wie "Chamber Music" eines war. Uninteressant ist die Geschichte bei den versammelten Emcees natürlich trotzdem nicht.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Bei einem tieferen Blick ins Projekt fallen noch mehr Analogien zu "Chamber Music" auf: Es war wohl wieder Bob Perry, der im Hintergrund die Fäden zog, während wieder RZA als Executive Producer beworben wird - die Beats sind natürlich trotzdem alle von anderswo, nämlich von der "Chamber Music"-Mannschaft: Noah Rubin, M.O.P.'s Lil Fame und Andrew Kelly, erneut mit der Komponente der Revelations, die via Live-Instrumentierung mitwirken. Und während immer noch nicht alle Clan-Mitglieder dazu gebracht werden konnten, ihre Beiträge in Bob Perry's Email-Postfach zu deponieren (GZA und Masta Killa fehlen), kommt einem die Liste der externen Gäste doch sehr bekannt vor. Der Schluss, es hier mit "Chamber Music 2" zu tun haben, liegt also weder fern noch ist er falsch. Damit drängt sich vor allem die Frage auf, ob aus den Fehlern des Vorgängers gelernt wurde. Bei der Gesamtspielzeit ("CM" hatte 36 Minuten zu bieten) konnte man sich zu einer hohnvollen Steigerung auf 37 Minuten durchringen, doch zumindest lässt man von der übertriebenen Anzahl Skits ab. Wer nun also mit "Legendary Weapons" glücklich werden will, der sollte sich vom Wu-Album-Gedanken vollkommen verabschieden. Der Sound hat kaum etwas mit dem im Pressetext propagierten, dichten Beat-Gestrüpp vergangener Wu-Tang-Tage zu tun, auch ein Gefühl der Kohärenz will bei aller Liebe nicht so recht aufkommen. Zu berechnend ist dafür die Herangehensweise bei den Instrumentals, zu erzwungen klingen die eingebauten Kung-Fu-Samples. Leider wirkt auch die Zusammenstellung der Emcees so natürlich, wie separat eingerappte und dann zusammengeschnipselte Parts dies vermuten lassen. Schlecht ist die Musik damit noch lange nicht, ganz im Gegenteil: Als Beispiel kann man da direkt "Legendary Weapons" nennen, das als gefährlicher Kopfnicker mit ambitionierter Leistung aller Beteiligten mehr New York ist als die meisten Alben aus dem Big Apple der letzten Zeit. Noch kompromissloser wird es in "Drunk Tongue" - die Wünsche vieler Wu-Jünger nach mehr Sin-Material scheinen erhört worden zu sein, denn nun, wo er endlich wieder auf freiem Fuß ist, bekommt er dieses trocken-minimalistische und zugleich messerscharfe Instrumental vorgeworfen, das er in kaltschnäuzigster Manier zerfleischt. Gegen diesen Hunger haben es selbst Ghost und Herr Marcberg (dem man in letzter Zeit wohl nicht entkommt) schwer, doch nicht zuletzt dank dieser Gourmet-Kombo wird das schlichte Piano-Stück "Black Diamonds" zum Genuss. Generell muss gesagt werden, dass die Gäste (fast) allesamt nicht von schlechten Eltern rappen - nur eben nicht immer perfekt harmonieren. Weniger erbaulich dagegen sind die Skits, die gegen den Compilation-Charakter chancenlos sind und die man sich somit hätte sparen können (lediglich "Played By The Game" ist für sich genommen schon hörenswert). Den eröffnenden und den Schluss-Track (beide mit RZA) bremst gleichermaßen mittelmäßige musikalische Untermalung, "Never Feel This Pain" fehlt der Antrieb und "Diesel Fluid" klingt trotz starker Besetzung zu sehr nach künstlichem E1-Konstrukt. Der Oberhammer ist "Meteor Hammer" ebenfalls nicht, Ghost und Action Bronson auf einen Song zu packen war trotzdem eine köstlich gute Idee, der selbst ein besser als normalerweise rappender Termanology nicht mehr viel hinzuzufügen hat.

Vielleicht liegt es daran, dass man dank "Chamber Music" schon genau wusste, was zu erwarten war, doch E1's zweite Runde des fröhlichen Ausschlachtens des Wu-Tang-Geists lässt sich doch recht gut genießen. Dafür muss man natürlich (wie schon bei Teil Eins) von gewissen Ansprüchen ablassen, denn es gehen nunmal keine Wu-Elements zu Werke, was man auch hört. Auch sollte man sich nicht fragen, wieso der Clan Zeit hat, hierfür Parts abzustellen. Fakt ist, dass die Gäste allesamt gut aufgelegt sind und hörenswert rappen. Große Konzepte waren nicht zu erwarten, da der Compilation-Charakter sowieso dominiert. Der ist es auch, der "Legendary Weapons" von besseren Wertungen abhält - zusammen mit einigen langweiligen Beats natürlich, da die Zielsetzung der simplen ostküstlichen Produktion nicht durchgehend ihr Ziel findet -, denn ein Gefühl von Geschlossenheit will leider nicht aufkommen. Doch wer (nur) eine Ansammlung teils überraschend guter Tracks von fähigen Künstlern sucht, der liegt hier goldrichtig.

6.3 / 10

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