Sonntag, 22. Mai 2011

Blueprint - Adventures In Counter-Culture


Release Date:
05. April 2011

Label:
Rhymesayers Entertainment

Tracklist:
01. Five Years Ago
02. Go Hard Or Go Home (Printnificence)
03. Automatic
04. Keep Bouncing
05. Wanna Be Like You
06. My Culture
07. Mind, Body & Soul (Feat. Angelica Lee)
08. So Alive
09. Stole Our Yesterday
10. Radio-Inactive
11. Welcome Home
12. Fly Away
13. The Clouds
14. Rise & Fall
15. The Other Side

Review:
Blueprint's Einfluss im letzten Jahrzehnt weckt das Gefühl, als wäre dieser Mann, der nicht nur in Ohio, sondern im ganzen Midwest bei vielen Gelegenheiten eine wichtige Rolle bekleidete, schon seit 20 Jahren oder mehr im Game unterwegs. Seine jüngeren Projekte umfassten eine EP, die ausschließlich The Who sampelte, eine limitierte Instrumental-Platte sowie die beiden "Electric Purgatory"-Teile mit Greenhouse Effect, das inzwischen nur noch Greenhouse heißt und außerdem nur noch Illogic als zweites Mitglied führt. Er ist integraler Teil von Columbus-Label Weightless, aber gleichzeitig im Stall von Rhymesayers gesattelt, die mit "Adventures In Counter-Culture" nach "1988" auch sein zweites offizielles Soloalbum veröffentlichen.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Die vielen verschiedenen musikalischen Ansätze, die Blueprint schon versucht hat, sollen hier alle einfließen, trotzdem soll das Album anders klingen als bisherige Releases, was für Blueprint kein großes Problem darstellt. Er war schon immer ein vielseitiger Produzent, spätestens die "Electric Purgatory"s zeigten seine Fähigkeit, Electro-Einflüsse nach Belieben in einen HipHop-Song zu weben. Bedenken darüber, dass Printmatic dieses Album praktisch im Alleingang stemmt, sind also vollkommen unbegründet. Es darf zudem gesagt werden: Ideen und Konzepte sind sowohl für Instrumentals als auch für Lyrics genug vorhanden, weswegen es sich begibt, dass auf "Adventures In Counter-Culture" eine Menge erzählt wird. Wie genau Blueprint diesen Sound konzipiert hat ist eine ganz andere Frage, die zumindest jenen, die Blueprint hauptsächlich wegen seiner frühen Weightless-Tage feiern (und dann wahrscheinlich auch "1988" nicht verschmähten), sauer aufstoßen wird. Wiederholen will Blueprint sich nicht, weswegen hier Synthies und mal sehr langsame sowie auch flotte Rhythmen vorherrschen. Der typische Underground-Emcee ist Vergangenheit, zu nicht wenigen Gelegenheiten wird sogar ein wenig eigener Gesang eingebaut. Erst einmal wird mit "Go Hard Or Go Home" der erste Wegstein gesetzt, der noch ein wenig nach den beiden Greenhouse-EPs klingt, wenngleich die Ausführung trotz unterhaltsamer Lines ("My perfect day is to make a beat, then have sex") etwas plump klingt. Was vor allem im Anfangsteil sehr verwirrt sind die krassen Unterschiede beim Design der Songs: "Wanna Be Like You", ein neidischer Blick auf die vermeintlich perfekte Welt der Stars und Promis, watet in abgedrehten Synthie-Sphären, die vor allem dank der Hook Pop-Charakter vermitteln, "Mind, Body & Soul" steuert in eine andere (wenig berauschende) Himmelsrichtung durch den Synthie-Sumpf und vor allem mit Angelica Lee's Auto-Tune-Hook gibt es hier wenig zu lachen. Das offensichtliche Problem sind also die Produktionen. Wer Blueprint's ältere Releases auch nur teilweise kennt muss sich demnach fragen, ob er sich nur dem Neuen verschließt, doch je genauer man hinhört, desto mehr stellt man fest, dass hier einfach mehrere Male ins Klo gegriffen wurde. Was zur Hölle soll "Keep Bouncing"? Blueprint spaziert in eine Bar, um sich mit Alkohol in eine schönere Welt zu trinken und legt eine erstklassige Zeile nach der anderen auf ("Drinks keep magically appearing in my hand / And as they disappear I feel more like a man / [...] / I probably wouldn't kick it with y'all if I was sober / Vagrant, dick out, pissin' in the corner"), nur um sie über dieses Instrumental zu verschwenden. "Radio-Inactive" zählt zu den besseren Momenten (derer es dann doch einige aufs Album geschafft haben) und ist ein kleines Manifest über Print's Überzeugungen bezüglich HipHop, inspiriert von einem (einige Jahre alten) Vorfall bei einem lokalen Radiosender. Die mit Abstand ruhigste und gar nicht verkehrte Nummer ("The Clouds") beschäftigt sich mit demselben Thema: "All we wanna do is talk about shoes and gear / Soundin' like chicks talkin' bout their nails and hair / I guess it's easier than talkin' bout what's really there". Einer der besten Songs, das gut gelaunte "Rise & Fall", wartet gegen Ende, davor hebt sich "Welcome Home" mit einem wunderschönen Gitarren-Intro vom Rest ab, versäumt es dann aber, diese Stimmung komplett in den (gesungenen) Hauptteil zu importieren. Viel Gesang gibt es noch einmal in "The Other Side", womit man als Rap-Fan nur bedingt etwas anfangen können wird (ganz im Gegensatz zum recht kurzen Rap-Part), doch selbst ohne diesen Aspekt säuselt sich Blueprint etwas zu butterweich durch das dünne Instrumental.

Blueprint selbst verliert sehr scharfe Worte über einen DJ, der seine Musik nicht spielen wollte, weil sie nicht ins Format gepasst habe. Auf diesem Album macht er ganz eindeutig klar, dass ihm solche Einschränkungen herzlich egal sind, weswegen es dann doch leicht amüsant ist, dass einige der Songs auf seinem Sophomore irgendwie recht radiofreundlich klingen. Doch das nur so am Rande, denn insgesamt ist dieses Album ganz und ganz eigen, nur leider nicht durchgehend gut - zu viele Synthies, zu viel Gesang. Eingeschränkt wäre das kein Problem, denn an genügend Stellen zeigt "Adventures In Counter-Culture" großes Potential und andernorts sehnt man sich nach so viel Innovation, nur fehlt dem Ganzen noch ein wenig die Ausrichtung sowie eventuell ein richtiges Rückgrat in Form herkömmlicherer Elemente.

6.2 / 10

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