Sonntag, 22. Mai 2011

Has-Lo - In Case I Don't Make It


Release Date:
29. März 2011

Label:
Mello Music Group

Tracklist:
01. Utero
02. Build Jewelz
03. Everything Is
04. Fiber Optics
05. Kinetic Energy
06. Limit
07. Untitled #1 (Hold On)
08. Sub-Ether
09. Forgotten Styles
10. Untitled #2 (Conception To Procession)
11. Storm Clouds
12. Years Later
13. Subliminal Oppression
14. Limbo
15. In Case I Don't Make It

Review:
Spätestens als neustes Pferd im Stall von Mello Music Group, dem auf dem Label-Sampler zwei Tracks zur Vorstellung eingeräumt wurden, hat der aus Philly stammende Has-Lo etwas Aufmerksamkeit verdient. Wer Angst hat, schon wieder einen Act komplett verschlafen zu haben, der darf beruhigt sein: Has-Lo's Biographie ist noch sehr überschaubar: 2007 macht er bei einem Campus Contest erstmals auf sich aufmerksam, tritt mit einem Selfmade-Projekt schon damals als talentierter Producer und Emcee auf und schraubt kurz darauf eine weitere EP zusammen. Die nächste Haltestelle ist Kevin Nottingham's HiPNOTT, über Bloggerhouse landet Has dann schließlich bei Mello, dessen Oddisee für das dortige Debütalbum "In Case I Don't Make It" nur lobende Worte findet.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Keine Gäste - das fällt zuerst an "In Case I Don't Make It" auf. Has produziert sein komplettes Album selbst und verzichtet auch am Mic auf jegliche Unterstützung. Eine interessante Entscheidung, die heutzutage nicht mehr oft getroffen wird, in diesem Fall aber vollkommen nachvollziehbar ist, da dieses Debüt ein sehr persönliches Album sein soll, was auch der Fall ist. Has-Lo ist nicht der typische Mello-Music-Künstler, aber genau genommen ist Has-Lo generell nicht typisch. Für sein relativ junges Alter spricht er zumeist in einem überraschend verbitterten Tonfall, den sein langsamer Rap-Stil nur noch unterstreicht. Er ist demnach sicherlich kein technischer Gott und kein Flowmonster. Wer dieses Album zu hören gedenkt, der sollte sich nicht darauf gefasst machen, von Skills vom Hocker gerissen zu werden (was nicht heißen soll, dass Has-Lo seines Fachs nicht kundig ist), sondern von einer dichten Atmosphäre, die ganz von der Eigenregie lebt. Da Has-Lo Hektik fremd ist, darf man sich als Hörer zurücklehnen und sich ganz von der melancholischen Grundstimmung einfangen lassen. Das bevorzugte Hilfsmittel sind dabei Streicher, der größte Pluspunkt bei Has-Lo's Producer-Fähigkeiten sind jedoch seine schönen Drumlines, die das Attribut "raw" verdient haben - "Subliminal Oppression" möchte man glatt einem True Master der Spätneunziger in die Schuhe schieben, während Has als Exkursthema dazu aufruft, geistlichen Führern nicht alles blind abzukaufen. "Forgotten Styles" kommt nur mit einem dünnen Gitarren-Loop aus, der von einer schönen Kick angetrieben wird. Die ganz großen Momente hat Has-Lo allerdings dann, wenn seine sehr langsamen Instrumentals eine betrübte Atmosphäre aufbauen und er selbst persönliche Zeilen ablässt: "Untitled 2" gibt Has' Beziehung zum HipHop wieder, von Rob Base bis zum heutigen Tag, wobei sein trübsinniger Tonfall vor allem dem Kommentar über den Zustand der heutigen Szene ("Now I'm hearin' HipHop is dust in the wind / Six feet deep, covered in dirt and dead / Under my Timbs, like it was one of our peeps / So we keep the essence alive, cause that's the way that some of us live") Nachdruck verleiht. An früherer Stelle wird eines der in der HipHop-Welt meistgenutzten Samples (Bob James' "Nautilus") für "Limit" ("They say a man only takes so much and then snaps") geflippt, "Fiber Optics" ist der temporeichste Moment, der mit seinen Streichern trotzdem voll im Fahrtwasser der LP liegt. Vorwerfen kann man Has nicht viel, da sich kaum Fülltracks finden. "Kinetic Energy" wäre eventuell ein Kandidat, der zudem zeigt, dass der gemächliche Stil Gefahr laufen kann, ins Langweilige abzudriften. Die besten Tracks sammeln sich dann im hinteren Teil: "Years Later" ist ein weiterer Rückblick, der mit einem sarkastischen Blick auf den Wandel der Jugendtrends hinsichtlich Hosenschnitt beginnt, in "Limbo" gibt es keine Raps, sondern es herrscht das depressive Stimmengewirr eines einsamen Has-Lo mit semi-suizidalen Gedanken vor. Beide Songs kommen mit einem simplen Aufgebot melancholischer Streicher aus. Das abschließende "In Case I Don't Make It" ist der persönlichste Track der Scheibe, der, nachdem Has sein Portrait als Einzelgänger, der sich in seiner Schulzeit nur unauffällig einblenden möchte, abgegeben hat, den Albumtitel erklärt und gleichzeitig ein offenes Ende lässt: "Is this an unfunny joke or a suicide note? You never know...".

Was Has-Lo hier zustande gebracht hat, schaffen nicht viele Künstler. Dass er es komplett im Alleingang geschafft hat, verlangt umso mehr Respekt. Sein Debüt saugt den Hörer ein, entspannt ihn, nur um ihn besser für den Weltschmerz dieses Einzelgängers empfänglich zu machen. Nüchtern betrachtet passiert dabei nicht viel, denn Has-Lo erfindet das Rad beileibe nicht neu, doch die aufgebaute Atmosphäre ist stark genug, um dem Hörer keine Zeit zu lassen, sich mangelnder Innovation bewusst zu werden - die Tatsache, dass derart schön gefertigte Instrumentals heutzutage selten genug sind, mal ganz außer Acht gelassen. Has-Lo hat viel Talent und Potential und übertrifft viele seiner Kollegen darin, den Hörer an seine Stimme zu binden. "In Case I Don't Make It" hat zwar noch seine wenigen durchschnittlichen Momente, doch wenn Has-Lo ein wenig an sich arbeitet, dann darf man von ihm noch einiges erwarten.

7.1 / 10

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen