Sonntag, 22. Mai 2011

Ill Bill & Vinnie Paz - Heavy Metal Kingz


Release Date:
05. April 2011

Label:
Enemy Soil Records / Uncle Howie Records

Tracklist:
01. Keeper Of The Seven Keys
02. Eye Is The King
03. Impaled Nazarene
04. Children Of God
05. Blood Meridian
06. Oath Of The Goat
07. King Diamond
08. The Vice Of Killing (Feat. Reef The Lost Cauze & Sabac Red)
09. Devil's Rebels (Feat. Crypt The Warchild)
10. Age Of Quarrel
11. Metal In Your Mouth (Feat. Q-Unique & Slaine)
12. Terror Network
13. Leviathan (The Spell Of Kingu)
14. The Crown Is Mine
15. Splatterfest
16. The Final Call

Review:
Beide sind inzwischen Veteranen mit jahrelanger Erfahrung und dürfen sich getrost (und wortwörtlich) Schwergewichte im HipHop-Genre nennen. Darüber hinaus lagen die musikalischen Gewässer, in denen Ill Bill und Vinnie Paz seit jeher schwammen, nie zu weit voneinander entfernt. Wo die beiden früher in erster Linie mit ihren Gruppen in Verbindung gebracht wurden, konnten sie in den letzten Jahren auch als Solokünstler Fuß fassen (Bill tat diesen Schritt bekanntermaßen schon etwas früher), was die Erwartungen für die Kollabo der beiden nun umso weiter schürt. Zurückzuführen ist sie ins Jahr 2006, als Bill auf dem Track "Heavy Metal Kings" seinen zweiten Auftritt auf einem JMT-Album verbuchte, nun endlich (nach langer Zeit der Ankündigung) folgt der Longplayer.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Man kann sich schnell ausmalen, wie viele HipHop-Jünger diesem Album entgegenfiebern: Die Jedi Mind Tricks genießen seit jeher eine große Fanbase, die Vinnie für seine Solokarriere fast komplett übernehmen konnte, hinzu kommt noch der immer noch respektable AOTP-Hype, Ill Bill konnte in den letzten Jahren als Kopf der Coka Nostra vor allem bei jüngerem Publikum noch einen ordentlichen Schub einfahren. Der typische Fan möchte von diesem auf Vinnie's Enemy Soil releasten Album also krachende, wilde Beats mit ordentlich Dampf dahinter, zu denen Bill und Paz auf die Kacke hauen. Genau das erledigt "Keeper Of The Seven Keys" voll und ganz - C-Lance hämmert mit stürmischen Streichern und pompöser Kick unbekümmert auf den Hörer ein und gibt eine ganz klare Marschrichtung vor: AOTP-Sound steht auf dem Tagesplan. Doch Moment, heißt das Album nicht "Heavy Metal Kings"? Ja, durchaus, doch Bill und Paz sehen diesen Titel wohl weniger als Rahmenbedingung für ihre musikalischen Untersätze denn als dessen Zweitbedeutung, die alte Metapher, die 2006 schon mit dem Prodigy-Sample importiert wurde, die lediglich mit der über das Album verteilten Referenz zu einigen Namen aus der Metal-Szene unterfüttert wird. Beim 2006er "Heavy Metal Kings" war das schließlich nicht anders. Produziert haben übrigens überwiegend unbekannte (und meist) Newcomer: C-Lance, Jack Of All Trades, Junior Makhno, Gem Crates und Grand Finale. Das Endergebnis ist dann leider das, was schon der Opener praktiziert: ausgetretener AOTP-Sound, glücklicherweise aber doch in besserer Ausführung als auf den zig Alben, die im letzten Jahr schon dieselbe Schiene fuhren. Dazu gibt es altbekannte Battle-Raps, von Vinnie mit seinem Standard-Flow, dem man das Körpergewicht anhört, vorgetragen, während auch Bill nicht vorhat, Bäume auszureißen. Dafür stellt er sich dreimal hinter die Boards und sorgt unter anderem für "Children Of God", einen der besten Tracks, dem sogar tatsächlich inhaltliche Bedeutung bemessen werden darf:

"I heard children sing 'Allahu akbar' in Turkey
One had a Russian AK, dirty Iverson jersey
I don't know if it made me proud or if it disturbed me
I guess it's not as bad as kids being fucked by the clergy
"



Ansonsten verfällt Vinnie schnell wieder in altbackene Morddrohungen, die dem Hörer an den Kopf gepfeffert werden. Wieder ist es Ill Bill, der mit seinem Beat zu "Kind Diamond" für einen hörenswerten Moment sorgt, während Stücke wie "Terror Network" gut hörbar, leider aber viel zu kantenlos sauber ausproduziert und ebenso austauschbar sind. Mit "Devil's Rebels" knallt Shuko einen deftigen Beat auf den Tisch (mit den besten auf der LP), der mit einem NBC-Sample über die 70er-Bushwick-Gang sogar interessante Lyrics verspricht, dann aber schnell zu willkürlicher Pöbelei verkommt. "Impaled Nazarene" hat wenig mit der Metal-Band zu tun, dient Vinnie aber als Plattform, um lang ersehnte Wahrheiten zu predigen: "Walt Disney was fucking Nazi, Illuminati killed Mike Jackson". Weiter im Aufgebot befindet sich "The Voice Of Killing", für das Sicknature billig und fantasielos vom Star-Wars-Soundtrack sampelt, in "Metal In Your Mouth" werten die Gäste den Track leider nicht merklich auf. Für den einzigen tatsächlichen Versuch, Abwechslung ins Spiel zu bringen, springt Muggs mit "Leviathan" ein, die Didgeridoo-ähnlichen Sounds gehen letztendlich aber zwischen Raps und Drums unter.

An dieser Stelle zu sagen "Da hätte man mehr erwarten können" ist leider nicht angebracht, denn Vinnie und Bill servieren genau das, was zu erwarten war und was den größeren Teil der Fans wohl auch zufriedenstellen wird - jene, die Vinnie an seinem Solo (und vielleicht noch den jüngeren JMT-Alben) und Bill an der Coka-Nostra-Scheibe messen, jene, die sich nicht ausgemalt haben, wie diese Kollabo vor genau zehn Jahren mit Beats von Stoupe oder auch Necro hätte klingen können. Diese Wunschträume sind allerdings sinnlos, weswegen man sich damit zufriedengeben sollte, dass die "Heavy Metal Kings" nicht etwa in HipHop-Metal-Bastarde mit trashigem Gitarrengeschrammel verfallen, dass man die Platte gut anhören kann und dass es alles in allem auch weniger gut hätte kommen können. Mit dem hier zu hörenden Stil werden weder Vinnie Paz noch Ill Bill in diesem Leben noch einen Klassiker aufnehmen, aber das erwartet auch niemand.

5.6 / 10

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