Sonntag, 22. Mai 2011

The Dwellas - The Last Shall Be First


Release Date:
26. September 2000

Label:
Loud Records

Tracklist:
01. Leakage
02. Dwellas
03. The Last Shall Be First (Feat. Large Professor)
04. Stand Up
05. I'm Tellin' You
06. Verbal Slaughter (Feat. Inspectah Deck)
07. On The Run
08. Da Ruckus
09. Ready To Rock (Feat. D.V. Alias Khrist)
10. You've Been Warned
11. Frontline (Feat. Cocoa Brovaz)
12. Once Again (Feat. Tony Atlas)
13. Ill Collabo (Feat. Organized Konfusion)
14. Game Of Death (Ayatollah's Joint)
15. Main Aim

Review:
Ihr Debütalbum erhält durchwegs positives Feedback - in die Reihe der großen Namen der Neunziger schaffen es die Cella Dwellas deshalb trotzdem nicht. Im Großen und Ganzen hört man in der Zeit nach dem Album-Release auch nicht mehr allzu viel von Phantasm und UG - andere Künstler des Loud-Rosters beanspruchen da eindeutig mehr Aufmerksamkeit. Doch ganz offensichtlich stecken die zwei nicht die Köpfe in den Sand, sondern machen sich an die Aufnahmen zu ihrem Nachfolger. Dafür wird namenstechnisch sogar der Keller verlassen, und nach geschlagenen viereinhalb Jahren erscheint mit "The Last Shall Be First" der Nachfolger zu "Realms 'N Reality".

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Wirklich bestätigen kann sich die Kampfansage im Titel nicht - viele Einheiten werden nicht verkauft, nicht einmal das Level an Aufmerksamkeit aus dem Jahr 1996 wird mehr erreicht. Das mag daran liegen, dass es inzwischen 2000 ist, dass die Dwellas als zweifelsfrei den 90er-Rappern zuzuordnende Künstler einer aussterbenden Spezies angehören, von denen zu allem Überfluss auch noch viele Vertreter mit ihren Versuchen, den Anschluss ins neue Jahrtausend zu finden, unglücklich scheitern. Doch es gibt natürlich auch Ausnahmen, und genau mit einer solchen sieht man sich bei "The Last Shall Be First" konfrontiert: Neben dem zuverlässigen Nick Wiz, der immer noch Banger am Fließband produziert, wurde eine erstaunlich populäre Schar an Gästen (wohl nicht ohne Zutun des Labels) versammelt, die schon die Tracklist sehr interessant aussehen lässt. Was dann aber tatsächlich dahinter steckt, geht so unbekümmert nach vorne los, als wäre der Ast der Eastcoast-Kultur, in den die Dwellas so fest verankert sind, nicht gerade dabei, in Morschheit zu vergehen. "Hardcore" ist das Stichwort, das sämtliche Ambitionen regiert und das nur ein einziges Mal vergessen wird - bezeichnend, dass "Da Ruckus" als Club-justierter Track den einzigen Skip-Kandidat markiert, aber trotzdem härter in die Drums hämmert als die Club-Tracks auf den Werken der Konkurrenz. Den Rest der LP hätte man sich im Traum kaum schöner konstruieren können (bzw. ihn nicht so gut erwartet): Mit ungewohnt großer Zugkraft trommelt Nick Wiz das eröffnende "Leakage" in den Ring, das direkt demonstriert, dass UG immer noch ordentlich Treibstoff im Tank hat und dass Phantasm flowtechnisch sogar noch zugelegt hat. Die Texte kommen zwar meist nicht über Representer- und Battle-Gehabe hinaus, doch das, was man zu hören bekommt, wird mit den richtigen Gewürzen angerichtet. Routinierter Street-Talk mit Large Pro über dessen edles "The Last Shall Be First" ist im Jahr 2000 schon ein seltenes und kaum bezahlbares Gut. Im entspannten "I'm Tellin' U" lässt Nick Wiz dann die Köpfe nicken, während die Dwellas so nett sind, der in einer Beziehung gebundenen Männerschaft dazu zu raten, ihre Ladies in Sichtweite zu halten. Der neunmal engagierte Nick Wiz klingt zwar nicht mehr exakt so wie zu seiner Glanzzeit, die Änderungen kosten aber erstaunlicherweise keine Qualitätseinbußen und garantieren durchgehend unerhört starke Beats. Und auch der Rest der Produktionen verströmt mit jedem Takt den Flair der Straßen NYs - man höre "Verbal Slaughter" mit einem bestens aufgelegten Inspectah, der das Mic vergoldet. Nach einer sehr guten ersten Hälfte legt das Album dann richtig los: "Ready To Rock" mit Chorus-König D.V. geht über einen so unwiderstehlichen Piano-Loop (Nick Wiz sei gepriesen) vonstatten, dass man der guten Laune den Eintritt nicht verwehren kann, an der "Frontline" mit Tek und Steele stehen die Dinge bestens und mit dem nächsten Gästeduo - P-Monch und Prince Po - marscheirt schon das nächste Highlight ein, dem Rockwilder einen Anstrich verpasst, der ebenso von der Schokoladenseite des Jahres 1995 hätte stammen können. Auch Ayatollah überspringt die hohe Messlatte und schickt ein düsteres Streichergeflecht ins "Game Of Death", das vor allem UG ("What kind of man jumps off a canyon, blastin' his cannon and lands standin', without his gun jammin'") bestens zu schmecken scheint. Immer noch nicht genug? Dann gibt es als bescheidene Zugabe den Track vom "Soul In The Hole"-Soundtrack, "Main Aim", eines der besten Erzeugnisse, das je Nick Wiz' Schmiede verlassen hat, und das kaum eine bessere Besetzung als Phantasm und UG hätte finden können.

Man kann eigentlich nur verwundert darüber sein, wie verdammt gut diese Scheibe ist. In einer Zeit, in der Rap-Konstanten anfangen, ein- und wegzubrechen knallen die Dwellas ein Album auf den Tisch, das nicht weniger als ein Manifest schnörkellosen Eastcoast-HipHops ist - und noch dazu eines der letzten seiner Art. Seien es nun die hervorragend gewählten Gäste oder die Beats, bei denen man sich dankbarerweise und zu Recht wieder auf Nick Wiz verlassen hat, an dieser LP hätten sich einige andere Künstler ein Beispiel nehmen können. Bei den Dwellas sucht man keine lyrischen Hochflüge, keine innovativen Explosionen und auch keine kunterbunte Abwechslung - hier findet man Street-Sound, wie er in sorgfältiger Verarbeitungsweise zu klingen hat; "The Last Shall Be First" hätte seinen gewünschten ersten Platz durchaus verdient.

9.2 / 10

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