Sonntag, 22. Mai 2011

Prince Paul - A Prince Among Thieves


Release Date:
23. Februar 1999

Label:
Tommy Boy Music / Warner Music Group

Tracklist:
01. Tariq's Dilemma (Intro)
02. Pain (Feat. Big Sha & Breezly Brewin)
03. How It All Started
04. Steady Slobbin' (Feat. Breezly Brewin)
05. Just Another Day
06. What U Got (The Demo) (Feat. Breezly Brewin & Big Sha)
07. The Hustle's On
08. MC Hustler (Feat. Horror City)
09. The Call
10. Other Line (Feat. Breezly Brewin & Heroine)
11. Crazy Lou's Hideout
12. Weapon World (Feat. Kool Keith)
13. My Big Chance
14. War Party (Feat. Horror City)
15. Count Macula
16. Macula's Theory (Feat. Big Daddy Kane)
17. Mr. Large (Feat. Chubb Rock & Biz Markie)
18. Can You Handle It
19. Put The Next Man On (Feat. Big Sha, Breezly Brewin & Superstar)
20. I Was In
21. My First Day (Feat. Chris Rock)
22. More Than U Know (Feat. De La Soul)
23. Room 69 (Feat. Sweet Dee)
24. Mood For Love (Feat. Newkirk, Breezly Brewin & Sweet Dee)
25. The Bust
26. The Men In Blue (Feat. Everlast)
27. Central Booking
28. Handle Your Time (Feat. Sadat X, Xzibit & Kid Creole)
29. The Rev
30. Sermon
31. Showdown (Feat. RZA)
32. You Got Shot (Feat. Big Sha & Breezly Brewin)
33. Every Beginning Must Have An Ending
34. The New Joint (DJ's Delite)
35. A Prince Among Thieves (Feat. Big Sha & T-Bone)

Review:
Es scheint an dieser Stelle völlig unsinnig, als Einleitung vorstellende Worte zu wählen. Als HipHop-Head sollte man Prince Paul kennen. Und wenn man ihn nicht kennt, hat man unwissentlich schon Musik von ihm gehört. Er ist wahrscheinlich derjenige im HipHop-Genre mit dem betragshöchsten Quotienten, der "Bedeutung für das Genre" im Zähler und "Ruhm und Bekanntheit" im Nenner stehen hat. Die Vielfältigkeit seiner Werke in den Achtzigern und Neunzigern ist dabei noch gar nicht miteingerechnet. Folgendes Release katapultiert uns in die ausgehenden Neunziger, Paul ist schon lange ein gefragter Produzent, konnte außerdem 1996 sein (etwas eigentümliches) Debüt veröffentlichen und schickt sich nun an, mit "Prince Among Thieves" seinen Ruf als Ausnahmetalent auszubauen.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Natürlich käme Prince Paul nicht auf die Idee, ein austauschbares Producer-Album zu veröffentlichen. "A Prince Among Thieves" ist ein Konzeptalbum (und konnte seither dem Titel "HipHop-Oper" nicht entkommen), aber da vor allem in späteren Jahren selbst mit diesem Begriff sehr lose umgegangen werden würde, bedarf es nochmals näherer Erklärung: Hier wird nicht irgendein Konzept lose verfolgt (in etwa das geschah bereits auf "Psychoanalysis"), die gesamte LP erzählt eine Geschichte und ist dementsprechend konzipiert - alle Skits dienen ausschließlich dazu, den Plot voranzubringen, alle Tracks wurden (im Gegensatz zu so vielen anderen "Konzeptalben") sinngemäß in den Handlungsfluss eingebaut. Dank bester Connections kann Paul seine Charaktere, derer unzählige auftauchen, mehr oder weniger frei wählen und tut dies auch, von Szenengrößen bis Nonames findet sich alles, doch eine Fehlbesetzung wird man vergeblich suchen. Die eine Hauptfigur dieses Dramas ist Tariq, verkörpert von Breezly Brewin (manch einem als Teil der Juggaknots bzw. der Indelible MC's bekannt), die zweite ist Tariq's bester Freund True, der seine Stimme von Big Sha, einem unbeschriebenen Blatt, erhält. Da eine komplett geradlinige Storyline wohl zu langweilig ist, fängt Paul seine Geschichte hinten an, nämlich mit Tariq's Tod, den der ahnungslose Hörer mit dem anscheinend ebenfalls getroffenen True verbinden kann. Doch anstatt weiterer Erklärungen wird die Zeit zurückgedreht und Tariq wird von seiner Mama aus dem Bett geworfen, was dem Hörer die Möglichkeit gibt, die Ausgangssituation zu überreißen: Tariq, tagsüber in einem miesen Job gefangen, investiert seine Freizeit erfolgreich ins Rappen und steht kurz davor, von RZA unter Vertrag genommen zu werden. Für das Demo-Tape fehlen allerdings noch ein paar Mäuse, die Tariq bei True, der als Hustler wesentlich besser betucht ist, leihen möchte. Zuerst nimmt sich Paul allerdings Zeit für eine herrliche Parodie auf einen Ice-Cube-Klassiker: "Steady Slobbin'" portraitiert den typischen Standardkerl von nebenan und zeigt außerdem, dass Breeze als Emcee eine hervorragende Wahl ist. Das nächste Highlight ist ein Track von Tariq's Demo: "What U Got" flippt Albert King in einen unwiderstehlichen Gute-Laune-Track, in dem man nun auch Sha's beachtliche Fähigkeiten zu hören bekommt. Anschließend nimmt die Tragödie ihren Lauf: True schlägt seinen Kameraden dazu breit, ein paar Tage selbst ins illegale Geschäft einzusteigen, und gibt damit die Bühne frei für Horror City, die als unbekannte Gruppe im dicken Lineup unterzugehen drohen. "MC Hustler" mag auch nicht der Überkracher sein, gibt jedoch das Talent einer vielversprechenden Formation preis, die nie ihre Chance bekam. Doch Paul lässt die Geschichte weiterlaufen, wirft im akzeptablen "The Other Line" ein Telefongespräch mit der Freundin ein, um dann zwecks Anschaffung einer Waffe den ersten prominenten Gast auf den Plan zu rufen: Kool Keith bekommt als Waffennarr Crazy Lou ein abgedrehtes Instrumental vorgesetzt, um seine "Weapon World" vorzustellen. Daraufhin geht es zu True's Boss, dem Kingpin Mr. Large. In dessen Hochburg öffnet Special Ed die Tür und stellt das Fußvolk vor, was Horror City in "War Party" einen zweiten, diesmal verdammt guten Auftritt beschert. Bereits an dieser Stelle fällt auf, wie sehr Paul sich den Gästen und ihren Rollen anpasst - seine vielfältigen bisherigen Tätigkeiten kommen auf diesem Album hervorragend zum Tragen. So auch für Big Daddy Kane, der als "Pimp Supreme" im Regiment von Mr. Large die perfekte Wahl ist ("I mastered the craft all the way to keep 'em strung / Them niggaz wanna keep my name from off they girl's tongue"). Chubb Rock als Mr. Large hätte ebenfalls kaum besser gewählt werden können, mit Biz Markie als Human Beatbox hätte "Mr. Large" ruhig noch eine Minute länger dauern dürfen. Tariq wird schließlich aufgenommen und nach seinem "First Day" im Geschäft leisten ihm bereits aufdringliche Crackheads (mit Chris Rock als einem davon) Gesellschaft. Als solche treten auch De La Soul im eher blass bleibenden "More Than U Know" auf. Nun kommt die Story ins Rollen: True bestellt Tariq in ein Motel, Letzteren empfängt dort weibliche Gesellschaft sowie das etwas magere "Mood For Love", bis Everlast die Stimmung versaut: Als korrupter Cop freut er sich in "The Men In Blue" über das härteste Instrumental der LP, dessen Drumline sich auch bei den Gravediggaz zuhause gefühlt hätte, und berichtet satirisch über die größte Gang New Yorks. Tariq, der neben heruntergelassenen Hosen außerdem mit Waffe und Crack erwischt wird, findet sich im Knast wieder, was zum Überbanger "Handle Your Time" führt, das mit Kid Creole, Xzibit und Sadat prominent und bärenstark besetzt ist. Nachdem der von Mama engagierte Reverend Tariq nach einer kurzen Predigt wieder auf freien Fuß gebracht hat, spitzt sich die Lage zu: Tariq vermutet, das Motel sei eine Falle vom offensichtlich neidischen True gewesen, und stellt nach einem Anruf beim RZA fest, dass sein einstiger Kumpel zudem mit den Beats seines Demo-Tapes seinen Deal bei Wu-Tang abgestaubt hat. Es kommt zum finalen Aufeinandertreffen, zuerst zum verbalen Schlagabtausch ("You Got Shot"), bis dann die Kugeln fliegen. Der Titeltrack als sarkastischer Abschluss schließlich sei jedem selbst zu deuten überlassen.

Zugegeben - es braucht etwas Text, um das ganze Album inklusive Storyline zu umreißen. Doch wenn man es schon mit dem wohl durchgeplantesten Konzeptalbum der HipHop-Geschichte zu tun hat, muss man eben etwas weiter ausholen. Auch wenn Prince Paul es mit diesem Album wieder nicht geschafft hat, den großen Ruhm einzufahren, so sollte die positive Kritik, mit der sein zweites Album überhäuft wurde, aussagekräftig genug sein. Und die lobenden Worte sind gerechtfertigt, man kann sich "A Prince Among Thieves" inklusive der Skits viele Male anhören, bevor sich die Handlung erschöpft. Die Story rechtfertigt außerdem die bunte Mischung der Emcees und garantiert einen roten Faden, der die LP felsenfest zusammenhält. So können zudem die wenigen mittelmäßigen Tracks viel leichter verkraftet werden, wobei der Großteil von Paul's Beats sowieso allererste Sahne ist. Diese "HipHop-Oper" darf schon fast als Pflichtlektüre bezeichnet werden.

8.2 / 10

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