Freitag, 2. September 2011

Blu & Exile - Below The Heavens


Release Date:
17. Juli 2007

Label:
Sound In Color

Tracklist:
01. My World Is..
02. The Narrow Path
03. So(ul) Amazin' (Steel Blazin')
04. Juicen' Dranks (Feat. Ta'Raach)
05. In Remembrance Of Me
06. Blu Colla Workers
07. Dancing In The Rain
08. First Things First (Feat. Miguel Jontel)
09. No Greater Love
10. Show Me The Good Life (Feat. Aloe Blacc & Joseph)
11. Simply Amazin'
12. Cold Hearted (Feat. Miguel Jontel)
13. The World Is (Below The Heavens..)
14. You Are Now In The Clouds With (The Koochie Monstas)
15. I Am Blu
16. (Silence)
17. Bonus Instrumental

Review:
Kaum zu glauben, doch noch vor vier Jahren war Blu ein ganz kleiner Fisch, der seine Hörerschaft erpicht darauf hinweisen musste, dass sich sein Name ohne "e" am Ende schreibt. Eine EP namens "Lifted" ist (neben einigen Gastauftritten) praktisch das einzige, was der Mann aus L.A. zu jener Zeit auf dem Kerbholz hat. Exile auf der anderen Seite ist fester Bestandteil der westküstlichen Backpacker-Szene, konnte sich seine Sporen unter anderem schon als Producer hinter Emanon verdienen und kann sogar schon auf ein 2006 veröffentlichtes eigenes Album zurückblicken. Auf dem arbeiten Blu und Exile auch schon zusammen, was letztlich (neben einem von Blu begeisterten Label) zum 2007 erscheinenden "Below The Heavens" führt, da man sich schnell und gut versteht.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Spätestens als einige Zeit nach Release der Platte die halbe Szene davon schwärmte, war es Zeit, sich mit "Below The Heavens", das auf dem kleinen Sound In Color erschienen ist (weswegen der große Erfolg noch mehr verwundert), zu befassen. Der Zusammenschluss zum klassischen MC-DJ-Gespann ruft schnell Assoziationen mit den Großen hervor, was Blu nicht zuletzt selbst anfächert ("The new Pete and CL is Exile and BL"), doch Sorgen, dass man es hier nur mit einem Plagiat zu tun hat, sind gänzlich unbegründet, denn dieses Duo greift an mehreren Fronten mit frischem Wind an: Da wäre einmal Naturtalent Blu selbst, dem man ab der ersten Sekunde anhört, dass ihm das Emceeing im Blut liegt. Mit einer markanten Stimme und einem lässigen Style lädt er die Hörerschaft zu diesem sehr persönlichen Album und hat die seltene Gabe, all die Anliegen und Dinge, die im Leben des 24-Jährigen vorgehen, ansprechend zu verpacken. Und mit solchen Geschichten ist der Großteil des Albums gefüllt, was sich als sehr positive Eigenschaft herausstellt, denn anhören kann man sich das, was Blu zu sagen hat, wieder und wieder, so beispielsweise auch "Show Me The Good Life", in dem sich Blu übers Vatersein Gedanken macht:

"I got a call from my girl last week, she telling me about that time of the month and how it may not come
Dropped the phone right before she said I might have a son
And I started asking God how come, I got dreams I ain't reached yet, ends that ain't meet yet
When it comes to being a man, shit I'm barely getting my feet wet
Trying to hit reset knee deep in debt, trying to figure out how to feed a mouth that ain’t got teeth yet
How the hell am I gonna show a child to be a man, when I'm twenty-two without a clue on how to take a stand?
"

 
Das alles würde natürlich ohne eine üppige instrumentale Untermalung nicht funktionieren, und genau dort kommt Exile mit einem der freshsten Soundteppiche des Jahres ins Spiel. Das Fundament ist das einer herkömmlichen Westcoast-Backpacker-Platte, doch Exile hat ein erstaunliches Geschick beim Finden, Auswählen und Verarbeiten seiner Samples und schlägt hier einen Weg ein, den man von Emanon (oder auch von "Dirty Science") in dieser Stärke nicht kennt: Es ist immer genug Saft im Beat, um die Nackenmuskeln zu fordern, trotzdem trieft die LP vor Soul, entspannten Voice-Samples und guter Laune. Das belegt schon "My World Is.." als perfekte Kombination aus Raps, Streichern und Voice-Sample (Erinnerungen an die Smut Peddlers werden wach), mit dem Blu geradezu zu tanzen scheint. Der Sommer-Track schlechthin ist "So(ul) Amazin'" (vielleicht die jahresbeste Fusion aus deftiger Snare und Streichern, die mit jeder Sekunde Sonnenschein durch die Boxen schicken), nicht minder stark ist "Blu Collar Workers", das das Portrait eines abgebrannten, hart arbeitenden MCs präsentiert, der seine Mühen damit hat, Zeit für Dinge wie eine Beziehung zu finden. Des Weiteren singt Blu den Refrain selbst und demonstriert dabei, dass er diese Kunst, bei der sich schon so viele Rapper lächerlich gemacht haben, erstaunlich gut beherrscht und sie vor allem gut einzusetzen weiß. Das gilt natürlich auch, wenn Miguel Jontel für "Cold Hearted", in dem Blu über ein weiteres meisterhaftes Voice-Sample von Exile einen Blick in seine Kindheit unternimmt, vorbeischaut. Ähnlich geht es zu, wenn "In Rememberance Of Me" sich wundert, wie schnell die Zeit vergeht, während "Simply Amazin'" Gedanken über Blu's Ist- und Sollzustand zusammenfasst ("Fuck that, we goin' platinum plus, and still ridin' on the back of the bus") und "Dancing In The Rain" mit famoser Akustikgitarre unvermeidbare Downphasen verarbeitet. Kritikpunkte zu finden fällt schwer, mit "Juicen' Dranks" bietet sich zumindest ein Aussetzer an, während auch "No Greater Love" das Niveau der restlichen Songs nicht ganz hält. Gegen Ende jedenfalls wartet wieder Sahne-Material in Form von "The World Is" und "You Are Now In The Clouds With", und wer dann noch nicht genug hat, dem bietet die CD noch ein ungelistetes "I Am Blu" sowie ein leckeres Bonus-Instrumental.

Nach diesem Album etablierte sich ein unglaublicher Blu-Hype, für den bisher noch kein Ende abzusehen ist. Ausnahmsweise darf in diesem Fall attestiert werden: zu Recht. Wie sehr sich das zuvor praktisch unbeschriebene Blatt Blu mit dieser Scheibe profilieren kann, wie sehr dieses Debüt durch die Bank weg Hörer begeistert, sucht in den letzten Jahren seinesgleichen. Zu danken hat Blu seiner unglaublich sympathischen Art, die seine persönlichen Geschichten erst so richtig hörenswert macht, und natürlich Exile, dem Meister hinter den Kulissen, der einen außergewöhnlichen Beat-Katalog zusammenstellt. "Below The Heavens" ist dabei keineswegs perfekt, macht dafür aber unglaublich viel Spaß und wird HipHop-Liebhaber auch noch in vielen Jahren durch sonnige Sommertage begleiten.

8.4 / 10

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