Sonntag, 22. Mai 2011

Masta Ace - Disposable Arts


Release Date:
18. Oktober 2001

Label:
JCOR Records

Tracklist:
01. The Release
02. Too Long (Feat. Apocalypse)
03. Block Episode (Feat. Punch & Words)
04. Commercial
05. Don't Understand (Feat. Greg Nice)
06. Goodbye Lisa
07. Hold U (Feat. Jean Grae)
08. Every Other Day
09. Roommates Meet
10. Take A Walk (Feat. Apocalypse)
11. Something's Wrong (Feat. Strick & Young Zee)
12. The Classes
13. Acknowledge
14. Enuff (Feat. Mr. Lee Gee)
15. Watching The Game
16. Unfriendly Game (Feat. Strick)
17. Alphabet Soup
18. Dear Yvette (Feat. Jane Doe)
19. I Like Dat (Feat. Punch & Words)
20. P.T.A. (Feat. King T & J-Ro)
21. Type I Hate (Feat. Rah Digga & Leschea)
22. Dear Diary
23. Last Rights
24. No Regrets

Review:
Die Karriere von Masta Ace weist Eckpunkte auf, von denen andere nur träumen können: Natürlich muss an dieser Stelle der Name Juice Crew fallen, auch die Erstbesetzung der Crooklyn Dodgers führt den Namen Ace. Dazu kommen nach dem Debüt bei Cold Chillin' noch zwei Alben mit Masta Ace Incorporated, Zweiteres erscheint Mitte 1995. Danach kommt es zur Trennung von Masta Ace Inc. und auch sonst wird es eher ruhig um den Master: Die Zahl der Auftritte ist überschaubar (u.a. werden Features auf den Yosumi-Compilations verbucht), es wird ein wenig getourt. Ganze sechs Jahre dauert es, bis Ace sich zu seinem zweiten echten Soloalbum, "Disposable Arts", aufrafft.

WRITTEN FOR Rap4Fame
Ace war nicht nur erfolgreich Teil der Prä-90s-Zeiten, auch die Neunziger selbst durchschritt er als relevanter Künstler. Nun gilt es, den Sprung in ein neues Jahrtausend und ebenso in eine Szene, die sich seit dem 1995er "Sittin' On Chrome" stark verändert hat, zu meistern. Inzwischen darf sich Ace getrost als Veteran bezeichnen, doch nicht nur deshalb kämpft er nicht mehr an vorderster Front: Das Missfallen gegenüber einer in die falsche Richtung steuernden Szene, das schon in den Neunzigern einsetzte, ist weiter gewachsen und hat Ace in dieser Hinsicht verbittern lassen. Seine eigene Stellung in dieser Szene sieht er dabei nicht ohne Selbstironie, treffend auf dem Cover als Anspielung auf "Sittin On Chrome" illustriert. Um seine Ambitionen - Unmut und der Wunsch nach dem echten, für Ace verblassenden HipHop - ansprechend an den Mann zu bringen, wählt er ein Konzeptalbum. Nicht ganz im Stile von Prince Paul, doch es gibt eine Rahmenhandlung, in die die Tracks lose eingelassen sind und die in Skits erzählt wird. Bei den restlichen Parametern gibt es durchaus kleine Überraschungen, hauptsächlich bezüglich der Unbekanntheit vieler Gäste und fast aller Produzenten. Dank eines gesunden Ohrs gelingt es Ace jedoch, trotz vieler verschiedener Köche eine hervorragende Beat-Karosserie zu fertigen, die seine so natürlich klingenden Rhymes sicher nach Hause bringt. Den Anfang macht die LP mit Ace's Entlassung nach langjährigem Knastaufenthalt, auf den mit "Too Long" direkt realisiert wird, wie viel sich geändert hat. Doch zuerst geht es zurück nach Brooklyn, wo nicht nur die Ex wartet. In "Block Episode" gibt ein überragendes Storytelling-Dreigeflecht die ziellose Gewalt wieder, die vor der Haustür wartet. Neben den nicht minder behänden Punch & Words ist es vor allem Ace, der den Hörer mit seinem Storytelling sofort auf und an seiner Seite hat. Die Entscheidung, nicht selbst irgendwann einen Querschläger einzufangen oder anderweitig frühzeitig das Zeitliche zu segnen, bringt Ace zum Entschluss, sich beim IDA ("Institute of Disposable Arts", mit Werbesprecher Tonedeff) zu einem auf lange Sicht lukrativen HipHop-Studium einzuschreiben. Bevor er dort eintrifft, gibt es einen astreinen Gute-Laune-Track mit Hype-Mann Greg Nice ("Don't Understand", mit einer Botschaft, die Ace's Einstellung trotz seiner Verbitterung gegenüber dem Genre unterstreicht: "I love Rap no matter how much I say I hate it") und einen schlicht und ergreifend schönen Lovesong, der in Jean Grae das perfekte Gegenüber findet und wie später auch "Dear Yvette", das als Brief an eine vom rechten Weg abgekommene ehemalige Freundin aufgezogen ist, Ace in seiner Rolle als Gentleman zeigt. Nach dem mit etwas erzwungen klingendem Reggae-Einschlag versehenen "Every Other Day" kommt man schließlich in den Genuss von Paul Barman als nerdiger Zimmergenosse, der hin und weg darüber ist, dass Ace aus Brooklyn kommt. Grund genug, einen Spaziergang ("Take A Walk") zu unternehmen, der das wahre Gesicht der Hood zeigt. Es folgt in "Something's Wrong" ein Frustventil mit einem jungen und hungrigen Strick sowie "Acknowledge", in dem Ace mächtig Dampf ablässt, wenngleich in die falschen Richtungen: Die im ersten Verse gedissten High & Mighty trifft es nur aufgrund eines kurz darauf aus der Welt geräumten Missverständnisses, Boogieman wird im zweiten Verse zwar in seine Einzelteile zerlegt, ironischerweise ist dies aber auch mehr oder weniger der einzige Existenznachweis für diesen Nobody aus Nottz' Gefolgschaft - was natürlich nichts an der Klasse des Tracks (man höre JS-1's Cuts) ändert. Eines der Highlights der Platte ist fraglos "Unfriendly Game", eine einzige große Football-Metapher:

"It's Monday night, we on some watch the game shit
But I can go outside and still see the same shit
[...]
And if they make a wrong move they penalized
Not by the referee, but by Pookie brother Jeffery
[...]
He's the one that makes the deals happen
Smokin' big cigars, while his stars are in the field scrappin'
But tonight the line of scrimmage got penetrated
The block got raided, and everybody got traded
Now they wearin' stripes in a pen
"



An nächster Stelle führt ein Song die Storyline fort: "Alphabet Soup", dessen Beat als Respekt zollender Kopfnicker Richtung "A Prince Among Thieves" verstanden werden kann, spielt aus der Sicht von zwei vom rollenden Rubel träumenden Hoodrats aus der Crew des Ex-Mackers von Lisa (ebenso Ace's Ex), die auf deren Auto angesetzt wurden. Die unterschwellige Attacke auf den fadenscheinigen Scarface-Traum eröffnet sich im folgenden Skit, der in Nachrichten-Form von einem "Carjacking gone wrong" und zwei jungen toten Männern berichtet. Damit verabschiedet man sich vom konkreten Handlungsverlauf, in "I Like Dat" kicken Punch, Words und Ace selbstbeweihräuchernden Sex-Talk, das sehr mittelmäßige "P.T.A. hängt materialistischen Zielen hinterher und "Type I Hate" gibt sich vier Minuten lang gepflegtem Lästern über Paparazzi, falsche Freunde und ähnliche Schmeißfliegen hin. Gegen Ende der LP wird Ace nochmals persönlich: "Dear Diary" ist eine Unterhaltung, in der Ace von seinem zweifelnden Selbst Vorwürfe gemacht bekommt, u.a. über das Boogieman-Battle ("Whoever let you back in the door should get a smack in the jaw / Cause you sure shouldn't be rappin' no more / You already proved that at the Lyricist Lounge affair / Tryin' to battle with rhymes you wrote on the way there / Maybe next time you'll know not to play fair / Say your best written shit and school 'em like daycare"), "Last Rights" birgt die Auflösung der Handlung und "No Regrets", in dem Domingo das perfekte Instrumental findet, um Ace über seine Karriere reflektieren zu lassen, setzt ein letztes und eindeutiges Ausrufezeichen hinter dieses Album.

Heutzutage gibt es viele Artists wie Ace, die das Game aus der zweiten Reihe betrachten und inhaltlich Ähnliches abliefern. Trotzdem macht es auch heute noch Mordsspaß, dieses Album zu hören. Ace's sympathische Art macht es einfach, den ohnehin teils großartigen Songkonzepten zu verfallen, doch selbst gewöhnliche Themen finden eine gelungene Umsetzung. Und dann wäre da noch das Phänomen der Beats: Es lässt sich kein Charakteristikum finden, das die Produktionen von vielen anderen abheben könnte, trotzdem steht das, was sich Ace zusammengewählt hat, über dem großen Rest - wenn Standard-BoomBap, dann bitteschön genau so. Da selbst die Skits so unterhaltend gestaltet wurden, dass man auch nach dem zwanzigsten Mal nicht zwangsweise skippen muss, ist "Disposable Arts" in jeder Hinsicht ein Must-Have.

8.7 / 10

CF - Storm Mode


Release Date:
31. März 2011

Label:
Creative Juices Music

Tracklist:
01. Intro: Storm Mode
02. Another Battle
03. I Will
04. Walk With Me
05. Last Take
06. Written In Blood
07. Show Business
08. King
09. 2050
10. Popping
11. Listen (Feat. WYME)
12. Voodoo Economics
13. Nothing (Feat. V-Gutta)
14. Hit Them
15. Nevaeh
16. We Gonna Rock Right Now (Feat. Dontique & 3797 ID)
17. Travel

Review:
Die rappenden Problemkinder in den Straßen Amerikas scheinen nie auszusterben: CF ist dabei weniger selbst ein Problem als ein junger, heller Latino aus Jersey City mit sehr bewegter Kindheit. Einen Ausweg aus dem Alltag findet er in Form von Lunchroom Ciphers, bei denen ihm auffällt, wie leicht ihm das Freestylen fällt. Also arbeitet er an seinen Fähigkeiten und battelt sich bald als Tin Man durch die Events in Jersey. Mit der Ausweitung seines Jagdgebiets auf New York wechselt er zum Namen CF alias Constant Flow, der ihm erwachsener erscheint. Recht schnell erfolgt dann der Sprung zu ernsthafteren Aufnahmen, der erste Nachweis dafür ist das 2005er "Zero Hour", 2009 folgt "Non Cypher". Das nächste geplante Projekt ist eine EP mit DJ Static aus dem Stronghold-Umfeld, als CF jedoch mit IDE's Creative Juices anbandelt, wird "Storm Mode" auf volle Spielzeit ausgebaut.

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Offiziell nennt es sich Mixtape, doch faktisch ist diese Ansammlung exklusiver Tracks vielmehr das, was man gemeinhin als "Street-Album" bezeichnen würde. Produziert haben logischerweise DJ Static, doch auch IDE und Frank Sasoon aus dem CJM-Camp packen mit an. Gastbeiträge halten sich im sehr überschaubaren Bereich und kommen weder von Creative Juices noch aus Immortal Technique's Rebel Army, der CF seit geraumer Zeit angehört und mit der er schon durchs Land getourt ist. Stattdessen umgibt er sich mit noch unbekannteren Artists, denen jedoch sowieso ein denkbar kleiner Anteil am Scheitern oder Gelingen dieses Projekts zufällt. Für das Mixtape, das "Storm Mode" sein soll, legt CF dann recht schnell erstaunlich gutes Material vor, bei dem schnell klar wird, dass das Bestreben besteht, sich aus der grauen Masse, in der er momentan ohne Frage noch steht, abzuheben. Ein kleiner Nachteil ist dabei seine Stimme, denn die ist in höchstem Maße austauschbar, und auch Flow und Stil erfinden das Red nicht neu - in seinen besten Momenten klingt er ein wenig wie Tragedy Khadafi, was also auch schon bekräftigen sollte, dass CF durchaus rappen kann. Das klare Highlight auf der Scheibe wird von "Another Battle" markiert, einem feinen Niroshima-Beat mit eingängiger Hook, der CF's eigene Geschichte von Geburt an erzählt:

"Pops gave a wrong look, no daddy didn't care
Once he set eyes on the kid he wanted to diappear
So he did me the worst way and married the chick he cheated on my moms with on my sixth birthday
So I was raised by my grandparents, moms went to college and my pops was transparent
Grandma had a heart disease, with clogged arteries
"



Mit dem Tod seiner Oma, dem Versinken seines Großvaters im Alkohol und schließlich noch dem Tod seines besten Freunds bietet diese Biographie viele Schicksalsschläge, was von CF emotional vorgetragen wird und so den Song extrem aufwertet. Nicht wenige andere Tracks erhalten ebenfalls eine persönliche Note, denn Drama scheint es im Leben des Protagonisten mehr als genug zu geben. Wer bei dieser Scheibe vorwiegend mit Battle-Raps gerechnet hat, der liegt falsch, auf Tracks wie "Nothin'" (auf dem sich CF sogar Trag's "Aura" ausleiht) wird zwar auch dieses Gebiet abgedeckt, doch man hört, dass CF sichtlich bemüht ist, nicht der Kategorie nichtssagender Battle-Rapper anheim zu fallen. Das Resultat sind Tracks wie "Walk With Me" (dessen Scram-Jones-Beat man von Raekwon kennt und das wohl der Hauptgrund für den Mixtape-Titel ist), in denen die eigene Meinung über naheliegende Themen wie Rassismus kundgetan wird. Wer sich nun enthusiastisch weiter in das Album hineinwagt, der wird die Probleme, die CF bekommt, hören: Vor allem die Beiträge von Static (sieben an der Zahl) gehen oftmals nicht über das Standard-Programm hinaus und an diesen Stellen fällt es CF schwer, die Aufmerksamkeit seiner Hörerschaft zu halten - sein Charisma ist eben doch noch recht überschaubar. Tracks wie "Hit Them" oder "We Gonna Rock Right Now" (trotz Gästen) sind deshalb schnell wieder vergessen. Besser schlägt sich IDE, der sich mit "Show Business" oder der Zukunftsvision "2050" als passender Partner herausstellt. In der recht ausgewogenen Restmasse landet auch Static einen Treffer ("Popping"), ebenso wie sich weitere Hintergrundsongs finden.

Der erste Eindruck, den CF macht, ist nicht unbedingt überwältgend, wer irgendwo in den Weiten des Internets über "Storm Mode" stolpert, der wird nichts Unmittelbares finden, was den Jersey-Rapper von der großen Masse abhebt, und deswegen unter Umständen gar nicht auf Idee kommen, dem Tape eine Chance zu geben. Die hat es allerdings durchaus verdient, denn mit einer sehr ambitionierten Vorstellung und einigen hervorragenden Tracks zeigt CF, dass er Potential zu mehr hat. Auf voller Spielzeit kommt das hier allerdings nicht zum Tragen, denn dafür fehlen die durchgehend guten Beats sowie vielleicht der eine oder andere herausragende Gast. Inwiefern Creative Juices von diesem Signing profitieren werden bleibt abzuwarten, von CF selbst darf man, sollte denn ein offizielles Album folgen, gute und ehrliche Musik erwarten.

6.0 / 10

Method Man - Tical


Release Date:
15. November 1994

Label:
Def Jam Recordings

Tracklist:
01. Tical
02. Biscuits
03. Bring The Pain (Feat. Booster)
04. All I Need (Feat. Streetlife)
05. What the Blood Clot
06. Meth Vs. Chef (Feat. Raekwon)
07. Sub Crazy
08. Release Yo Delf (Feat. Blue Raspberry)
09. P.L.O. Style (Feat. Carlton Fisk)
10. I Get My Thang in Action
11. Mr. Sandman (Feat. RZA, Inspectah Deck, Streetlife, Carlton Fisk & Blue Raspberry)
12. Stimulation (Feat. Blue Raspberry)
13. Method Man (Remix)

Review:
Der Hype, der sich um den Wu-Tang Clan mit dem inzwischen legendären Debütalbum aufbaute, ist kaum in Worte zu fassen. Entsprechend schwer muss es gewesen sein, die Ankündigung, den Namen Wu-Tang zu einer weltweiten Marke zu machen, in die Tat umzusetzen. Was lässt man auf ein solches Album folgen? Mastermind RZA weiß die Antwort: eine Welle von Soloalben, die der Welt die einzelnen Mitglieder näherbringen soll. Wer zuerst ins kalte Solo-Wasser springen würde, war ebenfalls naheliegend: Der Jüngste der Bande, Method Man, der sich mit seiner Art wohl am meisten profilieren konnte und dazu den einzigen Solo-Track auf "Enter The Wu-Tang" erhielt, wird ein Jahr später mit seinem "Tical" ins Rennen geschickt.

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Erstaunlicherweise werden bei Diskussionen um die besten Alben aus dem Wu-Kreise nach dem Debüt meist die großen Releases aus dem goldenen Jahr '95 im nächsten Atemzug aufgezählt, "Tical" scheint dabei teilweise geradezu vergessen zu werden. Nachvollziehbar ist das jedoch kaum, denn mit einer Komplettproduktion von Abt RZA darf man zu Recht davon ausgehen, dass es auf Method Man's Debüt zur Sache geht. Als Label findet sich im Zuge der Freiheit, die jedem Wu-Mitglied diesbezüglich gelassen wurde, übrigens Def Jam, die Gästeliste sieht deshalb trotzdem so aus, wie sie auszusehen hat - verglichen mit späteren Releases sogar recht mager. Stören sollte das nicht, denn auf den kurz angebundenen 13 Tracks präsentiert sich ein Method Man in einer Höchstform - die Stimme so kratzig, als hätte er statt Lungen zwei glimmende Blunts (oder vielmehr Ticals) im Brustkorb sitzen. Dass dabei auf lyrischer Ebene keine Weltrevolution vonstatten geht, ist demnach nebensächlich, die Präsenz, die Wortspiele und die Stimmung lassen keine Wünsche offen. Wer Method Man allerdings nur von späteren Jahren als den gutgelaunten Spaßvogel kennt, der wird sich wundern, denn "Tical" liegt stilistisch logischerweise im Jahr 1994 und ist somit von RZA's steinharten, staubtrockenen Beats geprägt, die für sich genommen schon alles zerstampfen, was den Boxen zu nahe kommt: "Bring The Pain" schickt denselben Method Man wie '93 in eine neue, atemberaubend minimalistische Beat-Szenerie. Das Resultat sind Zeilen wie diese:

"Brothers wanna hang with the Meth, bring the rope
The only way you hang is by the neck, nigga poke
Off the set, coming to your projects
Take it as a threat, better yet, it's a promise
"



Ein Vermächtnis der Battles, in denen die Wu-MCs untereinander ausmachten, wem welcher RZA-Beat zufällt, ist "Meth Vs. Chef", ein Klassiker, wie man ihn schöner nicht hätte gestalten können, mit einer zum Dahinschmelzen knöchernen Drumline. Der nächste Superklassiker ist "Tical" trotzdem nicht: Die Inhouse-Wu-Sängerin Blue Raspberry, die hier erstmals auftritt, macht mit ihrer Gloria-Gaynor-Interpretation wenig Spaß und schändet das ansonsten erstklassige "Release Yo Delf" somit ein wenig. Dem Albumfluss, der den Hörer seit den eröffnenden Intro-Sekunden von "Tical" mitreißt, tut das allerdings keinen Abbruch. Selbiges gilt für "Method Man", das etwas zu trocken für seine (im Original lebendiger untermalten) Rhymes ausfällt. Erstaunlicherweise gilt dies nicht für "All I Need", das (im Gegensatz zum populären Remix) erfolgreich ein hartes Instrumental unter diesen Lovesong packt - darüber hinaus stellt sich Mef's persönlicher Weedcarrier Streetlife erstmals vor. Gerade weil sie auf diesem Album kaum vorhanden sind, ist der einzige Posse-Track ein Kracher der Extraklasse - "Mr. Sandman" führt die obskur anmutende Eleganz, die Blue Raspberry's Hintergrund-Vocals mit den wild über das Mic herfallenden Wu-Recken bildet, über ein schweißtreibend rohes Instrumental nahe an die Perfektion. Dazwischen finden sich natürlich Kung-Fu-Samples, aber auch der spätere Killa-Beez-Kult wird angedeutet. Daneben werden mit Carlton Fisk abgedrehte "P.L.O. Styles" gekickt, während Blue Raspberry ein weiteres Mal für das grandiose, von Streichern veredelte "Stimulation" rekrutiert wird. Man könnte nun noch "What The Blood Clot" oder RZA's perverse Produktion für "Biscuits" loben, doch wer an dieser Stelle noch keinen Hunger auf das Album hat, dem ist nicht mehr zu helfen.

Letztendlich ist Method Man's Erstling wohl nicht ganz so Klassiker-trächtig wie die Wu-Alben, die es umgeben, vollkommen ungerechtfertigt ist sein Status als meistverkauftes Wu-Solo trotzdem nicht. Das Duo RZA und Method Man schwimmt auf der Auftriebswelle, die den Wu-Tang Clan zu jener Zeit trägt, ganz oben mit und lässt die Hörerschaft genau das auch spüren. Method's rauchige Stimme bildet einen harmonierenden Gegenpol zu den teils brachialen Instrumentals, was nie den Wunsch nach mehr Feature-Gästen aufkommen lässt. Bei der überschaubaren Spielzeit (eine knappe Dreiviertelstunde) fühlt man sich nicht, als würde die LP zu früh enden. "Tical" ist Method Man's Magnum Opus und wenngleich (da nicht jeder Song ein Überbrenner ist) kein Klassiker, kommt es diesem Status doch recht nahe.

8.5 / 10

Prodigy - H.N.I.C.

Release Date:
14. November 2000

Label:
Loud Records

Tracklist:
01. Bars & Hooks (Intro)
02. Genesis
03. Drive Thru (Skit)
04. Rock Dat Shit
05. What U Rep (Feat. N.O.R.E.)
06. Keep It Thoro
07. Can't Complain (Feat. Twin Gambino & Chinky)
08. Infamous Minded (Feat. Big Noyd)
09. Wanna Be Thugs (Feat. Havoc)
10. Three (Feat. Cormega)
11. Delt W/ The Bullshit (Feat. Havoc)
12. Trials Of Love (Feat. B.K. a.k.a. Mz. Bars)
13. H.N.I.C.
14. Be Cool (Skit)
15. Veteran's Memorial
16. Do It (Feat. Mike Delorean)
17. Littles (Skit)
18. Y.B.E. (Feat. B.G.)
19. Diamond (Feat. Bars & Hooks)
20. Gun Play (Feat. Big Noyd)
21. You Can Never Feel My Pain
22. H.N.I.C. (Outro)

Review:
Zu Beginn des neuen Jahrtausends sind Mobb Deep wahrhaftig nicht mehr in einer Position, in der sie irgendjemandem irgendetwas beweisen müssen. Vier Alben hat man auf dem Konto stehen, drei davon gelten als definitive Bereicherung für die Szene, alles in allem gehört man zu den Großen der Ostküste. Mit dem neuen Jahrtausend erhebt sich zwar auch eine neue Generation von Rappern, doch wen stört das schon. Prodigy hat trotzdem nicht vor, sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen und betritt bisher unerkundetes Terrain: seine Solokarriere. Dass zu jener Zeit Gerüchte um eine Auflösung von Mobb Deep kursieren, stört den "Head Nigga In Charge" - kurz "H.N.I.C." - nicht, Partner Havoc taucht schließlich auch als Gast auf.

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Irgendwo muss man sich natürlich die Frage stellen, was genau die Motivation hinter der LP ist. Die Freiheit, mit anderen Produzenten zu arbeiten? Vielleicht will Prodigy, nachdem an "Murda Muzik" teilweise schon Kritik geübt wurde, das Heft alleine in die Hand nehmen - allerdings eine eher unwahrscheinliche und auch kaum zutreffende Theorie. Eine genaue Antwort gibt es nicht, die momentane Gefragtheit von Mobb Deep und damit die Aussicht auf gute Absätze wird jedoch sicherlich ein Faktor gewesen sein. Die nächste Frage ist also, wer Havoc's Aufgabe übernimmt. Ein Blick in die Producer-Liste fördert Namen wie Alchemist, Rockwilder, Ric Rude, Just Blaze und - neben Havoc selbst - noch einige andere zu Tage. Und während der sich der Hörerschaft präsentierende Prodigy ab und an immer noch die Klasse seiner besten Tage durchscheinen lässt, ist es schwer erklärlich, wieso Bars & Hooks, die Handtuchhalter im Infamous-Bandenlager, durchs "Intro" gurken dürfen. So wirklich in die Gänge kommt das Album mit den ersten Tracks sowieso nicht, stattdessen zeigen sich die ersten Probleme, mit denen Prodigy zu kämpfen hat: Von Mobb Deep ist man eine dichte Atmosphäre, kohärente Beats und gut konzipierte LPs gewohnt, hier drücken sich unnötige Skits, ein das Album zu lahm einläutendes "Genesis" und ein nicht mit dem Instrumental von "What U Rep" (das Prodigy dank seiner Connections zu Benzino abgreifen kann) zurechtkommender Noreaga die Klinke in die Hand. Erst Onkel Alchemist richtet die Dinge wieder ins rechte Licht und entpuppt sich im Verlauf der LP als der stille Held, da seine vier Beiträge allesamt Highlights markieren. Klassifizieren lässt sich das zwar nicht mehr als der klassische IMD-Sound, sondern vielmehr als der Übergangs-Sound um die Jahrtausendwende, doch im Gegensatz zu anderen Tracks der LP darf sich darüber niemand beschweren - "Keep It Thoro" mag etwas softer aussehen, erstklassige Unterhaltung bietet es trotzdem. Seinen Hass entladen darf man etwa bei "Littles'" schlechtem Skit-Auftritt oder bei "Y.B.E.", das vollkommen aus der Reihe tanzt bzw. bounct. Auch Havoc's zwei Beiträge ("Delt W/ The Bullshit" sowie das erzwungen klingende "Wanna Be Thugs") wirken nicht gerade inspiriert. In solchen Tracks tritt dann auch noch der müde Prodigy, den man in den folgenden Jahren noch besser kennenlernen würde, hervor. Also zurück zum genießbareren Material: Alchemist's "Three" ist "Murda Muzik"-Stuff und mit Cormega außerdem (ausnahmsweise) hervorragend besetzt. Klassiker-Material mit lächerlichen zwei Minuten, da bleibt kein Verständnis für Nonsens wie "Infamous Minded". Was genau Prodigy zu diesem Track geritten hat, wissen die Götter, an fähigen Produzenten kann es kaum gemangelt haben, ein EZ Elpee springt mit dem schönen Titeltrack als Gegenbeispiel ein, und notfalls zeigt Prodigy im selbstproduzierten "Can't Complain" sogar höchstpersönlich, wie QB-Sound zu klingen hat. Es bleiben noch zwei weitere ALC-Lichtblicke, das Beziehungsgespräche führende "Trials Of Love" sowie das den verstorbenen Homies (u.a. Killa Black) gewidmete "Veteran's Memorial", zu erwähnen, bis man sich der Schlussphase zuwenden kann: Hier wird erfreulicherweise nochmal aufgedreht, in "Diamond" überzeugt sogar das Fußvolk, während Noyd und P sich für "Gun Play" auf das konzentrieren, was sie am besten können. "You Can Never Feel My Pain" ist ein sehr nachdenklicher Abschluss, gibt sich aber nicht die geringste Blöße:

"In and out of crisis, since before I could walk
It gave me strenght though, nowadays I hardly talk
It made me cold-hearted, anti, I won't play sports
I barely joke or play games, take it how you want
"



Prodigy hinterlässt seinen Hörern ein Album, das gemischte Gefühle hervorruft und in erster Linie wohl enttäuschend sein mag. Auch bei genauer Analyse ist es alles andere als eine Freude, dass die Möglichkeit eines erstklassigen Longplayers durch falsche Gäste, unnötig viele Tracks bzw. Skits sowie durch einige vollkommen fehlgeleitete Instrumentals verbaut wurde. Wenn man dann nochmal nüchtern Bilanz zieht, wird auffallen, dass die Mehrheit der Tracks sogar als gelungen zu betrachten ist. Das gegenteilige Gefühl vermittelt lediglich ein fehlender roter Faden, verschuldet durch besagte Unzulänglichkeiten. Der "H.N.I.C." ist Prodigy mit seinem Debüt nicht mehr, ein ordentliches Album, das sich über dem guten Durchschnitt platziert, hat er trotzdem zustandegebracht.

6.8 / 10

Savage Brothers & Lord Lhus - The Iron Fist


Release Date:
05. April 2011

Label:
Goon MuSick

Tracklist:
01. At War Pt. 2 (Feat. Ruste Juxx)
02. Game Time
03. Massacre (Feat. Chief Kamachi)
04. Return Of The Fist (Feat. Virtuoso)
05. Pray For Your Life (Feat. Sicknature)
06. Smoke & Mirrors
07. 5 Criminals (Feat. King Magnetic, Venom & Freestyle)
08. We Don't Give A Fuck
09. South East (Feat. Supastition)
10. Real Goons (Feat. Dr. iLL)
11. Last Days (Feat. Brainstorm)
12. Step On Us
13. Music (Feat. Vibez)
14. Piledriver
15. Progress (Feat. Grindgouse Gang & Words & Rhymes)
16. Uncanny Valley (Feat. The Uncanny)
17. On The Run
18. Third Eye (Hidden Bonus) (Feat. Genghis Khan)

Review:
2009 war das Jahr, in dem die Snowgoons, durch ihre beiden Alben schon ein bekannter Name, neben ihrer dritten Compilation "The Trojan Horse" noch ein weiteres Album produzierten, auf dem sie drei aus South Carolina stammende Jungs vorstellten: die Savage Brothers und Lord Lhus, die bis dato niemand so wirklich auf dem Schirm hatte. Vor allem für Lhus war dies der große Schritt, da die Szene sehr empfänglich für Produkte der Snowgoons war. Inzwischen gehören die beiden Goons fast schon zu den Alteingesessenen, nehmen es sich jedenfalls heraus, ein Album in bester JMT-Manier zu präsentieren. Die Rede ist von "The Iron Fist", dem ganz offensichtlichen Nachfolger zu "A Fist In The Thought".

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Präsentiert wird diesmal, weil Illegal und Det selbst nur fünf Tracks produzieren. Mangel an Beats verheißt das nicht, denn es gibt auf der Welt mehr als genug Beat-Bastler, die genau in dieselbe Kerbe wie die Snowgoons schlagen. Das müssen sich auch Qualm, Knowledge und Lhus gedacht haben, weswegen die komplette Beat-Palette importiert wird, praktisch ausschließlich aus Europa: Da wären aus Deutschland noch Shuko und die Hitfarmers, aus Frankreich Al'Tarba, 5th Criminal und DJ Crown, die Returners aus Polen, Tango & Cash aus Russland, Eversor aus Griechenland, der belgische Velvet Sick und The White Shadow Of Norway - in dieser Liste ist der aus Toronto stammende Vokab ein echter Exot. Woher der Hang zum Multi-Kulti-Lineup kommt sei einmal dahingestellt, am Outcome ändert es wohl nicht sonderlich viel, da - wie schon erwähnt - alle so ziemlich dieselbe Sparte bedienen. Überrascht darf man nicht sein, wenn es ordentlich zur Sache geht und einem die Battle-Raps zu wuchtigen Beats entgegenpreschen, im Titel wurde im Vergleich zum Vorgänger sogar noch "Thought" durch "Iron" ersetzt. Dass sich daraus lyrische Auswirkungen ergeben, kann man nicht gerade behaupten, wirklich zu variieren ist da sowieso nichts. Es kann höchstens vermerkt werden, dass die wenigen themenbezogenen Tracks auf "A Fist In The Thought" keine Nachfolger erhalten. Das Album ist also eine wilde Battle-Representer-Party von Anfang bis Ende, und da erwartungsgemäß keiner der Emcees Quantensprünge hinsichtlich der eigenen Fähigkeiten unternommen hat, sieht es immer noch wie folgt aus: Lhus ist der hervorstechende Beste, der mit seiner Performance überspielen kann, dass eigentlich nichts gesagt wird, Qualm und Knowledge sind die zwei Backups, bei denen man schon Probleme hat, sie voneinander zu unterscheiden und die in diesem Leben auch für nichts Besonderes mehr vorgesehen sind. Der Schluss, dass die Beats für die LP essenziell sind, ist also schnell gezogen. Und genau an dieser Stelle bekommt das Trio Probleme. Die größeren Namen enttäuschen, die unbekannten können sich nicht profilieren. Shuko ist ein schönes Beispiel, sein "South East" klingt halbherzig, was auch mal wieder über White Shadow gesagt werden darf, der in "Return Of The Fist" sogar Virtuoso in die Wüste schickt. Auch die Snowgoons scheinen hier nicht ihre Erstware zu verschießen, "Massacre" ist zwar solide, aber inzwischen Fließbandware, "Smoke And Mirrors" verärgert mit mittelmäßiger Umsetzung des Samples, "Piledriver" hat man sofort wieder vergessen. Lediglich "Music" erfreut mit melancholischen aber flotten Tönen, für die sogar eine unerwartete Flow-Variation ausgepackt wird. Die positiv auffallenden Tracks halten sich in Grenzen: "On The Run" und "5 Criminals" unterscheiden sich nicht vom Rest, sind aber schlichtweg besser, "Game Time" profitiert von einem rentablen Sample und Tarba unterstreicht einmal mehr sein Können mit "Third Eye", das mit amüsantem Science- und Verschwörungs-Gebrabbel sogar inhaltliche Abwechslung birgt. Auf der anderen Seite stehen traurig abgedroschene Phrasen wie "We Don't Give A Fuck", die nervtötende Hitfarmers-Produktion "Step On Us" oder das zum Einschlafen langweilige "Last Days".

Während sich der hier erneut gefahrene Sound mehr und mehr erschöpft scheint es mehr als genug Produzenten zu geben, die dafür sorgen, dass es auch weiterhin Alben wie dieses geben wird. Doch so funktioniert der Stil, den man einst stolz Eastcoast-Hardcore nannte, nicht. Diesem Album fehlt die Seele, es fehlt die Detailverliebtheit, die clevere Sample-Wahl, die Raffinesse - kopfloses Nach-vorne-Stürmen war noch nie die beste Wahl. Klar, es fallen immer wieder ein paar starke Beats ab, doch das reicht in einer Zeit, in der zu viele Alben wie "The Iron Fist" den Markt fluten, nicht aus. Das sollten sich die Snowgoons wie auch (fast) alle anderen beteiligten Producer durch den Kopf gehen lassen, das sollten sich Leute wie die Savage Bros, die ohnehin sehr stark auf ihre Produktionen angewiesen sind, bei der Konzeption ihrer Alben vergegenwärtigen. "The Iron Fist" reißt gerade mit seinem Schlussteil den Karren nochmal aus dem Dreck, doch mehr als Durchschnitt ist insgesamt nicht drin.

5.0 / 10

Blueprint - Adventures In Counter-Culture


Release Date:
05. April 2011

Label:
Rhymesayers Entertainment

Tracklist:
01. Five Years Ago
02. Go Hard Or Go Home (Printnificence)
03. Automatic
04. Keep Bouncing
05. Wanna Be Like You
06. My Culture
07. Mind, Body & Soul (Feat. Angelica Lee)
08. So Alive
09. Stole Our Yesterday
10. Radio-Inactive
11. Welcome Home
12. Fly Away
13. The Clouds
14. Rise & Fall
15. The Other Side

Review:
Blueprint's Einfluss im letzten Jahrzehnt weckt das Gefühl, als wäre dieser Mann, der nicht nur in Ohio, sondern im ganzen Midwest bei vielen Gelegenheiten eine wichtige Rolle bekleidete, schon seit 20 Jahren oder mehr im Game unterwegs. Seine jüngeren Projekte umfassten eine EP, die ausschließlich The Who sampelte, eine limitierte Instrumental-Platte sowie die beiden "Electric Purgatory"-Teile mit Greenhouse Effect, das inzwischen nur noch Greenhouse heißt und außerdem nur noch Illogic als zweites Mitglied führt. Er ist integraler Teil von Columbus-Label Weightless, aber gleichzeitig im Stall von Rhymesayers gesattelt, die mit "Adventures In Counter-Culture" nach "1988" auch sein zweites offizielles Soloalbum veröffentlichen.

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Die vielen verschiedenen musikalischen Ansätze, die Blueprint schon versucht hat, sollen hier alle einfließen, trotzdem soll das Album anders klingen als bisherige Releases, was für Blueprint kein großes Problem darstellt. Er war schon immer ein vielseitiger Produzent, spätestens die "Electric Purgatory"s zeigten seine Fähigkeit, Electro-Einflüsse nach Belieben in einen HipHop-Song zu weben. Bedenken darüber, dass Printmatic dieses Album praktisch im Alleingang stemmt, sind also vollkommen unbegründet. Es darf zudem gesagt werden: Ideen und Konzepte sind sowohl für Instrumentals als auch für Lyrics genug vorhanden, weswegen es sich begibt, dass auf "Adventures In Counter-Culture" eine Menge erzählt wird. Wie genau Blueprint diesen Sound konzipiert hat ist eine ganz andere Frage, die zumindest jenen, die Blueprint hauptsächlich wegen seiner frühen Weightless-Tage feiern (und dann wahrscheinlich auch "1988" nicht verschmähten), sauer aufstoßen wird. Wiederholen will Blueprint sich nicht, weswegen hier Synthies und mal sehr langsame sowie auch flotte Rhythmen vorherrschen. Der typische Underground-Emcee ist Vergangenheit, zu nicht wenigen Gelegenheiten wird sogar ein wenig eigener Gesang eingebaut. Erst einmal wird mit "Go Hard Or Go Home" der erste Wegstein gesetzt, der noch ein wenig nach den beiden Greenhouse-EPs klingt, wenngleich die Ausführung trotz unterhaltsamer Lines ("My perfect day is to make a beat, then have sex") etwas plump klingt. Was vor allem im Anfangsteil sehr verwirrt sind die krassen Unterschiede beim Design der Songs: "Wanna Be Like You", ein neidischer Blick auf die vermeintlich perfekte Welt der Stars und Promis, watet in abgedrehten Synthie-Sphären, die vor allem dank der Hook Pop-Charakter vermitteln, "Mind, Body & Soul" steuert in eine andere (wenig berauschende) Himmelsrichtung durch den Synthie-Sumpf und vor allem mit Angelica Lee's Auto-Tune-Hook gibt es hier wenig zu lachen. Das offensichtliche Problem sind also die Produktionen. Wer Blueprint's ältere Releases auch nur teilweise kennt muss sich demnach fragen, ob er sich nur dem Neuen verschließt, doch je genauer man hinhört, desto mehr stellt man fest, dass hier einfach mehrere Male ins Klo gegriffen wurde. Was zur Hölle soll "Keep Bouncing"? Blueprint spaziert in eine Bar, um sich mit Alkohol in eine schönere Welt zu trinken und legt eine erstklassige Zeile nach der anderen auf ("Drinks keep magically appearing in my hand / And as they disappear I feel more like a man / [...] / I probably wouldn't kick it with y'all if I was sober / Vagrant, dick out, pissin' in the corner"), nur um sie über dieses Instrumental zu verschwenden. "Radio-Inactive" zählt zu den besseren Momenten (derer es dann doch einige aufs Album geschafft haben) und ist ein kleines Manifest über Print's Überzeugungen bezüglich HipHop, inspiriert von einem (einige Jahre alten) Vorfall bei einem lokalen Radiosender. Die mit Abstand ruhigste und gar nicht verkehrte Nummer ("The Clouds") beschäftigt sich mit demselben Thema: "All we wanna do is talk about shoes and gear / Soundin' like chicks talkin' bout their nails and hair / I guess it's easier than talkin' bout what's really there". Einer der besten Songs, das gut gelaunte "Rise & Fall", wartet gegen Ende, davor hebt sich "Welcome Home" mit einem wunderschönen Gitarren-Intro vom Rest ab, versäumt es dann aber, diese Stimmung komplett in den (gesungenen) Hauptteil zu importieren. Viel Gesang gibt es noch einmal in "The Other Side", womit man als Rap-Fan nur bedingt etwas anfangen können wird (ganz im Gegensatz zum recht kurzen Rap-Part), doch selbst ohne diesen Aspekt säuselt sich Blueprint etwas zu butterweich durch das dünne Instrumental.

Blueprint selbst verliert sehr scharfe Worte über einen DJ, der seine Musik nicht spielen wollte, weil sie nicht ins Format gepasst habe. Auf diesem Album macht er ganz eindeutig klar, dass ihm solche Einschränkungen herzlich egal sind, weswegen es dann doch leicht amüsant ist, dass einige der Songs auf seinem Sophomore irgendwie recht radiofreundlich klingen. Doch das nur so am Rande, denn insgesamt ist dieses Album ganz und ganz eigen, nur leider nicht durchgehend gut - zu viele Synthies, zu viel Gesang. Eingeschränkt wäre das kein Problem, denn an genügend Stellen zeigt "Adventures In Counter-Culture" großes Potential und andernorts sehnt man sich nach so viel Innovation, nur fehlt dem Ganzen noch ein wenig die Ausrichtung sowie eventuell ein richtiges Rückgrat in Form herkömmlicherer Elemente.

6.2 / 10

Prince Paul - A Prince Among Thieves


Release Date:
23. Februar 1999

Label:
Tommy Boy Music / Warner Music Group

Tracklist:
01. Tariq's Dilemma (Intro)
02. Pain (Feat. Big Sha & Breezly Brewin)
03. How It All Started
04. Steady Slobbin' (Feat. Breezly Brewin)
05. Just Another Day
06. What U Got (The Demo) (Feat. Breezly Brewin & Big Sha)
07. The Hustle's On
08. MC Hustler (Feat. Horror City)
09. The Call
10. Other Line (Feat. Breezly Brewin & Heroine)
11. Crazy Lou's Hideout
12. Weapon World (Feat. Kool Keith)
13. My Big Chance
14. War Party (Feat. Horror City)
15. Count Macula
16. Macula's Theory (Feat. Big Daddy Kane)
17. Mr. Large (Feat. Chubb Rock & Biz Markie)
18. Can You Handle It
19. Put The Next Man On (Feat. Big Sha, Breezly Brewin & Superstar)
20. I Was In
21. My First Day (Feat. Chris Rock)
22. More Than U Know (Feat. De La Soul)
23. Room 69 (Feat. Sweet Dee)
24. Mood For Love (Feat. Newkirk, Breezly Brewin & Sweet Dee)
25. The Bust
26. The Men In Blue (Feat. Everlast)
27. Central Booking
28. Handle Your Time (Feat. Sadat X, Xzibit & Kid Creole)
29. The Rev
30. Sermon
31. Showdown (Feat. RZA)
32. You Got Shot (Feat. Big Sha & Breezly Brewin)
33. Every Beginning Must Have An Ending
34. The New Joint (DJ's Delite)
35. A Prince Among Thieves (Feat. Big Sha & T-Bone)

Review:
Es scheint an dieser Stelle völlig unsinnig, als Einleitung vorstellende Worte zu wählen. Als HipHop-Head sollte man Prince Paul kennen. Und wenn man ihn nicht kennt, hat man unwissentlich schon Musik von ihm gehört. Er ist wahrscheinlich derjenige im HipHop-Genre mit dem betragshöchsten Quotienten, der "Bedeutung für das Genre" im Zähler und "Ruhm und Bekanntheit" im Nenner stehen hat. Die Vielfältigkeit seiner Werke in den Achtzigern und Neunzigern ist dabei noch gar nicht miteingerechnet. Folgendes Release katapultiert uns in die ausgehenden Neunziger, Paul ist schon lange ein gefragter Produzent, konnte außerdem 1996 sein (etwas eigentümliches) Debüt veröffentlichen und schickt sich nun an, mit "Prince Among Thieves" seinen Ruf als Ausnahmetalent auszubauen.

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Natürlich käme Prince Paul nicht auf die Idee, ein austauschbares Producer-Album zu veröffentlichen. "A Prince Among Thieves" ist ein Konzeptalbum (und konnte seither dem Titel "HipHop-Oper" nicht entkommen), aber da vor allem in späteren Jahren selbst mit diesem Begriff sehr lose umgegangen werden würde, bedarf es nochmals näherer Erklärung: Hier wird nicht irgendein Konzept lose verfolgt (in etwa das geschah bereits auf "Psychoanalysis"), die gesamte LP erzählt eine Geschichte und ist dementsprechend konzipiert - alle Skits dienen ausschließlich dazu, den Plot voranzubringen, alle Tracks wurden (im Gegensatz zu so vielen anderen "Konzeptalben") sinngemäß in den Handlungsfluss eingebaut. Dank bester Connections kann Paul seine Charaktere, derer unzählige auftauchen, mehr oder weniger frei wählen und tut dies auch, von Szenengrößen bis Nonames findet sich alles, doch eine Fehlbesetzung wird man vergeblich suchen. Die eine Hauptfigur dieses Dramas ist Tariq, verkörpert von Breezly Brewin (manch einem als Teil der Juggaknots bzw. der Indelible MC's bekannt), die zweite ist Tariq's bester Freund True, der seine Stimme von Big Sha, einem unbeschriebenen Blatt, erhält. Da eine komplett geradlinige Storyline wohl zu langweilig ist, fängt Paul seine Geschichte hinten an, nämlich mit Tariq's Tod, den der ahnungslose Hörer mit dem anscheinend ebenfalls getroffenen True verbinden kann. Doch anstatt weiterer Erklärungen wird die Zeit zurückgedreht und Tariq wird von seiner Mama aus dem Bett geworfen, was dem Hörer die Möglichkeit gibt, die Ausgangssituation zu überreißen: Tariq, tagsüber in einem miesen Job gefangen, investiert seine Freizeit erfolgreich ins Rappen und steht kurz davor, von RZA unter Vertrag genommen zu werden. Für das Demo-Tape fehlen allerdings noch ein paar Mäuse, die Tariq bei True, der als Hustler wesentlich besser betucht ist, leihen möchte. Zuerst nimmt sich Paul allerdings Zeit für eine herrliche Parodie auf einen Ice-Cube-Klassiker: "Steady Slobbin'" portraitiert den typischen Standardkerl von nebenan und zeigt außerdem, dass Breeze als Emcee eine hervorragende Wahl ist. Das nächste Highlight ist ein Track von Tariq's Demo: "What U Got" flippt Albert King in einen unwiderstehlichen Gute-Laune-Track, in dem man nun auch Sha's beachtliche Fähigkeiten zu hören bekommt. Anschließend nimmt die Tragödie ihren Lauf: True schlägt seinen Kameraden dazu breit, ein paar Tage selbst ins illegale Geschäft einzusteigen, und gibt damit die Bühne frei für Horror City, die als unbekannte Gruppe im dicken Lineup unterzugehen drohen. "MC Hustler" mag auch nicht der Überkracher sein, gibt jedoch das Talent einer vielversprechenden Formation preis, die nie ihre Chance bekam. Doch Paul lässt die Geschichte weiterlaufen, wirft im akzeptablen "The Other Line" ein Telefongespräch mit der Freundin ein, um dann zwecks Anschaffung einer Waffe den ersten prominenten Gast auf den Plan zu rufen: Kool Keith bekommt als Waffennarr Crazy Lou ein abgedrehtes Instrumental vorgesetzt, um seine "Weapon World" vorzustellen. Daraufhin geht es zu True's Boss, dem Kingpin Mr. Large. In dessen Hochburg öffnet Special Ed die Tür und stellt das Fußvolk vor, was Horror City in "War Party" einen zweiten, diesmal verdammt guten Auftritt beschert. Bereits an dieser Stelle fällt auf, wie sehr Paul sich den Gästen und ihren Rollen anpasst - seine vielfältigen bisherigen Tätigkeiten kommen auf diesem Album hervorragend zum Tragen. So auch für Big Daddy Kane, der als "Pimp Supreme" im Regiment von Mr. Large die perfekte Wahl ist ("I mastered the craft all the way to keep 'em strung / Them niggaz wanna keep my name from off they girl's tongue"). Chubb Rock als Mr. Large hätte ebenfalls kaum besser gewählt werden können, mit Biz Markie als Human Beatbox hätte "Mr. Large" ruhig noch eine Minute länger dauern dürfen. Tariq wird schließlich aufgenommen und nach seinem "First Day" im Geschäft leisten ihm bereits aufdringliche Crackheads (mit Chris Rock als einem davon) Gesellschaft. Als solche treten auch De La Soul im eher blass bleibenden "More Than U Know" auf. Nun kommt die Story ins Rollen: True bestellt Tariq in ein Motel, Letzteren empfängt dort weibliche Gesellschaft sowie das etwas magere "Mood For Love", bis Everlast die Stimmung versaut: Als korrupter Cop freut er sich in "The Men In Blue" über das härteste Instrumental der LP, dessen Drumline sich auch bei den Gravediggaz zuhause gefühlt hätte, und berichtet satirisch über die größte Gang New Yorks. Tariq, der neben heruntergelassenen Hosen außerdem mit Waffe und Crack erwischt wird, findet sich im Knast wieder, was zum Überbanger "Handle Your Time" führt, das mit Kid Creole, Xzibit und Sadat prominent und bärenstark besetzt ist. Nachdem der von Mama engagierte Reverend Tariq nach einer kurzen Predigt wieder auf freien Fuß gebracht hat, spitzt sich die Lage zu: Tariq vermutet, das Motel sei eine Falle vom offensichtlich neidischen True gewesen, und stellt nach einem Anruf beim RZA fest, dass sein einstiger Kumpel zudem mit den Beats seines Demo-Tapes seinen Deal bei Wu-Tang abgestaubt hat. Es kommt zum finalen Aufeinandertreffen, zuerst zum verbalen Schlagabtausch ("You Got Shot"), bis dann die Kugeln fliegen. Der Titeltrack als sarkastischer Abschluss schließlich sei jedem selbst zu deuten überlassen.

Zugegeben - es braucht etwas Text, um das ganze Album inklusive Storyline zu umreißen. Doch wenn man es schon mit dem wohl durchgeplantesten Konzeptalbum der HipHop-Geschichte zu tun hat, muss man eben etwas weiter ausholen. Auch wenn Prince Paul es mit diesem Album wieder nicht geschafft hat, den großen Ruhm einzufahren, so sollte die positive Kritik, mit der sein zweites Album überhäuft wurde, aussagekräftig genug sein. Und die lobenden Worte sind gerechtfertigt, man kann sich "A Prince Among Thieves" inklusive der Skits viele Male anhören, bevor sich die Handlung erschöpft. Die Story rechtfertigt außerdem die bunte Mischung der Emcees und garantiert einen roten Faden, der die LP felsenfest zusammenhält. So können zudem die wenigen mittelmäßigen Tracks viel leichter verkraftet werden, wobei der Großteil von Paul's Beats sowieso allererste Sahne ist. Diese "HipHop-Oper" darf schon fast als Pflichtlektüre bezeichnet werden.

8.2 / 10

The Dwellas - The Last Shall Be First


Release Date:
26. September 2000

Label:
Loud Records

Tracklist:
01. Leakage
02. Dwellas
03. The Last Shall Be First (Feat. Large Professor)
04. Stand Up
05. I'm Tellin' You
06. Verbal Slaughter (Feat. Inspectah Deck)
07. On The Run
08. Da Ruckus
09. Ready To Rock (Feat. D.V. Alias Khrist)
10. You've Been Warned
11. Frontline (Feat. Cocoa Brovaz)
12. Once Again (Feat. Tony Atlas)
13. Ill Collabo (Feat. Organized Konfusion)
14. Game Of Death (Ayatollah's Joint)
15. Main Aim

Review:
Ihr Debütalbum erhält durchwegs positives Feedback - in die Reihe der großen Namen der Neunziger schaffen es die Cella Dwellas deshalb trotzdem nicht. Im Großen und Ganzen hört man in der Zeit nach dem Album-Release auch nicht mehr allzu viel von Phantasm und UG - andere Künstler des Loud-Rosters beanspruchen da eindeutig mehr Aufmerksamkeit. Doch ganz offensichtlich stecken die zwei nicht die Köpfe in den Sand, sondern machen sich an die Aufnahmen zu ihrem Nachfolger. Dafür wird namenstechnisch sogar der Keller verlassen, und nach geschlagenen viereinhalb Jahren erscheint mit "The Last Shall Be First" der Nachfolger zu "Realms 'N Reality".

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Wirklich bestätigen kann sich die Kampfansage im Titel nicht - viele Einheiten werden nicht verkauft, nicht einmal das Level an Aufmerksamkeit aus dem Jahr 1996 wird mehr erreicht. Das mag daran liegen, dass es inzwischen 2000 ist, dass die Dwellas als zweifelsfrei den 90er-Rappern zuzuordnende Künstler einer aussterbenden Spezies angehören, von denen zu allem Überfluss auch noch viele Vertreter mit ihren Versuchen, den Anschluss ins neue Jahrtausend zu finden, unglücklich scheitern. Doch es gibt natürlich auch Ausnahmen, und genau mit einer solchen sieht man sich bei "The Last Shall Be First" konfrontiert: Neben dem zuverlässigen Nick Wiz, der immer noch Banger am Fließband produziert, wurde eine erstaunlich populäre Schar an Gästen (wohl nicht ohne Zutun des Labels) versammelt, die schon die Tracklist sehr interessant aussehen lässt. Was dann aber tatsächlich dahinter steckt, geht so unbekümmert nach vorne los, als wäre der Ast der Eastcoast-Kultur, in den die Dwellas so fest verankert sind, nicht gerade dabei, in Morschheit zu vergehen. "Hardcore" ist das Stichwort, das sämtliche Ambitionen regiert und das nur ein einziges Mal vergessen wird - bezeichnend, dass "Da Ruckus" als Club-justierter Track den einzigen Skip-Kandidat markiert, aber trotzdem härter in die Drums hämmert als die Club-Tracks auf den Werken der Konkurrenz. Den Rest der LP hätte man sich im Traum kaum schöner konstruieren können (bzw. ihn nicht so gut erwartet): Mit ungewohnt großer Zugkraft trommelt Nick Wiz das eröffnende "Leakage" in den Ring, das direkt demonstriert, dass UG immer noch ordentlich Treibstoff im Tank hat und dass Phantasm flowtechnisch sogar noch zugelegt hat. Die Texte kommen zwar meist nicht über Representer- und Battle-Gehabe hinaus, doch das, was man zu hören bekommt, wird mit den richtigen Gewürzen angerichtet. Routinierter Street-Talk mit Large Pro über dessen edles "The Last Shall Be First" ist im Jahr 2000 schon ein seltenes und kaum bezahlbares Gut. Im entspannten "I'm Tellin' U" lässt Nick Wiz dann die Köpfe nicken, während die Dwellas so nett sind, der in einer Beziehung gebundenen Männerschaft dazu zu raten, ihre Ladies in Sichtweite zu halten. Der neunmal engagierte Nick Wiz klingt zwar nicht mehr exakt so wie zu seiner Glanzzeit, die Änderungen kosten aber erstaunlicherweise keine Qualitätseinbußen und garantieren durchgehend unerhört starke Beats. Und auch der Rest der Produktionen verströmt mit jedem Takt den Flair der Straßen NYs - man höre "Verbal Slaughter" mit einem bestens aufgelegten Inspectah, der das Mic vergoldet. Nach einer sehr guten ersten Hälfte legt das Album dann richtig los: "Ready To Rock" mit Chorus-König D.V. geht über einen so unwiderstehlichen Piano-Loop (Nick Wiz sei gepriesen) vonstatten, dass man der guten Laune den Eintritt nicht verwehren kann, an der "Frontline" mit Tek und Steele stehen die Dinge bestens und mit dem nächsten Gästeduo - P-Monch und Prince Po - marscheirt schon das nächste Highlight ein, dem Rockwilder einen Anstrich verpasst, der ebenso von der Schokoladenseite des Jahres 1995 hätte stammen können. Auch Ayatollah überspringt die hohe Messlatte und schickt ein düsteres Streichergeflecht ins "Game Of Death", das vor allem UG ("What kind of man jumps off a canyon, blastin' his cannon and lands standin', without his gun jammin'") bestens zu schmecken scheint. Immer noch nicht genug? Dann gibt es als bescheidene Zugabe den Track vom "Soul In The Hole"-Soundtrack, "Main Aim", eines der besten Erzeugnisse, das je Nick Wiz' Schmiede verlassen hat, und das kaum eine bessere Besetzung als Phantasm und UG hätte finden können.

Man kann eigentlich nur verwundert darüber sein, wie verdammt gut diese Scheibe ist. In einer Zeit, in der Rap-Konstanten anfangen, ein- und wegzubrechen knallen die Dwellas ein Album auf den Tisch, das nicht weniger als ein Manifest schnörkellosen Eastcoast-HipHops ist - und noch dazu eines der letzten seiner Art. Seien es nun die hervorragend gewählten Gäste oder die Beats, bei denen man sich dankbarerweise und zu Recht wieder auf Nick Wiz verlassen hat, an dieser LP hätten sich einige andere Künstler ein Beispiel nehmen können. Bei den Dwellas sucht man keine lyrischen Hochflüge, keine innovativen Explosionen und auch keine kunterbunte Abwechslung - hier findet man Street-Sound, wie er in sorgfältiger Verarbeitungsweise zu klingen hat; "The Last Shall Be First" hätte seinen gewünschten ersten Platz durchaus verdient.

9.2 / 10

Grindhouse Gang - The Militia Of Emcees


Release Date:
22. März 2011

Label:
iLL-Legit Records

Tracklist:
01. Enter The Militia (Feat. Lord Lhus)
02. Spittin Heavy (Feat. King Syze)
03. War Zone (Feat. Kevlaar 7)
04. Beast Mode
05. Lyrical Combat (Feat. Dirtbag Dan)
06. The Showdown
07. Frauds (Feat. Words & Rhymes
08. That Shit
09. Peddlin Music (Feat. Qualm & Fatha Death)
10. Cerebral Cathedral
11. A Day In The Life (Feat. Reef The Lost Cauze & Vibez)
12. Timb Boot Hatred (Feat. Lord Lhus & Qualm)
13. Crazy (Goin Bananas)
14. Beneath Red Skies (Feat. Apacalypze & Venom)
15. Next Level (Feat. Apacalypze & Qualm)
16. Militia Posse (Feat. Apacalypze, Lord Lhus, IDE, Unkn?wn, Venom, Icewater, Eternel, Maddjoker, Avarice, Young B, Qualm, Lil Loco, Kevlaar 7, Matt Maddox & Donnie Menace)

Review:
Wenn man bedenkt, wo die Grindhouse Gang noch vor eineinhalb Jahren stand, dann muss man verwundert den Hut ziehen - vormals absolute Niemande und nun auf dem besten Weg, sich in den Standard-Kreisen zu etablieren. Ursprünglich fasst das Lineup neben den aus Georgia stammenden Mark Deez, Powder und Dr. iLL noch einen gewissen Lord Lhus, dessen Aufstieg noch ein wenig erfolgreicher war, weswegen er inzwischen vielleicht auch nur noch als loses Mitglied gelistet ist. Nachdem Mark Deez 2010 mit nicht weniger als drei Soloalben eindeutig der aktivste der vier war, stehen ein Jahr später mehrere Solos an, aber auch dieses Gruppenalbum, das mit dem Titel "The Militia Of Emcees" schon ahnen lässt, wieso selbst die GHG von einer Compilation spricht.

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Als Nicht-Fan der Gruppe wird man seine Probleme haben, großen Enthusiasmus für dieses Release aufzubringen: So viel Material von einer Newcomer-Gruppe, die so viel darauf gibt, wie eine kleine AOTP zu wirken, ist im Jahr 2011 wirklich nicht das, wonach der letzte Hahn kräht. Das hält die Kollegen jedoch nicht davon ab, weiter froh und munter Track um Track zu recorden - dieses Album hat in seiner Deluxe-Version ganze zehn weitere Tracks und lädt neben den für den Großteil aufkommenden Powder und Dr. iLL die Snowgoons, Domingo und White Shadow als Gastproduzenten. Das klingt alles in höchstem Maße austauschbar, und wer nach Vordenkern sucht, der sollte an dieser Stelle schleunigst kehrtmachen. Alle anderen werden, egal wie schwarz sie für "The Militia Of Emcees" sahen, wohl eher herausragender sein, wie gut sich (ganz ungeachtet der unglaublichen Cleverness und des Einfallsreichtums, die für den Geniestreich eines Titels an den Tag gelegt wurden) die Beat-Auswahl gestaltet. Sehr zur Freude des Hörers verzichtet man darauf, vollkommen überdrehte Streicher-Orgien (die Snowgoons lassen grüßen) zu feiern - erfreulicherweise zeigt gerade der abschließende Snowgoons-Posse-Cut "Militia Posse" eine andere Ausrichtung, was das siebenminütige Stelldichein der ganzen Mannschaft (Wyze Mindz, Bloodline, ein überragender IDE und noch einige mehr) zwar nicht jede Minute wert, doch immerhin gut erträglich macht. Die GHG selbst stellt sich neuen Hörern als lyrisch wenig tiefgehende Crew vor, die mit handfesten Flows größte Battle-Rap-Töne spuckt (was seinen komödienhaften Charakter erst offenbart, wenn man weiß, wie die Jungs aussehen). Glücklich wird hier also nur der, der keinen Wert auf Inhalte legt und nach ein paar aggressiven Tönen über dicke und gar nicht so schlechte Beats sucht. Die Höhepunkte sind direkt der KeKo-produzierte Opener "Enter The Militia" und vor allem der düstere Brecher "That Shit", bei dem man sich streckenweise etwas mehr als die gebotenen, austaschbaren Raps wünscht. Am anderen Ende der Genießbarkeitsallee sitzt "Crazy", für das sich White Shadow einmal mehr mit allem anderen als Ruhm bekleckert und dem Hörer sein höchstgradig nerviges Instrumental aufzwingt, während die GHG mit der Thematik erfolglos versucht, abwechslungsreich zu sein. Ansonsten stellt man erstaunt fest, dass sich keine weiteren Aussetzer finden und jeder Song - von Chören in "Celebral Cathedral" bis zum relaxten "Frauds" - mal mehr und mal weniger gelingt. Die Gäste tun dabei nicht viel zur Sache, Reef etwa hat für "A Day In The Life" nicht gerade den besten Verse seiner Karriere übrig, King Syze hätte man aus Domingo's "Spittin' Heavy" besser ganz gestrichen. In jedem Fall schade ist es, dass Lhus nur an relativ wenigen Stellen in Erscheinung tritt, denn wie gewohnt sind seine energischen Auftritte bei den hörenswertesten der Compilation zu finden.

Bei einer Compilation wie dieser sollte man (in der Regel zu Recht) befangen und äußerst kritisch sein, denn in der Regel bietet sie wenig bis gar nichts. Da die Grindhouse Gang über ein ganz gutes Ohr für Beats verfügt, inzwischen einige Connections pflegt und darüber hinaus selbst zwei fähige Produzenten in ihren Reihen führt, können solche Umstände allerdings umschifft werden, was mit "The Militia Of Emcees" eine grundsolide Compilation ergibt, zu der es nicht viel zu sagen gibt: Die großen Inhalte wird man nicht finden, doch wer Battle-Rap sucht und wer bei deftiger, ostküstlich geprägter Hausmannskost nicht abgeneigt ist, der darf - selbst wenn er nicht jedem Release aus der Ecke der offensichtlichen GHG-Vorbilder AOTP hinterherrennt - ein vorsichtiges Ohr riskieren.

5.7 / 10

Del The Funky Homosapien - Golden Era


Release Date:
19. April 2011

Label:
The Council

Tracklist:
01. Break The Bank
02. Calculate
03. Double Barrel
04. Makes No Sense
05. One Out Of A Million
06. Pearly Gates
07. Raw
08. Upside Down
09. Descending
10. Fallout

Review:
Dafür, dass er eine der schillerndsten und herausragendsten Figuren der HipHop-Szene ist (wer ihn einmal gehört hat, der wird sich an ihn erinnern), war es in letzter Zeit recht still um Del The Funky Homosapien. 2008 ließ er sich kurzzeitig auf Def Jux für ein inzwischen großteils wieder vergessenes "Eleventh Hour" nieder, ein Jahr darauf setzte es eine Kollabo mit Tame One. Außerdem gab es noch das kostenlose Download-Album "Funk Man" sowie zwei digitale Alben ("Automatik Statik" und "It Ain't Illegal Yet"). Doch all dies erregte kaum Aufmerksamkeit. Das wird sich wohl auch nicht mit Del's neustem Unternehmen ändern, für das ihm The Council zur Seite steht: "Golden Era" ist ein Dreiteiler, presst "Funk Man" und "Automatik Statik" erstmals auf CD und enthält obendrein noch wesentlich interessanteres - nämlich neues - Material.

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Mit zehn Tracks und unter 40 Minuten gestaltet sich der exklusive, neue Teil von "Golden Era" recht überschaubar, doch da komplett auf Hilfe von außen verzichtet wurde, muss man nicht fürchten, zu wenig von Del zu bekommen. Der gewählte Titel klingt nach einer dieser Renaissance-Touren, die sich nostalgisch in Vergangenem verlieren, was an sich schon nicht notwendig ist, aber gleich noch viel unmittelbarer die Frage nach der Notwendigkeit aufwirft, wenn man an "Parallel Uni-Verses" zurückdenkt, das eine solche Retro-Tour bereits stilvoll absolvierte. Diesbezüglich darf glücklicherweise Entwarnung gegeben werden, denn Del's Ziel ist ein anderes: "Things can't stay the same, they got to change, get that in your brain!" heißt es schon im ersten Song. Natürlich hat dem Funky Homosapien niemand seine gute Laune genommen, weswegen der ganze Longplayer von seinem Signature-Flow überzogen ist, der Lines wie "passin' you the wild card / Anything's possible when I drop a flow" hervorbringt. Ist also alles wie gehabt? Nein, leider ganz und gar nicht, denn irgendwo bei der Planung von "Golden Era" scheint man vergessen zu haben, einen fähigen Produzenten an Del's Seite zu stellen, denn was einem hier so entgegenschallt kann kaum ernst gemeint sein. Der Opener "Break The Bank" ist zwar harmlos, aber noch ganz nett, doch was dann folgt ist nicht feierlich: Im als experimentell-relaxed gedachten, aber letztendlich lediglich lärmenden "Double Barrel" ist Del wirklich der einzige Grund, dass der Track nicht sofort implodiert. Der Großteil der Songs plätschert aber in schamloser Langeweile vor sich hin, wäre dabei wohl gerne ein wenig oldschoolig bis jazzy (denn wenn schon, dann bezieht Del's goldene Ära sich wohl auf die auslaufenden Achtziger), erreicht sein Ziel aber praktisch nie. Lediglich "One Out Of A Million" macht als gut gelaunter Kopfnicker richtig Spaß, wenn man nach weiteren Lichtblicken sucht mag man eventuell noch "Raw" nennen. "Makes No Sense" könnte sich auf dessen Wahl ins Album-Lineup beziehen, adressiert aber Nonsens-Raps, die für Del wohl zu zahlreich in der Szene vertreten sind. Mit der kaputten Szene beschäftigt Del sich sehr oft, unter anderem auch im (erneut) öde-trockenen "Upside Down", was natürlich nicht ohne Ironie anzuhören ist, wenn sich kurz davor ein Skip-Track wie "Pearly Gates" sonnt und das Album sein Ende mit einem Nervtöter wie "Fallout" nimmt, bei dem sich wirklich jede Sympathie für Del in Luft auflöst.

Es ist schlichtweg unbegreiflich, wie ein derart talentierter Künstler ein solches Album vorlegen kann. Del's Stimme ist eine der einzigartigsten, witzigsten und angenehmsten der Rap-Szene und trotzdem schafft es der Mann, durch stinklangweilige Monotonie am Schluss selbst einschläfernd zu klingen. Das Problem liegt allerdings nicht bei Del selbst, sondern bei den Beats, die man beinahe als Frechheit bezeichnen möchte. Ironischerweise stellten Tame One und Del auf ihrem "Flashback"-Track selbst die Frage, was mit der Szene passiert sei - nun kann man diese Frage gleich an Del zurückgeben. Ganz gleich wie egal ihm der Rest der Szene ist, mit "Golden Era" trägt er doch zum selbst beklagten Verfall bei. Dabei sollte es für ihn eigentlich kein Problem sein, sich ordentliche Produzenten zu suchen und mit dem nächsten Projekt (vielleicht Deltron?) wieder gute Musik aufzunehmen.

3.9 / 10

Atmosphere - The Family Sign


Release Date:
12. April 2011

Label:
Rhymesayers Entertainment

Tracklist:
01. My Key
02. The Last To Say
03. Became
04. Just For Show
05. She's Enough
06. Bad Bad Daddy
07. Millenium Dodo
08. Who I'll Never Be
09. I Don't Need Brighter Days
10. Ain't Nobody
11. Your Name Here
12. If You Can Save Me Now
13. Something So
14. My Notes

Review:
Undankbarerweise war das letzte Album von Atmosphere sowohl bei Kritikern als auch kommerziell ein einschlagender Erfolg: Spitzennoten regnete es zuhauf und dann war "When Life Gives You Lemons, You Paint That Shit Gold" auch noch das am höchsten chartende Album in der Rhymesayers-Geschichte - dafür einen entsprechenden Nachfolger zu schustern, ist keine leichte Aufgabe. Wie üblich wurde die Zwischenzeit erst einmal mit EPs u.Ä. verlebt, und da in der Regel sowieso jeglicher Output der Gruppe gefeiert wird und Slug und Ant wirklich niemandem mehr etwas beweisen müssen, hielten sich die Emotionsausbrüche bei der Ankündigung eines neuen Albums in Grenzen - man nahm "The Family Sign" schon vorab als weiteres Qualitätsprodukt im gedeihenden Katalog des Duos hin.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Das "Family Sign" ist der Zeitpunkt, an dem einen das Leben in vorbestimmte Bahnen lenkt, wenn man zu alt für die jugendliche Keinenfickgeben-Attitüde ist und realisiert, was wichtig ist - unter anderem eben Familie. Diesen Zeitpunkt hat Slug mit seinen 38 Jahren wohl überschritten, weshalb das neue Album ernster ausfallen will. Damit hat man schon eine grobe Idee, wohin die Reise geht, denn solche Töne sind von Slug absolut nichts Neues, auch die angestrebten Thematiken, die Beziehungen und Probleme im familiären Bereich anpeilen, sind kein Neuland. Wirklich neu ist an dieser LP sowieso nichts, lediglich einige Modifikationen gibt es zu vermelden: Ant führt natürlich immer noch den Dirigentenstab, für die vielfach eingesetzten Live-Instrumente wurden Nate Collis (Gitarre) und Erick Anderson (Keyboard) engagiert, Slug füllt seine 50 Minuten am Mikro selbst, lässt dabei aber das Augenzwinkern, mit dem immer einige Tracks behandelt wurden, weg. Das ganze Album ist eine nachdenkliche Tour, fast durchgehend im gleichen Ton gehalten und mit einem Instrumentalteppich, der nach einem für Ant eher ungewöhnlichen Wort schreit: langweilig. So sehr Atmosphere einen Teil der Vergötterung, der ihnen mancherorts entgegenschlägt, auch verdient haben, dieses Album gähnt sich streckenweise durch seine Songs. Fort sind die flotten Elemente, die verschrobenen Ideen, die ihrerzeit ein wenig Zeit brauchten, bis man sie zu schätzen wusste. Slug sagte, dieses Album sei erwachsener und kündigt es damit indirekt schon an: Atmosphere sind diesen Weg des Reiferwerdens konsequent weitergegangen, nur um jetzt in Einfallslosigkeit zu stagnieren. Bei "My Key" kommt gar keine Lust auf, das Album weiterzuhören. Die folgenden Tracks sind dann zwar (natürlich) nicht schlecht, doch für Atmosphere-Standards nichts Erbauendes. Slug kämpft hart damit, nicht selbst gelangweilt zu klingen, Piano und Gitarre klingen zwar immer schön harmonisch, aber meistens auch doppelt so harmlos. Da helfen selbst die netten Geschichten nicht, die an einigen Stellen sowieso etwas abgegrast anmuten - Tracks wie "Who I'll Never Be" sind effektiver als Schlaftabletten. Zu allem Überfluss finden sich dann noch "She's Enough" und "Just For Show", deren Hooks nicht begeistern und die selbst inhaltlich nicht viel hergeben. "Bad Bad Daddy" soll in die Rolle der Songtitel-Figur schlüpfen und driftet dabei schlicht ins Lächerliche ab. Geistig verwandt dazu ist das weinerliche "The Last To Say", das den prügelnden Vater zumindest etwas seriöser darstellt. Seine besseren Momente hat die LP dann aber trotzdem: In "Ain't Nobody" befreit man sich kurzzeitig aus der Lethargie, "Became" fesselt mit erstklassigem Storytelling und offenem Ende und lässt sogar die instrumentale Belanglosigkeit gut klingen, ähnlich ergeht es mit "Your Name Here" dem Wiedertreffen mit einer Verflossenen. Ein letztes Plädoyer für die eigentliche Klasse dieser Gruppe wird mit dem schönen Piano-Untersatz in "My Notes" gesetzt, auf dem Slug dann auch gleich viel lebendiger klingt.

Dieses Album sieht sich mit einem riesigen Haufen Kritik konfrontiert, der deshalb so groß ist, da es sich um Atmosphere handelt, Kritikerlieblinge wie sie im Buche stehen. Nach zigfachem Auseinandersetzen mit der LP stellt man zwar fest, dass sich doch ein guter Teil der Tracks problemlos anhören lässt, am Stück ist dieses Album aber kaum genießbar. Vielleicht realisieren Ant und Slug, dass sich nicht alles um todernste Themen zu drehen hat, dass nicht alles von den Geschichten des Niemands von nebenan handeln muss. Vielleicht (hoffentlich) unterzieht Ant seinen Sound für das nächste Projekt einem radikalen Wandel, denn mit dem, was auf "The Family Sign" geboten ist, sind Atmosphere in einer Sackgasse gelandet, aus der es kein Erwachen gibt. Das Geschick und die Routine der beiden retten sie knapp vor einer größeren Blamage, doch für ihre Verhältnisse ist "The Family Sign" ein arger Fehlschlag.

5.0 / 10