Donnerstag, 6. Mai 2010

Chief Kamachi - The Clock Of Destiny


Release Date:
06. April 2010

Label:
Noize Gallery Music / Traffic Entertainment

Tracklist:
01. 2nd Lecture
02. Clock Keep Tickin'
03. Kamalah
04. Steel Umbrella
05. Clock Of Destiny
06. Prince Hall
07. Little African Girl
08. True And Living
09. Crooked Angel
10. 11:59
11. Let The Organs Play
12. Outro

Review:
Welch schöner Zufall, dass Chief Kamachi sein neues Album nur eine Woche nach der neuen Scheibe der Army Of The Pharaohs in die Läden bringt. Denn nach einer dieser für Fans schwer nachvollziehbaren Meinungsverschiedenheiten verließ er die Gruppe, die ihm bis dato wohl am meisten Bekanntschaft eingebracht hat, mit einem Groll auf Apathy. Nötig hat er die AOTP nicht, schließlich veröffentlichte er bereits zwei Soloalben sowie zwei Kollabos mit seiner JuJu Mob bzw. mit Killah Priest. Inzwischen scheint Kamachi mit Noize Gallery ein eigenes Label hochzuziehen, erstes Release ist "The Clock Of Destiny".

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Waren es auf den letzten Alben wenige, so streicht er nun die Features komplett, um sich auf einem Dutzend Tracks in den streetlastigen Conscious-Predigten zu ergehen, die man von ihm kennt. Kamachi ist immer noch nicht der Lyricist von Weltrang, beispielsweise sind seine Stränge ins antike Ägypten nicht so dick wie etwa bei den Lost Children Of Babylon, doch dem plumpen Schädelspalten einiger seiner AOTP-Kollegen (der definitive Ausstieg sei hier noch nicht unterschrieben) ist er weit voraus. Auch in Sachen Beats hat sich etwas getan: Während die Snowgoons und Langzeitkumpel Dev Rocka ebenso wie einige Bekannte der "Beautiful Minds"-Platte (Tekneek, C Sick) mit von der Partie sind, wird die Hälfte aller Instrumentals einem gewissen Vherbal in die Hände gelegt, der Teil des Anno-Domini-Producer-Kollektivs ist und auf dieser Scheibe die Gelegenheit hat, sich seine Sporen zu verdienen. Mit all diesen Faktoren erhält das Album das Auftreten eines Werks, das komplett der momentanen Trends entrückt ist und dadurch eine angenehme Atmosphäre aufbauen kann. Höchstnoten wird Kamachi damit nirgends einfahren, doch ebenso ist es nicht zu leugnen, wie gekonnt er sein Handwerk praktiziert. Sein Markenzeichen, die tiefe Stimme, arbeitet auch diesmal wieder stark für ihn, während er mit afrozentristischen sowie religiösen Motiven die Kabalah des Kamachi - die Kamalah - dokumentiert. Gute Beats scheint er dafür reichlich zu haben, schließlich dürfen die Snowgoons nur für das Intro, die "2nd Lecture", einlaufen, in dem sie bereits die Richtung für den Rest weisen. Zurecht findet sich Kamachi fast überall, doch der Ton dieses Albums dient als Unterlage für die kryptischen Erzählungen des Weisen Kamachi, weswegen die ruhigen Tracks meist auch besser ausfallen. Einen solchen, bärenstarken Moment erlebt man in "Crooked Angels", in dem der "Section 8 Egyptian" mit seinen abstrakten Bildern glänzt:

"Niggas' ministers, hustle from the crack cathedral
Been on the cross, fell off, snapped the steeple
[...]
Ayo, I'm doin this for crooks with arms, corner store priests with their book of chamrs
And all of the akhis that get salaams, and all the black magicians that wave their wands
[..]
Beware when the serpent tongue scorch the script, the torch is lit, I fiend to pitchfork your clique
Lord of the crypt, skeleton absorbin' the grit / And hold 12 astronauts forced to the strip
"

Ähnlich geht es in "Street Umbrella" zu, wobei das Portrait einer Welt, in der es Feuer regnet und man Stahlregenschirme benutzt, hinsichtlich der Stimmung zu Recht etwas gedämpfter gestaltet wurde. Doch auch bei furiosem Streichertanz ("Let The Organs Play") behält Kamachi die Zügel in der Hand. "Clock Keeps Tickin'" funktioniert als bestechender, scharfer erster voller Song, während Vherbal den Titeltrack mit melodischen Voice-Samples ausstaffiert. Von sachten Streichern begleitet erzählt Kamachi in einem der besten Songs von den "Prisoners" der eigenen Psyche, die Thematik von "Little African Girl" muss nicht weiter ausgeführt werden, ist aber in jedem Fall musikalisch von ZBeats (der mit seinen zwei Beiträgen einen bleibenden Eindruck hinterlässt) astrein untermalt. Den ausgezeichneten Abschluss gibt Kamachi in "True And Living", in dem er nochmals seine lyrische Klasse ("When you start thinking that your life is hard, would you rather be a god or'd you rather be human?") über großes Kino von Dev Rocka offenbart.

Nicht auf jedem Track besticht Kamachi mit lyrischer Tiefe, manchmal hebt er zu abstraktem Nonsense ab, was aber nicht weiter stört und bei Künstlern wie Killah Priest nicht minder üblich ist. Viel wichtiger ist, dass die Weisheiten des Chief für seine zwölf Tracks reichen und er auch bei den Produzenten keine schlechte Wahl getroffen hat. Zwar kommen ihm einige mittelmäßige Beats ins Aufgebot, doch im Zuge der Gesamtatmosphäre lässt sich das verkraften, während außerdem der Hörfluss nicht unterbrochen wird. Wenngleich ihm der Wow-Effekt vollkommen abgeht, tischt Chief Kamachi mit "The Clock Of Destiny" gute Kost auf.

6.5 / 10

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