Release Date:
15. März 2011
15. März 2011
Label:
Fine Fabric Delegates
Tracklist:
01. Moonstruck
02. Barry Horowitz
03. The Madness
04. Larry Csonka
05. Ronnie Coleman
06. Bag of Money (Feat. Meyhem Lauren)
07. Brunch
08. Shiraz
09. Buddy Guy
10. Jerk Chicken (Feat. Maffew Ragazino)
11. Chuck Person (Feat. Meyhem Lauren, Shaz Illyork & AG Da Coroner)
12. Forbidden Fruit
13. Suede (Feat. Meyhem Lauren, Shaz Illyork, Fonda & Machine)
14. Get Off My P.P.
15. Beautiful Music
Review:
Laut eigener Aussage fing Action Bronson nur mit dem Rappen an,
weil es sein komplettes Umfeld ebenfalls tat. Wer nun denkt, das sei als
Grund nicht gut genug, der kennt den rothaarigen, vollbärtigen
Pfundskerl aus Flushing, Queens nicht. Noch dazu rappt er noch nicht
lange und stieg über Kumpel J-Love und dessen Outdoorsmen-Projekt
ins Rap-Game ein. Seitdem erhält er Zuspruch von so ziemlich jedem
Head, der sich mit ihm auseinandersetzt, weswegen er binnen der letzten
zwei Jahre einen ernstzunehmenden Hype aufbauen konnte. Anfang 2011
veröffentlicht er das Mixtape "Bon Appetit... Bitch" und kurze Zeit
später sein Debütalbum, "Dr. Lecter".
WRITTEN FOR Rap4Fame
Damit ist allerdings weniger als die Hälfte über Bronsolini erzählt,
denn seine erste und eigentliche Leidenschaft liegt in kulinarischen
Gefilden, weswegen es nicht verwundert, dass er als Koch im Restaurant
seiner Familie arbeitet. Es kann gar nicht überschätzt werden, wie sehr
ihn die Kunst des Kochens beschäftigt, denn es ist schwer, in einem
seiner Songs keinen Querverweis in die Welt der Nahrungsmittel zu
finden. Unter den bisherigen Fans findet man nicht wenige, die ihn als
Hauch frischer Luft und zugleich als Bewahrer des originalen New Yorker
Sounds ansehen. Ein Heiland ist Action deshalb keineswegs, ihm selbst
sind solche Titel herzlich egal, der Spaß am Rappen steht im Vordergrund
und als jemand, der mit dem New Yorker HipHop der Neunziger
aufgewachsen ist, importiert er nur seine Einflüsse ins 21. Jahrhundert.
Als Produzenten engagiert er dafür übrigens den Manhattaner Tommy Mas,
der bisher gänzlich unbekannt war, als Teil von Team Facelift zur Zeit
allerdings bei Duck Down unter Vertrag steht und seinen Bekanntheitsgrad
vielleicht in absehbarer Zeit etwas steigern wird. "Dr. Lecter" ist
jedenfalls schon ein bärenstarkes Aushängeschild, denn was Tommy Mas auf
15 Tracks aus den Apparaturen zaubert, atmet den Geist des Big Apple,
erinnert an die rohe Unbefangenheit vergangener Tage und klingt trotzdem
frischer als fast jedes andere Release dieses Jahr. Der perfekte
Untersatz für Bronsoliño, der mit diesem Album die halbe Szene vorführt:
Dass er überall mit Ghostface verglichen wird, kommt nicht von
ungefähr, stimmlich schippert er in verwandten Gewässern, sein Flow rast
(streckenweise an Big Pun erinnernd) mit seiner unbeschwerten
Leichtigkeit auf der Überholspur Richtung erste Liga. Doch die
maßgebliche Ingredienz ist das, was das Wort Swagger vor seiner
Pervertierung meinte: Man kann diesem Mann kaum zuhören, ohne bei den
spielerischen Zeilen zu lächeln, seine Art der Wortwahl beweist jene Art
Einzigartigkeit, die kaum mehr zu finden ist. Es ist ein Mix aus Essen,
teils vergessenen Charaktern (v.a. aus der Sportwelt, wie einige
Songtitel verraten) und übermütigem NY-Slang, zementiert in das Reppen
der eigenen Hood. "Shiraz" fasst das in wenigen Zeilen zusammen:
"We've been the best since I stepped in
Bring a hooker to the muthafuckin' Jets Inn
In the sack, break her back like a Redskin
Need the dough like I'm trying to get the bread thin
Tree to make the head spin
Every season play the corner like I'm Revis
Light Ceaser, heavy bearded like I'm Jesus
[...]
In my lungs go the drugs like the red chief
Red leaf lettuce, blood money on the bench seat
12 courses laid up on the long table
Aged wine got me spinning like a dreidel
For fly women use a condom cause it's fatal
Hazel eyed bitches always blazing up the basil"
Vom Basilikum zum Extra Virgin Oil ist der Lebensstil klar definiert: Es
wird gekocht, gerappt, geraucht und die Gesellschaft schöner Damen
genossen. "Fuck that sittin' down rap type shit. I stand up cause I'm a motherfuckin' man, and I'm motherfuckin' hot" - besser hätte man es kaum formulieren können, denn Tracks wie "The Madness",
in dem der Rotschopf mit dem Ceaser-Schnitt und dem Jesus-Bart
dreieinhalb Minuten am Stück dem Hörer die Ohren befeuert, sind der
Grown Man Rap, der an so vielen Stellen vermisst wird: "This shit is wronger than a tuna on a plate for 80 dollars / Or the sex that I be havin' though I hate my baby momma".
Diese Lines könnte man nun seitenlang zitieren, das Verwunderliche ist
dabei jedoch, dass man Bronsoneli's Raps nie müde wird. Gäste werden nur
aus dem eigenen Camp geladen, das Wasser reichen kann dem Gastgeber
aber niemand, auch wenn die tieferen Stimmen bei NBA-Star "Chuck Person" eine schöne Abwechslung bilden. Für "Jerk Chicken"
taucht Tommy Mas mit Horace Andy in Reggae-Gefilde (und flippt das
Sample in ebenso ansprechender Weise wie einst Omega One), "Ronnie Coleman" gibt instrumental weniger her, wird von Bronsoliño als urkomischer Abspeck-Trip jedoch trotzdem unterhaltsam gestaltet. "Forbidden Fruit"
passt als romantische, Sax-begleitete Romanze (auch qualitativ) nicht
ganz ins Bild und die "Verarbeitung" einer schiefgegangenen Beziehung in
"Brunch" reißt ebenfalls aus der Grundstimmung aus. In "Buddy Guy" und dem kinnladensenkenden "Barry Horrowitz"
ist Bronsoneli dagegen voll in seinem Element, das er auch gegen Ende
der LP (einem großartigen Ende, das Tommy Mas mit einem wunderschönen
Jon-Lucien-Sample feiert) nicht mehr verlässt.
Ganz nebenbei und vollkommen ohne Absicht führt Action Bronson vor, was
mit der Szene nicht stimmt: Jeder will etwas Besonderes sein, zu viele
Rapper rennen verkrampft irgendwelchen Verträgen oder Zielsetzungen
hinterher. Nicht so Bronsonova, der einfach rappt, weil es ihm Spaß
macht, und das mit einer Originalität, die zwar zu Teilen von seinem
Dasein als Koch herrührt, aber durch die Sorgenlosigkeit, mit der er
durch sein Album marscheirt, unterfüttert wird. Es bleibt abzuwarten,
wie Bronson sicht entwickelt, ob das nächste Projekt mit Statik Selektah
beattechnisch mit dem überraschenden Nobody Tommy Mas (an dieser Stelle
gebührt auch ihm Respekt für einen nicht perfekten, aber doch
erfrischend guten Instrumentalteppich, der ganz klassisch im Soul und in
Retro-Drumpatterns verankert, aber trotzdem jung und funkig ist)
mithalten kann. Doch solange Action nur aus Spaß an der Sache und mit
dem Ziel, irgendwann in der Toskana kulinarische Lehrstunden nehmen zu
können, rappt, sieht seine Zukunft rosig aus.
7.6 / 10
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