Freitag, 23. September 2011

The Game - The R.E.D. Album


Release Date:
23. August 2011

Label:
DGC Records

Tracklist:
01. Intro
02. The City (Feat. Kendrick Lamar)
03. Drug Test (Feat. Dr. Dre, Snoop Dogg & Sly)
04. Martians Vs. Goblins (feat. Lil Wayne & Tyler, The Creator)
05. Red Nation (Feat. Lil Wayne)
06. Dr. Dre 1 (Interlude)
07. Good Girl, Bad Girl (feat. Drake)
08. Ricky
09. The Good, The Bad, The Ugly
10. Heavy Artillery (Feat. Rick Ross & Beanie Sigel)
11. Paramedics (Feat. Young Jeezy)
12. Speakers On Blast (Feat. E-40 & Big Boi)
13. Hello (Feat. Lloyd)
14. All The Way Gone (Feat. Mario & Wale)
15. Pot Of Gold (Feat. Chris Brown)
16. Dr. Dre 2 (Interlude)
17. All I Know
18. Born In The Trap
19. Mamma Knows (Feat. Nelly Furtado)
20. California Dreams
21. Outro

Review:
Eigentlich hat The Game einen radikalen Sinneswandel durchlaufen, den er dadurch äußert, dem Artikel in seinem Künstlernamen den Laufpass zu geben - doch das sei hier einmal bewusst ignoriert. Denn eigentlich hätte "LAX" auch sein letztes Album sein sollen, was die Herren bei Interscope aber anscheinend anders sahen. Also muss der Mann, der den Westen alleine zurückgebracht hat, nochmal ran - nicht unter Aftermath, wie viele vermuteten, sondern unter dem Geffen-Ast Interscopes. Zum üblichen Ablauf vor der Veröffentlichung von "The R.E.D. Album" zählen natürlich zahlreiche Verschiebungen (erstes gesetztes Release-Date ist Ende 2009), auch einige Disses halten Game im Gespräch.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Der Titel selbst soll auf "Rededication" (schließlich sollte es dieses Album ja eigentlich gar nicht geben) und "Redemption" (da es immer Hater gibt, denen es etwas zu beweisen gilt) hinweisen und keineswegs die Bloods-Verbindung andeuten, weswegen man, um keine Verwirrung aufkommen zu lassen, das Cover komplett ohne die Signalfarbe gestaltete. Doch das nur am Rande, schließlich hat Game über 70 Minuten Musik, die es zu diskutieren gilt. Bei den Produzenten findet sich eine bunte Gesellschaft ein, ähnlich wie bei den Gästen, die schon andeuten, dass man es jedem recht machen will. Bei genauer Betrachtung gibt die Tracklist selbst in ihrer Reihenfolge wenige Überraschungen her, alles ist eine logische Konsequenz auf dem Weg zum Album, das jeder lobt: Dr. Dre (wenn er schon keinen Beat beisteuert) wird verpflichtet, in In-, Outro und Interludes die Geschichte des Protagonisten zu umreißen, die als typischer Werdegang eines Comptoners beginnt und in Form des von Khalil mit schweren Streichern unterlegten "Ricky" in allgemeiner Form und als Interpretation des Alltags, den der Kultstreifen "Boyz N The Hood" portraitiert, auch behandelt wird. Davor muss man sich allerdings wichtigeren Dingen widmen: Im dick mit Chören im Hintergrund aufgetragenen "The City" muss die eigene Karriere sezziert werden - als wolle Game sich selbst Mut zusprechen. Es fällt übrigens auf, dass Game die letzten Jahre anscheinend viel geraucht hat, denn seine Stimme klingt etwas rauer, aber auch kraftloser. Warum übrigens der nicht zum Songkonzept passende Kendrick Lamar gefeaturt wurde, wird nicht klar, in Sachen Rap überflügelt er seinen Gastgeber jedenfalls. Nachdem dann eine nette Dame einen Vortrag zur Farbe Rot (und ich dachte, die wäre gar nicht Thema des Albums?) gehalten hat, rollt mit "Drug Test" der obligatorische Westcoast-Banger ein, von Khalil ansehnlich zum Mitnicken produziert, wobei man von Snoop und Dre nicht viel mitbekommt. Nach einem sehr gelungenen "Good Girls Gone Bad", das die schlechte Behandlung betont, die die Frauen- von der Männerwelt erfährt, reihen sich langsam die Pflicht- und gewünschten Auftritte ein: Anscheinend besteht 2011 immer noch die Notwendigkeit eines Jeezy-Tracks: "Paramedics" soll nämlich genau das sein, klingt auch so und ist dabei weder besonders gut noch besonders schlecht, und nachdem mit Rick Ross eine weitere Zielgruppe über ein überraschend bestechendes Instrumental abgedeckt wurde und ein mittelmäßig eintöniges Bläser-Konstrukt namens "Speakers On Blast" vom bossig aufgelegten Big Boi in trockene Tücher gebracht wird ("Daddy Fat Sax, if my balls are on your chin then can you tell me where my dick's at?"), fällt Game auf, dass die Ladies bisher noch nicht zufriedengestellt wurden. Ein No-go, das schnellstens behoben wird: "All The Way Gone" ist solides 08/15-Material, "Pot Of Gold" freundliches und noch erträgliches Radiomaterial, die Nummer mit dem wohl softesten, weichsten Marshmallow-Wesen dieses Planeten ("Hello") allerdings höchstens ein Ärgernis - nötig wäre keiner der drei Songs gewesen. Also wieder zu den Hinguckern der LP: "Martians Vs. Goblins" ist natürlich eiskalte Trendhascherei, doch ist sie zugegebenermaßen gut gemacht, Wayne's Gequieke in der Hook ist wohl dosiert und während der jugendlich-rotzfreche Tyler (auf den der Song natürlich voll zugeschnitten ist) immer noch Richtung Bruno Mars schießt, lässt sich Game (dessen raue Stimme auf keinem Song so passend klingt wie hier) dazu hinreißen, Lil B zu frittieren. Die Album-Hymne "Red Nation" setzt ebenfalls auf das Weezy-Hook-Prinzip (zweimal direkt hintereinander nicht unbedingt optimal) und lebt zudem von einem heruntergeschraubten Zombie-Nation-Sample, das man wesentlich besser inszenieren hätte können. Nebenbei stellt Game noch fest: "Russia got a red flag, US got red stripes" - mal abgesehen von ihrer Inkorrektheit also die bahnbrechende Feststellung, wo man überall die Farbe Rot antrifft. Im Schlussteil findet sich dann noch ein Premier-Track für ein wenig "Illmatic"-Feeling (das mit "And every little fuck up, they blame it on Barack / Cause he just like T.I., born in a trap" allerdings eine schöne Hook auffährt), der Mama wird ein von Pharrell erstklassig gekleideter Song gewidmet und schließlich verabschiedet man sich mit der Freude über die neugeborene Tochter und der löblichen Botschaft, sich um seine Kinder zu kümmern.

Mission erfüllt: für jeden was dabei, das Gesamtwerk nicht in den Sand gesetzt. The Game schafft den Spagat, mit diesem Album den Massen etwas zu bieten und gleichzeitig auch von HipHop-Heads akzeptiert zu werden. Doch das gelingt nur um den Preis eines richtig guten Albums: Zum einen ist "The R.E.D. Album" zu lang, zum anderen ist es ein einziger Flickenteppich, der mit seiner Größe die (immerhin) überschaubaren verpatzten Mainstream-Kompromisse und Schnitzer relativiert. Doch das war Game sicherlich selbst klar, nicht anders lässt es sich erklären, absichtlich einen Track, der wie von einem Jeezy-Album klingt, auf sein Album zu packen. Dass The Game nie der beste Rapper war bzw. es auch hier nicht ist, kostet ihn auf einigen Tracks die Krone, stört aber nicht groß, zumindest bringt er seine Anliegen immer gut und verständlich an den Mann. Sein rotes Album ist in der Tat nicht schlecht, doch man sollte die Kirche im Dorf lassen: Die oben genannten Mängel verbieten auch jegliche Euphorie.

5.6 / 10

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