Montag, 19. September 2011

Mood - Live Again


Release Date:
21. Juli 2011

Label:
Three Below Zero Records

Tracklist:
01. Envy
02. Live Again (Feat. Big Easy)
03. Strange
04. Gangsta Goddess
05. Popular (Feat. Ianigma & Big Easy)
06. Shoot Me Down (Feat. Ianigma)
07. Drugs, War & Crime (Feat. Ragga)
08. Bad Move (Feat. Ragga)
09. Ghetto Monopoly (Feat. Zerah)
10. They Say (Feat. Zerah)
11. Profits Of Doom
12. Judgement Mourning (Feat. Ragga)
13. Apochrypha
14. Conversations (Feat. J Sands)
15. By Myself
16. More Love Than Hate (Feat. Zerah)
17. Believe (Feat. Holmskillet)
18. So Long
19. Lyrics Like These
20. X Factor

Review:
Was hat die Welt nicht auf ein zweites Album von Mood gewartet - so sehr, dass inzwischen alle Wartenden vor Spannung eingeschlafen sind. Man mag 2000 versucht haben, die komplette eigene Wanna-Battle-Mannschaft mittels einer Label-Compilation mit ins Rampenlicht zu zerren, so richtig funktioniert hat's jedenfalls nicht, was wohl auch Main Flow realisierte und kurz darauf dann seine Solokarriere ins Rollen brachte, die über die Jahre hinweg das einzige war, was vom dreiköpfigen Trio aus Cincinnati zu hören war. Für DJ und Producer Jahson interessierte sich kein Schwein und ein eventuell irgendwann erscheinendes Solo von Donte kam über ein bis zwei Ankündigungen nicht hinaus. Angekündigt und geplant ist ein neues Mood-Album schon seit über einem halben Jahrzehnt (ursprünglich geplant unter dem Namen "Hall Of Fame" mit diversen Produzenten), 2011 steht es dann aber plötzlich unter dem Namen "Live Again" vor der Tür.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Als größte Änderung zu den eigentlichen Plänen für dieses Album stellt sich heraus, dass Jahson die komplette Produktion im Alleingang bewältigt, während Gäste vorwiegend für Refrains gebucht wurden. Ansonsten scheint es, als habe letzten Endes ein Label gefehlt, denn "Live Again" wird auf dem eigenen Three Below Zero veröffentlicht (die CDs sind auf 300 Stück limitiert), auf dem schon Mitte der Neunziger die ersten Singles erschienen. So ließe sich dann auch die fehlende Vorab-Promotion erklären. Doch den HipHop-Fan sollten solche Gedanken in Anbetracht eines neuen Mood-Albums wenig stören, die große Frage ist doch, wie sich der Sound der Gruppe in fast 14 Jahren gewandelt hat, was Donte alles zu erzählen hat und wie gut man noch harmoniert. Dies ist dann leider auch die Stelle, an der der Großteil aller Erwartungen in glasklarer Ernüchterung zusammenbricht. Erste Feststellung: "Live Again" hat mit "Doom" so wenig zu tun, dass hier gut und gerne ein komplett anderer Interpret auf dem Cover stehen könnte. An sich ist das noch kein Verbrechen, denn man muss schon leicht naiv gewesen sein, um eine Rückkehr der in sich gekehrten, dämmerhaften Sounds des Debüts erwartet zu haben. Das führt zur zweiten Feststellung: Der neu eingeschlagene Stil ist - in einem Wort zusammengefasst - überflüssig. Als man beim Brainstorming die drei Gehirnströme vereint hat, um zu entscheiden, wie man dieses neue Album angeht, ohne zu gestrig und zu austauschbar zu klingen, hat wohl der Pizzabote die Meditation frühzeitig beendet, denn das Eregbnis klingt unausgegoren und darüber hinaus unpassend. Seichte Beats, denen jeglicher Biss fehlt, füttern die Tracks von Anfang bis Ende; als wäre das nicht genug, tragen die eingangs erwähnten Gäste teils furchtbare Hooks bei, die manchmal nur unpassende Reggae-Vibes importieren, nicht selten aber schlichtweg austauschbar radiofreundliches (und zwar die unangenehme Sorte "radiofreundlich") Gedudel bedeuten. Das Problem weitet sich schnell aus: Wie schon das eröffnende, halbwegs akzeptable "Envy" lässt die gesamte LP eine Marschrichtung vermissen, weswegen die Songs munter aber vor allem gemächlich und ohne atmosphärische Ausrichtung aneinandergereiht den überschaubaren Skills von Main Flow und Donte ganz und gar nicht in die Karten spielen. Die wiederum waren der Ansicht, mit Tracks wie "Gangsta Goddess" oder "Popular" charakterloses Material über kurvenreiche (Gangster-)Damen ins Aufgebot nehmen zu müssen, die man ganz sicherlich nicht auf jedem x-beliebigen anderen Album auch fände. Ähnlich schlimm die Verpflichtung von Ragga, u.a. für die harmlose Vorab-Single "Drugs, War & Crime". Die Liste der Mängel ist lange, doch "Apochrypha" tut sich noch mit Auszeichnung als Vollmist hervor, da es (geflüstert gerappt) möchtegernavantgardistisch in stümperhafter Weise Dubstep-Spuren einstreut. Wenn mit J. Sands dann ein echter Rap-Gast am Start ist, fehlt "Conversations" dank altbackenem Sample der letzte Kick. Da steht "Profits Of Doom" als Hinweis, wie man Mood wunderbar ins Jahr 2011 hätte übersetzen können, auf vollkommen verlorenem Posten: Ein mit geheimnisvoller Glasur überzogenes Instrumental unterlegt die Kritik an der Geldpolitik der modernen Welt. Auch die Liaison mit Kollege Holmskillet gehört noch zu den besten Momenten, ebenso wie "X Factor", das eine ähnliche Richtung wie "Profits Of Doom" einschlägt.

Bei der kargen Ausbeute guter Tracks hilft selbst ein guter Ausstieg nichts mehr, denn da die Scheibe ganze 77 Minuten vor sich hinschippert, fällt das Anhören äußerst mühsam aus und relativiert die Lichtblicke gehörig. Der Großteil ist nämlich mit Belanglosigkeit gefüllt, die viel zu willkürlich wirkt, um für einen beliebigen Künstler zufriedenstellend zu sein - schon gar nicht für Mood, deren Reputation als Gruppe sowieso nur auf ihrem ersten Album und dessen Atmosphäre beruht und logischerweise in "Live Again" eine würdige Addition gefordert hat. Die können Mood nicht liefern, "Live Again" hat zwar selbst in seinen geschlechtslosen radiotauglichen Minuten einige solide Minuten zu bieten, führt insgesamt aber lediglich zur Feststellung, dass man es wohl lieber beim unbehafteten Antlitz von "Doom" belassen hätte.

3.5 / 10

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