Freitag, 23. September 2011

SeraphGuard - Divination


Release Date:
August 2010

Label:
Eigenvertrieb / Free Download

Tracklist:
01. First Born, Second War (Introduction)
02. God Remembered
03. Kamogawa (Feat. White Lotus)
04. Homunculi (Feat. Hourglass & Dictator)
05. Creeping Barrage
06. Early Mourning (Feat. Killer Falcon & White Lotus)
07. Sorrow, Sadness And Joy (Feat. Hourglass)
08. Dew On A Worn Blade (Feat. Morning Star & White Lotus)
09. Sephrothic System Of Ten Divine Names (Skit)
10. The Omega Nebula (Feat. Dictator & Hourglass)
11. Moondance (Feat. White Lotus & Dictator)
12. Receding Applause (Feat. Hourglass & Dictator
13. The Great (Feat. Dictator, White Lotus & Def Com 7)
14. Books (Feat. Morning Star & White Lotus)
15. Cheap Whine (Instrumental Interlude)
16. World On A String (Feat. Morning Star, Dictator & Great White Shark)
17. Elaborate Labyrinth (Interlude)
18. Free Me (Feat. Morning Star)

Review:
Konsequent und weiterhin im Untergrund geht die Dread Knaught Ghost Army ihren Weg weiter. Viel ist bei der Crew aus der Vancouver-Region nicht wirklich passiert, hier und da konnte vor allem White Lotus einen Beat landen, SeraphGuard stellte noch 2008 ein Mixtape mit dem Titel "The IDentity Mixtape" zusammen. Parallel dazu arbeitet er schon fleißig am nächsten vollwertigen Album, das diesmal sogar ordentlich gepresst werden soll. Doch irgendwann und irgendwo verlegt man wohl einige Master-Copies. Ärgerliche Sache, die allerdings dazu führt, dass 2010 dieses Projekt, das den Titel "Divination" trägt, der HipHop-Welt (bzw. dem bescheidenen Teil, der davon Wind bekommt) zum kostenlosen Download ins Netz gestellt wird.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Wen überrascht es schon, dass die Tracklist wieder ganz nach einer Inhouse-Sache aussieht. Lediglich Amos The Ancient Prophet, in den Kreisen dieses Albums ein echter Promi, schaut für einige Tracks vorbei, während auch der kolumbianische KeKo sowie der Berliner SnakeVsCrane jeweils einen Auftritt vermelden können. Den Rest der Produktion machen White Lotus und der mit Fruity Loops arbeitende SeraphGuard praktisch unter sich aus. An der prinzipiellen Herangehensweise hat sich mehr oder weniger nichts geändert: Die Beats bauen immer noch auf Samples auf, der Einfluss von Gruppen wie den Lost Children Of Babylon lässt sich immer noch kaum überhören und geistig lebt SeraphGuard sowieso an der Ostküste. Wobei damit nicht gesagt sein soll, dass man es hier mit typischem BoomBap zu tun hat, denn dem ist nicht so: Vor allem in der Wahl ihrer Samples heben sich White Lotus und Seraph von der Masse ab, denn sie sampeln weiterhin, was man anderswo gar nicht erst anrühren oder als untauglich abtun würde. Viel Akustikgitarre ist dabei, viele Melodien, die durchaus irgendwelchen Folk-Songs entstammen könnten, und selbst wenn die Produktionsarbeit an sich sehr ordentlich ist (von schlechtem Mastering kann ebenfalls keine Rede sein), wohnt doch ein Hauch Lo-Fi in der Platte. Unterstützt wird dieser Aspekt auf jeden Fall durch die Flows von Seraph, der die Hörer mit dem Charme des Unvollkommenen für sich gewinnt, will heißen: SG ist weit davon entfernt, einer der besten Techniker dieses Genres zu sein, neben einem eher gemächlichen Tempo weist der Flow immer mal wieder Unsauberkeiten auf, doch Seraph baut dieses Defizit in seine Performance ein und macht sie zu einem Teil des Gesamtbilds, sodass sich niemand groß daran stören wird. Außerdem sind die Texte interessant, denn neben einem bunten Wortschatz legt Seraph meist auch Wert auf deren Sinn. Der Opener "God Remembered" fasst das Album eigentlich schon hervorragend zusammen: Ein vielschichtiges Gitarren-Sample spielt gedankenverloren im Hintergrund, Seraph zitiert Sacharja und orientiert dementsprechend seine hochgradig poetischen Zeilen:

"It was after the exile and the fall of Jerusalem
That we rebuilt the temple destroyed by the arms of foolish men
Exuberance turned to the feeling of uselessness
As the powers stopped our attempts to restore god's luminance
In the district of Judah, just south of Hebron
We, the mystics, maneuvered around the mouth that said 'wrong'
Under the reign of Darius, when the prophetic claims were various
The idea man would abandon god was strange and scariest
"



Damit legt er sich selbst ein hohes Niveau vor, das er nur stellenweise wieder erreicht. In ihrer Gesamtheit stimmen allerdings die meisten Tracks, Aussetzer gibt es keine, lediglich einige schwächere Momente: "The Omega Nebula" braust für Seraph viel zu stark auf, "Dew On A Worn Blade" weist eine mäßige Performance auf (zumal es nicht sonderlich interessiert, wie genau SG und White Lotus mitten in der Nacht ihre Tracks aufnehmen, was trotzdem detailgetreu erzählt wird). SvC's "Creeping Barrage" flötet genau den richtigen Ton und Amos, der vorwiegend für die Interludes zu Rate gezogen wird, überzeugt mit dem, was er am besten kann: düstere Atmosphäre, ein eingängiger Piano-Loop, fertig ist mit "Moon Dance" ein sattes Highlight. Zu erwähnen sind die gefeaturten Gäste nicht zwingenderweise, da sie fast ausschließlich aus der D.K.G.A. selbst kommen, alle ungefähr auf demselben Level rappen und lyrisch ähnlich ausgerichtet sind. Keiner beschert dem Album also Quantensprünge nach vorne, die Abwechslung durch die zahlreichen Gäste ist jedoch trotzdem ein sinnvoller Faktor. Als letzte Anspieltipps seien "Books" als Kritik an inhaltsleeren Raps sowie das abschließende "Free Me", eine kritische Auseinandersetzung mit dem Begriff und der Affassung von Freiheit, genannt.

SeraphGuard verfolgt den Weg, den seine bisherigen musikalischen Auswürfe beschritten, weiter und darf deshalb an dieser Stelle Glückwünsche entgegennehmen. Denn in dieser Form hat er, noch mehr als etwa White Lotus, eine kleine Nische gefunden, die ihm atmosphärisch abgeschlossene Machwerke erlaubt, in denen er seine Stärken voll ausspielen kann und deshalb auch konstant unterhält - trotz fehlender Bestnoten hinsichtlich seiner Skills. Wünschenswert bleibt jetzt nur noch, dass man in Zukunft auf ein vollwertiges Album, gepresst und ordentlich vertrieben, hinarbeitet, denn dieses würde wahrscheinlich dann auch keine hier noch ansatzweise spürbaren ausgefransten Stellen im roten Faden beinhalten. Doch "Divination" ist trotz seiner kleinen Mängel eine empfehlenswerte Angelegenheit.

6.6 / 10

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