Freitag, 23. September 2011

Madlib & Frank Nitt - Medicine Show No. 9: Channel 85 Presents Nittyville


Release Date:
31. Mai 2011

Label:
Madlib Invazion

Tracklist:
01. Nittyville (The Landing)
02. So Beautiful (Dues Paid)
03. Stageridin'
04. Smoke Theme For Dankery Harv
05. Jus' Follow
06. The Exclusive (Bar Scene) (Feat. The Professionals)
07. Eyegotcha
08. Legalize It (Interlude)
09. Sunday Sinema
10. What Can U Tell Me (Feat. Medaphoar)
11. The Truth (Interlude)
12. Red Light Green
13. Go There
14. Set It Off (Feat. Prime)

Review:
Das Projekt, das Stones Throw bzw. Madlib über sein eigenes Madlib Invazion für das Jahr 2010 ankündigte, war für den normalen Rap-Hörer eigentlich schon zu viel: jeden Monat ein Album, jeden Monat ein neues Konzept. Von Brazilien in die Neunziger bis hin zum Yesterday's New Quintett ging die fast ausschließlich instrumenale Reise durch die weiten Hallen in Madlib's Oberstübchen. Ganz eingehalten wird der Zeitplan dann aber doch nicht, chronologisch exakt läuft es ebenfalls nicht ab, denn im Frühling 2011 stehen noch der zwölfte und der neunte Teil aus, zweiterer ist zusammen mit dem Detroiter Frank Nitt geplant, der wiederum als Teil von Frank-N-Dank aus dem Dilla-Umfeld geläufig sein dürfte.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Wie Madlib nun dazu gekommen ist, ausgerechnet Frank Nitt(y) für das einzige Zwölftel seiner Mediziner-Party, das durchgehend mit Raps bedeckt ist, heranzuziehen, wissen die Götter, an den außergewöhnlichen Rap-Skills kann es nicht liegen. Vielleicht hat das Mastermind aus Oxnard einfach nur ein Faible für Detroit-Rapper. Jedenfalls wird "Nittyville" als eine Art Konzeptalbum vorgestellt, das als Fernseh-Show auf Channel 85 läuft. Von diesem Konzept bekommt man letztlich aber wenig mit, denn weder Madlib noch Frank machen sich die Mühe, es in Szene zu setzen, sieht man einmal von den paar Interludes ab, die vorwiegend Blaxploitation-Samples wälzen. Was genau hat man dann hier eigentlich vor sich? Kein großes Kollabo-Werk wie etwa "OJ Simpson", vielmehr eine Art Street-Album, die von Stones Throw selbst als traditionellster der zwölf Teile angepriesen wird. Wie genau die Aufnahmen abliefen, ist dabei gar nicht mehr allzu wichtig, denn schnell macht sich die Erkenntnis breit, dass Nitty nicht der Mann für ein ganzes Album ist. In seiner Performance unauffälliger Durchschnitt und inhaltlich praktisch ohne Nährwert konnte er sich zusammen mit Dankery Harv immer ganz gut halten, hier allerdings verliert er nach einiger Zeit die Aufmerksamkeit des Hörers. Daran trägt er allerdings nicht die alleinige Schuld, denn was Madlib, der mit seinem monströsen Output die Szene ohnehin flutet und übersättigt, hierfür abgestellt hat, ist nicht "traditionell", sondern oft einfach langweilig. "So Beautiful" legt noch mit einem gesunden Zahn los, doch schon bei "Stageridin'" beginnen die Probleme: Die Produktion hoppelt ohne Biss vor sich hin, teils bis zur Unkenntlichkeit von einer Weed-Rauchwolke verschleiert. Die Markenzeichen von Madlib sind eben auch keine Selbstläufer, das Aneinanderschnipseln diverser Samples aus Film und Fernsehen zwischen eigenwilligen Loops endet hier u.a. in Songs wie "Eyegotcha", die den Ausdruck "Hintergrundmusik" definieren könnten. Zeilen wie "You know me, Young Nitty, and I run the streets fluently / And fuck the chaos theory, I'm looking for congruency" helfen da auch nicht weiter. Zum weiteren Leidwesen hält man sich mit Gästen eher zurück, "What Can U Tell Me" und "The Exclusive" gefallen aber nicht nur mit der Abwechslung, die ihre Gäste (MED bzw. Oh No und Madlib als The Professionals) mitbringen, sondern sind prompt auch etwas aufgeweckter produziert. Ansonsten passiert nicht mehr viel, Madlib zeigt hier und da die Vielseitigkeit seiner Sample-Quellen, gibt der LP mit seinen Interludes zusätzlichen Zusammenhalt und kann sich gegen Ende hin nochmal etwas steigern, mit "Go There" oder "Set It Off" dem Album als Ganzes aber auch keine gravierende Qualitätsspritze mehr verpassen.

Der erste Fehler war, Frank Nitt für die volle Spielzeit zu verpflichten. Natürlich macht Madlib es sich selbst nicht gerade einfach, wenn er bei einem Dutzend Alben auch eine MC-Producer-Kombo unterbringen will, die sich natürlich trotzdem den herkömmlichen Standards zu stellen hat und dabei nicht überragend abschneidet - dafür fehlen Madlib dann doch die Highlights. Was also übrigbleibt ist ein Album mit einem mittelmäßigen Emcee, der eigentlich nur innerhalb einer Gruppe auftreten sollte und der außerdem nichts zu erzählen hat, kombiniert mit einem Madlib, der beweist, dass selbst er seine Output-Rate nicht beliebig steigern kann, ohne Qualitätseinbußen hinnehmen zu müssen. Natürlich ist seine Klasse an vielen Stellen noch zu hören, trotzdem ist "Nittyville" nichts, was man in Anbetracht der breiten Auswahl an Alben mit Madlib-Produktion gehört haben muss.

4.9 / 10

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