Freitag, 2. September 2011

Hassaan Mackey & Apollo Brown - Daily Bread


Release Date:
26. Juli 2011

Label:
Mello Music Group

Tracklist:
01. Daily Bread
02. Volume
03. Something
04. Dollar Bill Hill
05. Elephants
06. Different World
07. Weak Won't Do
08. The Trenches (Feat. Sean Born)
09. Tell Me
10. Mackey's Lament
11. Heroes
12. Megaphones
13. Higher (Feat. Finale)
14. The Note
15. Like A Diamond

Review:
Rochester hat vielleicht nicht die bekannteste, dafür aber eine durchaus lebendige HipHop-Szene. Ein lokal bekannter Künstler und fester Bestandteil jener Szene ist Hassaan Mackey, der seit geraumer Zeit keines der dortigen Open Mics an sich vorbeiziehen lässt und sich als Freestyler einen Namen gemacht hat. An der Seite des ebenfalls aus Rochester stammenden Emilio Rojas (anfangs auch als Raks One bekannt) erhält er Zugang zu wichtigeren Kreisen und bürgert sich mit einigen Features halbwegs in die ostküstliche Untergrund-Szene ein, nach Auftritten bei Kenn Starr und Oddisee schafft er es in die Low-Budget-Crew. Dank des Langzeitkumpels Moproducto sendet Hassaan 2007 einen Beitrag zu Rawkus 50 und wird glatt genommen. Als etwas später Mello Music's Stern aufzugehen beginnt, kann Hassaan außerdem gute Beziehungen zum Detroiter Flügel des Labels pflegen, was schließlich zu einer ersten Zusammenarbeit mit dem aufstrebenden Apollo Brown führt, nach der man sich schnell dazu entschließt, gemeinsame Sache zu machen. Also packt Hassaan seine Sachen, springt in den Zug und nimmt mit Apollo das auf, was als "Daily Bread" eigentlich noch für 2010 geplant war.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Man musst nicht rechnen können, um sich ausmalen zu können, dass die Aufnahmen zu diesem Projekt aus derselben Zeit stammen wie die zu The Left's "Gas Mask", das unerwartet hohe Wellen schlagen konnte und vor allem für Apollo's Arbeit mit Lob begossen wurde. Verwunderlich ist diese Überschneidung nicht, schließlich hegt der Detroiter die Philosophie, dass er als Vollzeit-Künstler immer genug Material an die Öffentlichkeit zu fördern hat. Man darf also bei dem, was es hier zu hören gibt, nicht mehr den Überraschten spielen: Apollo liefert genau das, was sich trotz seines bisher überschaubaren Outputs bereits zu seinem Markenzeichen ausgebildet hat, und Hassaan Mackey, der sowohl stimmlich als auch flowtechnisch ein sehr gewöhnliches Bild abgibt, nistet sich mit Raps über den Struggle auf diesen Produktionen ein und reichert seine lyrische Darbietung noch mit Einblicken in die persönlichen Momente seines Lebens an. Im Prinzip ist das auch schon der größte Unterschied zu "Gas Mask", das noch wesentlich öfter auf dem morbiden Zustand der HipHop-Szene herumritt. Trotzdem ist ein ständiges Vergleichen mit dem The-Left-Debüt sehr naheliegend, was "Daily Bread" hin und wieder Probleme bereitet, denn kurz gesagt war Apollo Brown mit seiner eigenen Gruppe etwas mehr auf Angriff gepolt. Die für "Daily Bread" abgestellten Beats sind etwas dünner gestrickt, was nicht automatisch schlecht ist, denn teils klingen sie sogar etwas feinfühliger. Die Soul-Samples sind dabei aber immer noch so ziemlich vom selben Schlag, als Neuerung erfolgt die ausgiebige Nutzung von Blaxploitation-Samples zwischen den Songs. An einer Nummer wie "Mackey's Lament" ändert das nichts - Apollo's Drumline klopft wuchtig am Trommelfell, Hassaan wartet mit verbitterten Zeilen auf, die das Schicksal einer vom Leben gezeichneten Seele und ihrem traurigen Ende beinhalten. Wer mit Apollo's Stil klarkommt, dem wird er auch hier noch nicht zum Hals heraushängen, sodass solche Songs problemlos gefeiert werden können - bei allen anderen Lesern war es schon ein Fehler, dass die Scheibe überhaupt erst in den Player gewandert ist. Für jeden eine interessante bis schwer empfehlenswerte Station sollte "The Note" sein, ein wunderbares Zusammenspiel aus Raps und dem Soul-Sample, welches Apollo von Bobby Bland abzapft. Ansonsten zieht die LP recht einheitlich an einem Strang, von der ersten bis zur letzten Sekunde kann mitgenickt und ein Bier auf die harten Zeiten des Protagonisten am Mic getrunken werden. Highlights? Schwer hervorzuheben, die Sinlge "Volume jedenfalls ist noch ein recht verhaltener Start, die Beziehungs-Kiste "Something" oder auch "Higher" sind beide seidig weich geknüpft und haben trotzdem etwas mehr Pepp. Vergütet wird das mit den folgenden Tracks: "Dollar Bill Hill" und "Elephants" schicken beide für Apollo so typische Streicher (auszugehen scheinen ihm diese Samples wohl auf absehbare Zeit nicht) ins Rennen und funktionieren auf ein weiteres Mal hervorragend, vor allem mit einem Hassaan, der sich dezent ins Bild rappt, um an den richtigen Stellen hervorzutreten. Perfektioniert wird das auf dem langsamen "The Trenches", dem der Schmerz aus jeder Pore dünstet.

Gerade weil Apollo Brown ein klassischer Fall, der die Hörerschaft in zwei Lager teilt, ist, kann man die Interessentenliste für dieses Album schon bei den Beats abstecken, und man mag diesen aufkeimenden Stil, der seine Rezeptur aus hausgemacht herzhaften Drums, Streichern, Piano und Soul-Samples, die immer wieder als Voice-Cuts eingestreut werden, praktisch durchgehend anwendet, nun bejubeln oder ihn naserümpfend verdammen, es ist die Leidenschaft, die Apollo trotz des hohen Outputs in seinen Beats verbaut, die begeistert. Dass bisher wenige Worte zu Hassaan Mackey gefallen sind hat denselben Grund wie 2010 bei Journalist 103: Er ist mehr Beiwerk als Hauptdarsteller, wenngleich er deshalb keinesfalls ein minderwertiger MC ist, lediglich einer, der sich nicht in den Vordergrund drängt. Die Kombo aus Mackey-Brown funktioniert allerdings bestens, was genug über den Rapper aus Rochester sagen sollte. "Daily Bread" hätte kaum einen besseren Titel wählen können, denn es geht genau darum: den Kampf ums tägliche Brot. Der ist nicht randvoll mit Hochkarätern, aber voll genug, um eine definitive Empfehlung verpasst zu bekommen.

6.8 / 10

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