Montag, 19. September 2011

Shahmen - Enter The Circle


Release Date:
30. April 2010

Label:
Project Mooncircle / Free Download

Tracklist:
01. Dirt
02. Shell Dweller (Feat. Unorthadox)
03. Abacus
04. Mark
05. Van Gogh's Crows
06. 1981985 Pt. l (Feat. Unorthadox)
07. World of Wils Pt. l

Review:
Im Jahr 2006 stattet das damals noch absolut unbeschriebene Blatt Bless der Stadt Amsterdam einen Besuch ab und trifft dort einen gewissen Sense, der als Produzent bereits ordentlich geschäftig ist und unter anderem bei TheQ4 mitwerkelt. Trotzdem nimmt man einen gemeinsamen Song auf, geht dann aber wieder getrennte Wege, der MC aus Los Angeles muss für sein Studium zurück nach NY. Dort wächst ihm das Tape mit Beats, das er von Sense erhalten hat, ans Herz, was 2007 seine Rückkehr nach Amsterdam motiviert. Sein geplanter Albumpartner hat jedoch alle Hände voll zu tun und geht zunächst nicht auf das Angebot einer vollwertigen Zusammenarbeit ein. Doch da Bless sein Reimebuch im Studio vergisst und Sense das Geschriebene für genau zu seinem Sound passend befindet, kommt das Duo der Shahmen doch noch zusammen und nimmt direkt eine große Zahl Tracks auf. Dank Sense besteht der Draht zu Project Mooncircle, 2010 gibt man der Welt mit der kostenlosen EP "Enter The Circle" einen Vorgeschmack auf das bereits angekündigte Album.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Im Gegensatz zu den wesentlich experimentelleren Ansätzen von TheQ4 liegt das Augenmerk bei den Shahmen eindeutig mehr auf striktem HipHop, was aber noch lange nicht heißen will, dass hier eine von so vielen 08/15-USA-Europa-Kombos, die denkt, mit dem Zelebrieren der transatlantischen Verbindung sei's schon getan, für eine Runde typischen Bummtschack zusammengekommen ist. Sense wird als Schüler von Muggs und RZA mit einer eigenen, mystischen Note beworben, was von der Wahrheit gar nicht so weit weg ist. Seine Sample-Arbeiten sind für sich schon nicht von schlechten Eltern, hinzu kommt dann noch sehr dosierter Einsatz von Live-Instrumenten, was genau die richtige Szenerie für Bless ist, der sich am Mic als wahre Überraschung herausstellt. Nichts ahnend steigt der Hörer bei "Dirt" ein und wird zuerst nur von einem Cello empfangen, das die ersten 20 Sekunden Stimmung aufbaut, bis die Drumline sowie noch ein weiteres Geräusch einsetzt. Ist das ein zweites, sprechendes Cello? Nein, das ist Bless, mit einer Stimme, die so basstief durch die Boxen surrt, dass das Cello vor Neid erblasst. Man drehe den Bass voll auf und genieße die zudem auch noch sehr kräftigen und bildhaften Lines, die diese kinnladensenkende Vorstellung perfektionieren:

"I was born by the beach, water round my bones
First heart beat became the 808 tone
Speech came later, gets greater as I grow
Peace to the haters and a prayer for my foes
Love to my family and my family keeps growin'
Death to the vanity, cause dammit we gold
Turn into rust and then into dust
Carved in ebony with an elephant tusk
"


 
Der Aufbau der restlichen Songs ist nicht ganz unähnlich, was bei der Kürze der EP allerdings kein Problem darstellt: Cello, Bass und Gitarre werden auch in den restlichen Songs regelmäßig zum Einsatz gebracht und geben den schnörkellosen Gerüsten von Sense einen ganz eigenen Flair, zu dem Bless wie die Faust auf Auge passt. "Shahmen, the illest seven letter word since Outkast" behauptet BLS. Ganz so einmalig ist die Show zwar nicht, doch Trips wie "Mark" setzen die Streicher-Sektion (in diesem Fall wieder Cello) so gut ein, dass man sich Bless ("Skin the color of bark / Clothes smellin' like trees / Dig in my earth, find my roots & weeds / My truth bleeds right back in the arm / No scar, but I left my mark / My friend got clean and OD'ed, life is just that dark") auf keinen anderen Instrumentals vorstellen kann. Auf zwei Tracks schaut Unorthadox vorbei, der vorübergehend sogar zu den Shahmen zählte und etwa in "1981985" einen trefflichen Gegenpol zu BLS bildet. Aussetzer hat die EP keine, hervorzuheben ist allerdings noch "Van Gogh's Crows", das etwas düsterer als seine Nachbarn wunderbar tief in sich hineinbrummt.

Vorbei ist der Spaß sehr schnell, denn da die meisten Stücke um die oder sogar unter drei Minuten einchecken, verabschieden sich die Shahmen nach 17 Minuten bereits wieder. Was sie allerdings hinterlassen ist nach der anfänglichen Verblüffung der Hunger nach mehr. Hier bläst einen zwar noch nicht jeder Track so vom Hocker wie das eröffnende "Dirt", doch dieses Duo hat mit Sense, der keinen alltäglichen Sound fährt, und dem sowieso vollkommen einzigartigen Bless ein ungemeines Potential, das beim Debüt hoffentlich ausgereizt wird. Wem der Sinn nach HipHop mit BoomBap in einer ganz eigenständigen Ausführung steht, der ist bei "Enter The Circle" gut aufgehoben und der wird die Shahmen auch weiterhin verfolgen.

6.9 / 10

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