Montag, 5. April 2010

Guerilla War Tactix - The Invasion


Release Date:
11. September 2009

Label:
Independent Entertainment

Tracklist:
01. Intro (The Invasion)
02. Planet Of The Apes
03. Clonewars
04. Blood Diamonds (Feat. Elijah Guidance)
05. Porn Empire
06. Hellrazah Chainsaw (Feat. Elijah Guidance & Mok Vurban)
07. Doomsday 2012
08. Photovoltaic Statements (Feat. Planetary)
09. John Lennon
10. The Shining
11. The Raw Cypher
12. The Stick Up
13. Dead Like Presidents (Feat. Goretex)
14. Raw & Uncut (Feat. Elijah Guidance)
15. Decepticons
16. The Unknown Force (Feat. Mark Deez & Henry Bowers)
17. Gunpowder Treason (Feat. Jise)
18. Black Magic Mathematics
19. Secret Society

Review:
Man hat es hier mit HipHop-Globalisierung fortgeschrittener Stufe zu tun: Guerilla War Tactix (die sich auch The Blood Diamonds, The Scumbag Anthem und Guerilla Riot Squad nennen) sind nicht nur eine normale Gruppe, sie sind ein internationales Trio: Matt Maddox kommt aus den USA, Cruz DurrtyJada aus Schweden und Chinch 33 aus Deutschland (Osnabrück, wer es genau wissen will). Zusammengekommen ist man für "The Invasion", den Ansturm auf die HipHop-Industrie, für den man einige Namen aus der US-Szene gewinnen konnte.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Das Konzept, wutgefüllter Ansturm auf die Industrie mit einem Motto à la "back to the roots", ist keineswegs unbekannt und wurde in den letzten Jahren mannigfach - meist eher halbherzig - in Angriff genommen. Das großartige Cover dieses Albums lässt hoffen, dass GWT es ernster meinen. Schließlich ist das, was sie mit ihrem Debütalbum abgeliefert haben, auch zweifellos in die Hardcore-HipHop-Sparte einzuordnen, mit definitivem Einschlag ostküstlicher Wertvorstellungen. Dem Produzentenaufgebot merkt man das nicht an, denn hier regieren die Schweden: Neben anderen Beatmakern aus Stockholm (Marc Swing, The Misanthropist) sind es vor allem Chessurect (Mok Vurban und Dusty Dress), die für einen Großteil der LP aufkommen. Es stellt sich allerdings schnell heraus, dass die getroffene Wahl keine schlechte ist: Chessurect scheinen harte Drums und raue Sounds vom Fließband geliefert zu bekommen, denn bei "The Invasion" wird von Anfang bis Ende geheizt: "Planet Of The Apes" geht aus der Lauerhaltung des stimmungsaufbauenden "Intros" heraus und der LP als gutes Beispiel voran. Zudem zeigt sich, wie die Gruppe funkioniert: Matt Maddox macht sich mit tiefer Stimme breit, Cruz DurrtyJada setzt ein helles, scharfes Stimmorgan dagegen und Chinch 33 kümmert sich an den Decks um die Cuts, die auch im weiteren Albumverlauf oft zum Einsatz kommen (u.a. als Hook). So einfach ist ein schöner Banger zur Einleitung. Wenngleich GWT von einem Album voller Verschwörungstheorien sprechen, lassen sich die Lyrics von Madd und Cruz meist doch auf Battle-Rap, teils durchaus gehaltvoll, herunterbrechen, wobei natürlich immer wieder gegen den maroden Zustand des HipHop-Genres geschossen wird. In "Doomsday 2012" wird noch ein wenig über den Weltniedergang erzählt, "Secret Society" warnt vor Massenüberwachung und -lenkung. Während die genannten Songs nicht einmal überragend produziert sind, lässt sich also festhalten, dass die LP auf inhaltlicher Ebene keine neuen Erkenntnisse liefert. Trotzdem gibt es auch Momente bester Unterhaltung: In "Porn Empire" stimmt alles: großartiger Beat sowie druckvolle Rhymes, die von einem der größten Märkte der Welt berichten und dabei großartig explizite Ausführungen mit dem nötigen Sarkasmus kombinieren ("Stackin' major millions off masturbatin' civilians / Collaborations with films have graduated to billions"). Einen weiteren Thementrack findet man in "John Lennon", das dem laut GWT "größten Musiker aller Zeiten" gewidmet ist. Restliche Highlights sind dann bei den Battle-Tracks zu suchen: "Blood Diamonds" ist ein düsterer Kopfnicker von Chessurect, dem Elijah Guidance (zwar aus Stockholm, aber mit Rap-/ Reggae-Mischung im Gepäck) den letzten Schliff verpasst. Zwei Stationen ist Elijah dann wieder Gast, wirkt auf "Hellrazah Chainsaw" jedoch eher negativ. Weitaus besser macht sich da noch "The Shining" ("And if HipHop is dead, you should claim me a necrophile") mit saftigem Beat von Dusty Dress und sauberen Cuts von Chinch. Die "prominenten" Gäste wie Goretex oder Planetary passen schön ins Gesamtbild, ohne die beanstandungslosen Vorstellungen der Gastgeber zu übertrumpfen.

Berge versetzen werden Guerilla War Tactix mit ihrem Debüt wohl kaum. Die propagierte Invasion der Industry aus dem Underground heraus hat zwar musikalische Argumente, wird aber wohl wieder an zu wenig Beachtung verpuffen. Das stört aber auch nicht weiter, denn mit dieser Scheibe hat der Underground-Head genau das, was er sucht: harten HipHop, der keine Kompromisse zulässt und damit bodenständig genug ist, um an dieser Stelle nicht als Standard abgestempelt zu werden. Ohne Frage gibt es Alben, die "The Invasion" ähnlich sind, doch deshalb lohnt sich die LP trotzdem. Nun gilt es, darauf zu warten, wie GWT's bereits angekündigter Nachfolger "The Occupation" aussehen wird.

6.7 / 10

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