Samstag, 25. Dezember 2010

Big Remo - Entrapment


Release Date:
28. September 2010

Label:
It's A Wonderful World Music Group / Jamla

Tracklist:
01. The Cast
02. What It Takes
03. Don't Matter (Over There)
04. The Game (Tre 4)
05. Go (Feat. 9thMatic)
06. Wonderbread (Feat. David Banner)
07. Mo Heat (Quiet Nights)
08. Girls Most Wanted (Feat. Colin Munroe)
09. Serenity
10. Go Ladies (Feat. Robert Alred)
11. Woop Woop (Stand Back) (Feat. Ricky Ruckus, 9thMatic)
12. Entrapment (Feat. Khrysis)
13. What Is Your Name (Feat. Mela Machink)
14. It's Like That
15. Grown Man Biz
16. Without You
17. Nothing's Gonna Stop (Feat. Tyler Woods)

Review:
Big Remo ist ein so austauschbarer Name, dass man versucht zu glauben ist, ihn bereits auf zahlreichen Alben der Justus League als Feature gelesen zu haben. Der einzig bisher erwähnenswerte Auftritt findet sich allerdings nur auf 9th Wonder's "Dream Merchant Vol. 2", was gleich den Bogen zu Remo's Labelsituation spannt: Als Schützling von 9th Wonder ist sein "Entrapment" das erste Album, das einzig und allein über 9th's It's A Wonderful World Music Group" (genau genommen über den Jamla-Zweig erscheint, was der LP nach der Little-Brother-Trennung noch eine besondere Beinote gibt.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
In gewisser Weise hat nicht nur Remo, sondern auch 9th hiermit etwas zu beweisen, schließlich wirkt sein IWW-Label wie ein kleiner Konkurrenz-Betrieb zu den (Ex-)Kollegen bei Hall Of Justus. Mit Ausnahme von Khrysis scheint man auch (trotz Shoutouts) recht isoliert zu arbeiten. Man könnte meinen, eine Justus League wäre schon mehr als genug, doch mit Big Remo legt 9th Wonder den Paradebeweis vor, dass sich in North Carolina immer noch ein weichgespülter Conscious-Rapper mehr finden lässt, um über die seit nunmehr Jahren stagnierenden Beats der Little-Brother-Gefolgschaft zu wandeln. Wieso also sollte das auf hiesigem Release anders sein? Ganz genau, ist es nicht. Zwar werden bei der Verpflichtung der Produzenten alle Register des neuen Jamla-Rosters gezogen (E. Jones, Ka$h, Fatin, AMP, Khrysis), im Endeffekt hätte es aber auch keinen großen Unterschied gemacht, wenn 9th Wonder in einer Standardsession alle Instrumentals selbst seinem Fruity Loops abgerungen hätte. Doch er ist inzwischen schwer damit beschäftigt, als 9thmatic die Welt der Mikrophone unsicher zu machen. Das eigentliche Problem, das man mit "Entrapment" allerdigns haben sollte, rührt daher, dass keiner der Beteiligten auch nur ansatzweise versucht, aus der Schublade, in die man die North Carolinians der ehemaligen Justus League schon vor längerer Zeit verbannt hat, zu entkommen. In der Sample-Landschaft, die durchgehend in einem vertraut wirkenden Milieu spielt, wird jeder auf ein paar alte Bekannte stoßen, der Beat-Teppich bietet wenig Überraschungen und kommt auf sachten Drums und hin und wieder auch mit gepitchten Voice-Samples daher. Wie das schon immer bei der Justus League war, besteht das Resultat auch hier aus einigen netten Tracks, für echte Highlights reicht es dagegen kaum bis gar nicht. Achja, dann wäre da natürlich noch Remo selbst; für seine Austauschbarkeit seien ihm gar keine großen Vorwürfe gemacht, doch zuträglich ist es einem Album selbstverständlicherweise auch nicht, wenn jemand klingt wie ein gesichtsloser Lakai aus der zweiten Reihe (der Remo in der Tat auch ist). Thematisch wird man mit einem für Rap sehr alltäglichen Bühnenbild konfrontiert: Es wird gehustelt, es bleibt Zeit für die eigenen Wünsche und Träume und das Albummotto, die sozialkritische Metapher auf die Lebenssituation der Hood-Allgemeinheit, kommt natürlich auch nicht zu kurz. "What Is Your Name", erzählt als akzeptabler Track von einem Frauenschicksal und versucht, als tiefgreifender Track etwas Abwechslung ins Geschehen zu bringen. Zu den besseren Tracks der Scheibe zählen: Khrysis' hübsch drumlastiger Opener "What It Takes", das inhaltlich etwas hohle "Woop Woop", "Without You" und das satt soulige "Go Ladies", denen eine ganze Reihe an schnell vergessenen Standardtracks gegenüberstehen. Dazu zählen auch "Wonderbread" (trotz dem Abwechslung bringenden David Banner) sowie "Go", in dem 9th's Bemühungen am Mic einmal mehr höchstens mit einem Achselzucken quittiert werden können.

Kurz umd schmerzhaft: Die Rap-Welt braucht keinen Big Remo - sie hat schon zu viele. Dafür kann Remo natürlich nichts, er ist wohl lediglich zu spät dran mit seinem Debüt, das so oft an die hundert Justus-League-Alben, die man bereits kennt, erinnert. Abgesehen davon, dass er sich also nicht profilieren kann, ist er ein solider Emcee, dem man problemlos zuhören kann. Für 9th Wonder's IWW ist dieses Album ebenfalls kein glanzvoller Einstand, schließlich wurde die Chance, sich direkt zu Beginn von der Einfallslosigkeit, mit der man bei HoJ zu kämpfen hat, zu distanzieren, verpasst. Wer Alben mit Beats von 9th und Khrysis bis zuletzt gefeiert hat, der wird auch mit "Entrapment" glücklich, was daran liegt, dass die gebotene Kost natürlich keinesfalls schlecht ist. Ganz nüchtern betrachtet ist sie aber auch keine Offenbarung.

5.1 / 10

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