Sonntag, 27. März 2011

Talib Kweli - Gutter Rainbows


Release Date:
25. Januar 2011

Label:
Blacksmith Music / Javotti Media / 3D

Tracklist:
01. After The Rain
02. Gutter Rainbows
03. So Low
04. Palookas (Feat. Sean Price)
05. Mr. International (Feat. Nigel Hall)
06. I'm On One
07. Wait For You (Feat. Kendra Ross)
08. Ain’t Waiting (Feat. Outasight)
09. Cold Rain
10. Friends & Family
11. Tater Tot
12. How You Love Me (Feat. Blaq Toven)
13. Uh Oh (Feat. Jean Grae)
14. Self Savior (Feat. Chace Infinite)

Review:
Die erste größere Veröffentlichung des Jahres sichert sich Kritikerliebling Talib Kweli, der seiner Solo-Diskographie damit den vierten offiziellen Eintrag beschert. Ganz im Gegensatz zu etwa der Zeit vor "Eardrum" steht Kweli inzwischen nicht mehr im Mittelpunkt öffentlichen Interesses, was der Herr aus Brooklyn als befreiend ansieht. Die sich ändernden Zeiten werden auch insofern berücksichtigt, als das digitale Release dem der CDs vorausgeht. Dass der einst auf jeder zweiten Platte als Gast gegenwärtige Kweli nicht daran denkt, einen Gang zurückzuschalten, zeigt neben dem letztjährigen zweiten Album mit Hi-Tek jedoch die Ankündigung, dass auch noch "Prisoner Of Consciousness", welches eigentlich an dieser Stelle hätte erscheinen sollen und dessen frühe Aufnahmen sich u.a. auf "Gutter Rainbows" eingefunden haben, in absehbarer Zeit das Licht der Welt erblicken soll.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Doch erst einmal liegt der Fokus darauf, was Kweli auf "Gutter Rainbows" so treibt - "Eardrum" ist schließlich schon dreieinhalb Jahre her und ein zweites "Revolutions Per Minute" ist kaum wahrscheinlich. Also wirft man einen Blick darauf, was die Beschreibung des Albums zu erzählen hat: 13 Producer für 14 Songs werfen trotz illustrer Namen mehr Sorgen als Freude auf, darüber hinaus wird beworben, dass nun ohne Major im Rücken die volle Freiheit genossen wird, die dem Fan genau das geben soll, was Talib als natürlich erachtet. Schließlich wäre da noch der Titel, der als semikreativer Metaphernerguss gar nicht typischer Kweli sein könnte - man möchte schon an dieser Stelle fragen, wie Kweli sich von der Abstempelung als Conscious Rapper eingeengt sehen kann, wenn er selbige so kräftig nährt. Glücklicherweise haben ihn diese oder ähnliche Umstände noch nie daran gehindert, schöne Conscious-Musik zu machen. Man klinkt sich also ein, nur um irgendwo in der Hälfte vom Titeltrack "Gutter Rainbows" festzustellen, dass in diesen fröhlich-munteren BoomBap (hier von M-Phazes gestaltet) in letzter Zeit schon derart viele MCs ihr Mic getunkt haben, dass man sich nicht angehalten fühlt, bei einem Talib Kweli nennenswerte Gefühlsregungen zu zeigen. Die "Turn it up now"-Rufe funktionieren nicht. Entgegen aller Hoffnungen stellt man einige Tracks später fest, dass Talib selbst dieses Problem nicht aufgefallen ist - dabei war er auf der gefühlten Hälfte aller Platten, die "Gutter Rainbows" als ein Album unter vielen unter sich begrüßen, selbst Gast. Was also bleibt ist Kweli's Klasse am Mic sowie sein Ohr für gute Beats, was natürlich auch ein paar sehr nette Tracks mit sich bringt. "Wait For You" ist ein solcher Track, der nach klassischer Talib-Manier über ein verspielt-relaxtes Instrumental eine positive Message transportiert. Das krasse Gegenstück bietet "Mr. International", dessen ausgelutschter Titel saft- und kraftlos umgesetzt wird. "Cold Rain" begießt sich als 08/15-Piano-Geklimper mit hier und da angebrachter, altbackener Kritik ebenfalls nicht mit Ruhm, das noch langweiligere (und in der Hook an die Wand gefahrene) "Friends & Family" wird besser gar nicht erst erwähnt. Dann doch lieber "Palookas", bei dem Marco Polo etwas kräftiger aus den Boxen bläst und Kweli (bestens unterstützt von everybody's Feature Sean Püü) etwas mehr auf auf die Kacke haut. Ein klares Highlight hat man Nick Speed zu verdanken, der "Tater Tot" erfreulich stimmungsdunkel gestaltet und Talib's Geschichte über einen mit dem normalen Leben versagenden Ex-Soldaten ins rechte Licht rückt. Weiteres Lob geht an Oh No, der der exzellenten Kombo Kweli-Grae ebenfalls ein potentes Instrumental zuschanzt, was sich in "Uh Oh" äußert. Herauszustechen vermag damit nur noch das grauenhafte "I'm On One", Khrysis' missratener Versuch, seiner eigenen Eintönigkeit zu entfliehen.

Große Freude kann bei dieser Platte nicht wirklich aufkommen. Schlecht ist sie freilich nicht, man sollte immerhin nicht vergessen, dass ein Talib Kweli sich selbst mit sich wiederholenden Texten noch von der Masse der Emcees mit ähnlich klingenden Alben abhebt. Es heißt aber nicht, dass er sich ein Album wie "Gutter Rainbows" in der heutigen Zeit leisten kann - die Alt-Fans kennen derartiges Material in besserer Ausführung, für potentielle neue Fans reicht beim Mittelmaß der Produktionen selbst Kweli's Mic-Präsenz nicht zwangsweise aus. Es ist leicht ironisch, dass gerade bei der ungesunden Producer-Vielfalt, die hier Einzug hält, derartig konforme Standardkost herausgekommen ist. Am grundlegenden Rezept ändern muss Kweli zwar nichts, eine Einschränkung der Produzentenzahl, bessere Konzeption oder schlichtweg aufregendere Beats könnten aber verhindern, dass die drei Kronen nur deshalb vergeben werden, weil es er selbst ist, der am Mic steht.

5.7 / 10

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