Sonntag, 27. März 2011

Typical Cats - Typical Cats


Release Date:
06. Februar 2001

Label:
Galapagos4 Records

Tracklist:
01. Intro
02. Reinventing The Wheel
03. Any Day
04. Qweloquiallisms
05. It Won't Stop
06. Snake Oil
07. Natural Causes
08. Take A Number
09. The Manhatten Project
10. Too Happy For Qwel
11. Live Forever
12. Cliché
13. What You Thought Hops
14. Thin Red Line

Review:
"It kinda melted into one ball or something", erinnert sich Qwazaar an die frühen Zeiten bzw. die Entstehung von Galapagos4, aus denen auch die Gründung der Typical Cats datiert. Zu dieser Zeit tut sich einiges im HipHop-Untergrund von Chicago. Unter anderem laufen sich diverse Künstler in Studios und Radiostationen über den Weg. Ein daraus entstehender Zusammenschluss sind die hier zur Diskussion stehenden Typical Cats, die auf ihrem selbstbetitelten Debüt mehr oder weniger das erste große Release für G4 aufnehmen und damit den Grundstein einer in fruchtbare Jahre eintretenden Label-Familie legen.

WRITTEN FOR Rap4Fame
Wer sich ein wenig mit Chicago's HipHop-Szene beschäftigt, der kennt die beteiligten Namen: Qwel, Qwazaar, Denizen Kane und DJ Natural (und außerdem Kid Knish in einer großteils passiven Rolle). Wer sich allerdings ein wenig mit Chicago's HipHop-Szene beschäftigt hat, der hat auch dieses Album zu kennen, schließlich gilt es mancherorts als Klassiker der Chi-Town. Bei dem Talent, das sich hier versammelt hat, ist das eigentlich kein großes Wunder: Qwel ist inzwischen alles andere als ein Unbekannter, hier sind es hauptsächlich furiose Battle-Rhymes (dieser Szene entsprang er schließlich), die er von sich gibt und die es somit zu hören gibt. Qwazaar hat seine dunkle Outerlimitz-Mentalität zuhause gelassen und lässt ebenfalls (relativ) muntere Flows vom Stapel, womit noch Denizen Kane verbleibt, der mit seiner wesentlich helleren Stimme und dem etwas ruhigeren Flow Ausgleich ins Team bringt. Dazu gibt es (bis auf eine Ausnahme) Beats von DJ Natural zu hören, die im "Intro" mit Denizen an der Gitarre beginnen. Die Struktur dieser Platte offenbart sich während ihres Verlaufs: Zu den typischen Tracks, auf denen jeder Emcee einen Verse spittet, gesellen sich nicht wenige Solo-Tracks, die das Trio jeweils einzeln beleuchten. Dazwischen stellt sich Natural außerdem mit zwei Instrumentals ins Rampenlicht und liefert damit gleich den ersten Grund zu Kritik: Er mag ein fähiger Produzent sein, ein außergewöhnlich guter ist er jedenfalls nicht, was man an einigen Stellen der LP zu spüren bekommt. Doch zuerst begrüßt den Hörer das geniale "Reinventing The Wheel" mit perfekt in den Vordergrund gerückter Bassline und einem Rhyme-Festmahl:



"The Q-W-E, who the fuck want strife?
Beat you half to death twice and smack your back to life
Underground stalagtite, quick with a dick spitting a rhyme
You criminals flip lines and forget to commit crimes
"

Lines dieser Art scheinen Qwel ganz nebenbei aus dem Ärmel zu fallen - auch auf seinen Solo-Tracks hagelt es saftige Punchlines in so perfekt vorgetragener Art und Weise, wie es ihm wenige MCs gleichtun können. Neben "Qweloquiallisms" teilt vor allem "Cliché" in voller Spielzeit nach allen Regeln der Kunst aus. Doch Qwel kann auch anders, widmet er doch einen ganzen Track der hohen Kunst des Graffiti - "The Manhattan Project" ist dabei nicht nur eine perfekte Ode, sondern lässt es sich zudem nicht nehmen, gegen nichtswissende Fakes zu schießen. Qwazaar tritt nur einmal alleine auf, nämlich im schlichten aber effektiven Kopfnicker "It Won't Stop". Seinen Königsauftritt hat er allerdings im wohl besten Track der Platte: Auf dem unglaublich funky produzierten "Take A Number" flowt er wie ein Gott und stellt sogar den wie immer bärenstarken Qwel in den Schatten. Den alltäglichen Stress handelt man auf "Any Day" ab, im abschließenden "Thin Red Line" gibt man sich dann über einen lockeren Piano-Loop noch einmal zu dritt die Ehre. Unerwähnt geblieben sind bisher die Solo-Auftritte von Den, der in "Snake Oil" von nervigem Klaviergeklimper begleitet wird und die fleischliche Lust zum Thema macht. "Live Forever", ein Bericht von seinem Traum über Ruhm, gefällt da schon wesentlich besser. Da Denizen außerdem (schon auf besagten Tracks) seine poetische Seite auspackt, gibt es mit "What You Thought Hops" noch eine sehr penetrante Spoken-Word-Einlage, die vergeblich versucht, mit pseudo-tiefgründigen Wortspielen philosophischen Anspruch zu erlangen, bis dann das Intro-Instrumental einsetzt. Damit bleibt schlussendlich nur noch DJ Natural zu rügen, da "Natural Causes" definitiv zu wenig hergibt, um als instrumentales Interlude zu funktionieren.

Es ist jammerschade, diese Albumdiskussion nicht mit ausschließlich positiven Worten abschließen zu können. Gegönnt hätte man es den Typical Cats. Doch egal wie überragend einige Momente auf der Scheibe sind, perfekt ist sie nicht. Das liegt in erster Linie an DJ Natural, dessen Beats dem, was Qwel, Qwa und Den hier ins Mic zaubern, oft nicht gerecht werden. Der Mix aus bombigen Battle-Raps und lyrischem Anspruch gelingt gut (wenngleich Den's poetische Anwandlungen sicherlich nicht jedermanns Sache sind), die gebotenen Raps haben zweifelsohne Klassiker-Niveau. So gesehen ist es verständlich, dass "Typical Cats" trotz seiner Schönheitsfehler in den entsprechenden Kreisen auch noch heute gepriesen wird.

7.1 / 10

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