Sonntag, 26. September 2010

Ghost - Postcards From The Edge


Release Date:
02. August 2010

Label:
Musicforheads

Tracklist:
01. Postcards from The Edge
02. No More (Ghost Remix) (Feat. Kashmere & Jehst)
03. Neon City
04. CIA
05. Hearts And Minds
06. Orion
07. Ode To AMDM
08. Time Will Tell (Feat. Aeries)
09. LDN
10. Stardust
11. Way With Words (Feat. Aeries)
12. Rainbow
13. Nightwatch

Review:
Über die Jahre hat Ghost es geschafft, sich den Status eines von jeder Seite respektierten Producers zu erarbeiten - bei den verkopftesten HipHop-Puristen ebenso wie bei Heads, die nur sporadisch mit diesem Genre zu tun haben. Mit seinem Sitz im United Kingdom erreichte er ein Publikum, das so breitgestreut ist wie kaum ein anderes. 2009 erschien sein letztes, gefeiertes Werk ("Freedom Of Thought"), im selben Jahr zog Ghost nach Neuseeland (nachdem auch Südamerika und Thailand ausprobiert wurden). Dort hostet er eine Radioshow und findet außerdem Zeit, sein drittes Album aufzunehmen, "Postcards From The Edge", dem ein kostenloses Remix-Album ("Remixes From The Edge") vorausgeht.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Entgegen der vorherigen Werke vertreibt Ghost sein Album diesmal selbst und beschränkt die CD-Pressungen auf 300 Stück. Entsprechend klammheimlich geht die Veröffentlichung vonstatten. Doch auch sonst hat sich einiges geändert. War das erste Album ein Produzentenalbum mit vielen Emcees und hielten sich beim zweiten Instrumentals und gastbesetzte Stücke ungefähr die Waage, hat man es hier nahezu mit einem Instrumental-Album zu tun. Doch da hört es nicht auf, denn nicht nur wechselte Ghost seinen Wohnort, auch die Musik unterwirft er umfassenden Änderungen: Die Samples verabschieden sich und werden durch einen starken Electronica-Einschlag ersetzt. Der Pressetext nennt das "...the next stage of progression", als Ghost-Fan freut man sich höchstens über Ghost's Stillstandsängste, bis man das Album zum ersten Mal gehört hat. Denn unter Kenntnis der ersten beiden LPs ist es kaum möglich, nicht darüber enttäuscht zu sein, dass der Stil, für den man Ghost so sehr schätzt, hier weitesgehend abwesend ist. Natürlich trägt auch der neue Sound seine Handschrift und natürlich packt der Producer auch in seine Electro-Spielereien die altbekannte Liebe fürs Detail. Letztere führt dazu, dass Ghost allerlei Sounds zum Einsatz bringt und diese mit wechselhaftem Erfolg in seinen Songs verbaut. Der Opener, "Postcards From The Edge", beispielsweise ist mehr als nur gewöhnungsbedürftig, hat aber einen gewissen Charme und klärt den Hörer gleich darüber auf, was sich so geändert hat: Statt Streichern gibt es nun die unterschiedlichsten Synthies, Klavier- und Gitarren-Samples weichen dem schon erwähnten Sounddschungel. Es quietscht, zischt, braust und rattert. Das wirft Tracks ab, die wie in "LDN" streckenweise vollkommen neben der Spur laufen, die aber anderenorts höchst interessante Atmosphären aufbauen, beispielsweise in "Stardust". "Orion" wird beschrieben als Soundtrack für Weltraumausflüge und trifft es damit gar nicht so schlecht, während Tracks wie "Nightwatch" Ghost's Fähigkeit, Spannung gekonnt auf- und wieder abzubauen, zur Geltung bringen. Die etwas kurz kommende Fusion mit Raps findet ihre erste Station im offiziellen Remix zu "No More" (im Original von den Foreign Beggars), dem auch nach mehreren wohlwollenden Anläufen nichts abzugewinnen ist. Die anderen beiden Tracks featuren einen gewissen Aeries, der sowohl mit "Time Will Tell" als auch mit "Way With Words" annehmbare, aber weit von früheren Kollabos (man erinnere sich an die Harmonie zwischen Ghost und Abstract Rude) entfernte Ergebnisse erzielt, die es nicht einmal schaffen, aus dem Instrumental-Meer herauszustechen. Als einzigem Song gelingt das "Hearts And Minds", das ganz langsam eine einladende und warme Atmosphäre aufbaut, die am ehesten an den bekannten Ghost erinnert.

So wirklich überzeugt ist man nicht. Bei all den Bonuspunkten, die für kreative und innovative Bestrebungen vergeben werden können, fehlt der LP doch die Herzhaftigkeit, die mit der großartigen Sample-Arbeit auf den vorigen Scheiben Einzug hielt. Nur ganz selten gelingt es Ghost, mit seinen neuen Arbeitsmethoden eine ähnlich bezaubernde Stimmung aufzubauen. Die Wahl des Pensums an eingebundenen Emcees bleibt natürlich ihm überlassen, machte aber gerade bei "Freedom Of Thought" in ihrer Ausgeglichenheit einen gewissen Reiz aus, der hier fehlt. Ghost's Geist lebt allerdings auch in dieser Platte, seine Detailverliebtheit prägt jeden Song und garantiert ein Grundniveau, von dem andere Produzenten nur träumen können. Doch vielleicht gibt es beim nächsten Projekt ja eine Fusion der beiden Stile, was durchaus vielversprechend wäre. Denn wenn Ghost weiterhin gedenkt, nur mit den Methoden von "Postcards From The Edge" zu arbeiten, bleibt es anzuzweifeln, ob er damit je seinen ersten beiden LPs nahekommen wird.

5.7 / 10

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