Dienstag, 23. März 2010

Holocaust - Blue Sky Black Death Presents: The Holocaust


Release Date:
05. September 2006

Label:
Babygrande Records

Tracklist:
01. Plunder
02. Twilight Zone
03. We All Are Well Known
04. What Can the Matter Be
05. God Be With You
06. Monarchs
07. No Image
08. The Ocean
09. Sinister
10. Smoking Room
11. Lady Of The Birds
12. The Worst
13. Killer Moth
14. Wing To Wingfeather
15. Crash

Review:
Es musste einige Zeit vergehen, bis Holocaust sein optimales Debütalbum veröffentlichen konnte. Seit der Emcee aus Los Angeles 1998 auf den Alben von RZA und der Killarmy Auftritte feiern konnte, behielt man in Wu-Kreisen seine einmalig tiefe, füllende Stimme im Gedächtnis. Später erfolgte die Änderung auf den weniger behafteten Namen Warcloud, mit dem er 2002 zwei Internet-Releases verbuchen konnte. Zum offiziellen Debüt kam es aber erst 2006, nachdem der Bostoner Kingston mit dem Kalifornier Young God zu Blue Sky Black Death zusammengefunden hatte und sich die Wege von Holocaust und dem Produzentenduo auf Babygrande Records trafen.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Warcloud ist inzwischen wieder Holocaust, doch im Gegensatz zu seinen Anfangstagen wurde die Entwicklung seines Rap-Stils, der sich über die Jahre langsam verändert hat, beibehalten bzw. fortgeführt. Holocaust rappt so off-beat wie kaum ein Anderer und verzichtet obendrein oft noch darauf, dass sich seine Zeilen reimen. Das mag man nun sehen wie man will, und wer damit auf keinen grünen Zweig kommt, der sollte sich nicht weiter mit Holocaust beschäftigen. Doch wer Holocaust als Ausbruch aus der Norm, wer seine Raps als einen eigenen, kunstvollen Stil akzeptiert, der wird mit diesem Album seine Freude haben. Denn nicht nur sein Stil selbst, auch seine Lyrics sind keineswegs alltäglich: Der Mann der lebhaften Wortmalerien legt zwar keinen Wert darauf, dass seine Zeilen Sinn ergeben, passt damit aber mehr oder weniger ins Profil eines Poeten, wiederum eine gute Umschreibung für seine Raps. Einen Hinweis auf die Fähigkeiten und Vorlieben von Blue Sky Black Death gab es schon mit deren Album "A Heap Of Broken Images", das auch schon eine Zusammenarbeit mit Holocaust sah. Doch was der Hälfte besagter (Doppel-)CD, die das Producer-Album darstellte, fehlte, bietet "The Holocaust" im Überfluss: stimmungsschwangere, atmosphärische Songs, die eine geschlossene Einheit, ein Album bilden. Hauptwaffe von Young God und Kingston sind flächendeckende Streicher-Samples, die mal den Hintergrund füllen und mal voll aufbrausen. Darauf reduzieren lässt sich das Duo nicht, denn für ihre malerischen Kunstwerke setzen sich die beiden keine Begrenzungen. So kommt es, dass sich dieses unscheinbare Duo als der perfekte Partner für Holocaust heraustellt, dass die beiden Parteien in einer Weise voneinander profitieren und harmonieren, die man im Voraus wohl kaum erwartet hätte. Tracks wie das von ergreifendem Hörnerschall geleitete "We All Are Well Known" kreieren eine einmalige Atmosphäre, in der Holocaust's Wörterketten weiträumigen Auslauf bekommen. In "Smoking Room" beispielsweise hält Holocaust eine Lesestunde und erzählt die Sage vom Rattenfänger vom Hameln sowie die Geschichte von Daidalos aus der griechischen Mythologie. An anderer Stelle inszenieren BSBD ein schwermütiges Stück aus Piano, Streichern und Voice-Sample ("No Image"), in dem Holocaust ebenso passend klingt wie im drum-starken Opener "Plunder". Auffällig sind die immer wieder zu findenden (doch zusammenhangslosen) Erwähnungen der amerikansichen Ureinwohner. Zwischen seine abstrakten Raps mischt sich auch immer wieder die eine oder andere Battle-Line. Unter den 15 Tracks, die alle im selben Stil gehalten sind, aber dank der Leidenschaft, die BSBD in ihre Beats stecken, nie langweilig werden, finden sich noch ein paar Highlights: Die Single "The Ocean" und "Sinister" begeistern mit dramatischem Streicher-Aufgebot, die "Twilight Zone" setzt sich aus Streichern und Piano zusammen und das überwältigende "God Be With You" wird mit tanzenden Streicher-Samples zum Hauptgewinn. Abschließend sei noch ein wenig von Holocaust's ganz normalem Wahnsinn zitiert:

 
"Fifty five people die yearly from box jellyfish stings
It is the most deadly animal in the world, I rock heavenly king
The heart will circulate thirty five gallons of blood a day
An assassin bug on your grave
While leeches suck the life out of a helpless frog
Unarmed, found inside a frozen forest, message long
"

Man nenne es Blödsinn, doch dieses Album ist einer der wenigen einmaligen Momente, die HipHop in seiner jüngeren Geschichte noch beschert waren. Auf Ebene der Instrumentals gibt es wenig Kritik anzubringen, denn Blue Sky Black Death schrauben wie die Weltmeister und schicken Holocaust durch eine Kulisse, um die ihn wahrscheinlich viele andere Rapper beneiden. Der Emcee aus LA macht sich mit seinem exzentrischen Stil nicht nur Freunde, doch wer bei seiner Performance keine Pickel bekommt, der wird die unglaubliche Kraft, die die großteils sinnfreien Rhymes (und Nicht-Rhymes) des Holocaust besitzen, zu schätzen wissen. Damit ist "The Holocaust" nicht nur eine der besten Veröffentlichungen aus der Wu-Fam im neuen Jahrtausend, sondern auch eines der Edelstücke seines Jahrgangs.

8.2 / 10

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen