Dienstag, 23. März 2010

Ty - Special Kind Of Fool


Release Date:
19. April 2010

Label:
BBE Records

Tracklist:
01. Don't Cry (Feat. Corey Mwamba)
02. Wait (Feat. Leo Ihenacho & Soweto Kinch)
03. Heart Is Breaking (Feat. Sway & Roses Gabor)
04. Little Star (Feat. Wreh-asha)
05. Something Big (Feat. Carroll Thompson)
06. Emotions (Feat. Sarina Leah & Shaun Escoffery)
07. Phantom Of The Opera (Feat. Anthony Mills)
08. Get To The Sky (Feat. Vula Malinga & Terri Walker)
09. Happiness (Feat. Vula Malinga)
10. I'm Leaving (Feat. Anthony Mills)
11. Me (Feat. Erik Rico)
12. I Get Up (Feat. D-Cross)
13. Falling (Feat. Shaun Escoffery & Finn Peters)
14. Special Kind Of Fool (Feat. Erik Rico)
15. Endtro (Feat. Leo Ihenacho & Robin Mullarkey)

Review:
Es gibt nur wenige Künstler aus dem United Kingdom, die mit einer Neuveröffentlichung auch hierzulande für Aufsehen sorgen. Ein solcher Artist ist Ty, der sympathische Londoner, der schon immer sein eigenes Süppchen gekocht hat und genau deswegen als einer der respektiertesten Emcees der britischen Szene zu werten ist. War er bisher ein Aushängeschild von Big Dada, so erfolgte nach drei Alben der Abgang vom Label und der Wechsel zu BBE Records. Das soll natürlich einerseits ein Indikator für musikalische Änderungen sein, doch es darf schon verraten werden, dass Ty sich und seinem eigenen Stil treu bleibt, diesmal unter dem Motto "Special Kind Of Fool".
WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Wie eigentlich zu erwarten, hat dieser Longplayer mit HipHop im herkömmlichen Sinn nicht mehr allzu viel zu tun. Was Ty und sein Co-Producer Drew Horley hier zusammengesetzt haben, wird in der Pressemitteilung nicht zu Unrecht als Mix aus Classic Funk, Soul, Two-Step, Synth-Pop und Electro angepriesen. Das Album selbst soll laut dem an seiner Diabetes-Erkrankung gereiften Ty erheblich ernster sein, was sich jedoch höchstens über die Texte aussagen lässt. Denn auf musikalischer Seite ist "Special Kind Of Fool" eine Platte, die gute Laune macht - und das ganz gleich, welchem Genre man sonst so frönt. Ty ist zwar ein Emcee, doch sein in warmer Stimme vorgetragener Rap hat etwas so Weiches, dass man ihn sich ebenso im kommerziellen Radio vorstellen könnte. An Gästen wurde nicht gespart, von Soul-Legenden bis hin zu Newcomern hat Ty alles im Gepäck, wobei es ihm wichtig war, für den jeweiligen Track den passenden Partner zu wählen. Das ist ihm auch auf jedem einzelnen Track gelungen - die große Zahl der Gäste klingt zu keinem Zeitpunkt unnatürlich, behindert den Albumfluss nicht und lenkt auch nicht vom Protagonisten ab - sie wirkt einfach nur unterstützend. Und so läuft alles zusammen zu einem schönen Album, bei dem Ty erstklassige Rap-Skills darbietet, dabei teilweise nahezu poppig klingt, trotzdem schwer experimentierfreudig und abwechslungsreich gerichtet und bei all dem nicht mehr und nicht weniger als er selbst ist, wie "Me" unmissverständlich zu verstehen gibt:

 
"I'm a special kind of fool
Different from the rest, never stuck to the rule
It's all about progression, I'm just try'nna pass through
And ask you a question or two
[...]
Cause I don't wanna be loved cause of my skin colour
I wanna be loved cause what I bring for ya
"

Begleitet wird er dabei von schwer relaxten Tönen, die sich noch einige weitere Male im Album wiederfinden: Das von herzlichen Background-Vocals begleitete "Emotions" sei da ebenso aufgeführt wie "Happiness" mit erneut schönem Gastgesang und einer sehr, beinahe naiv-positiven Message. Für das Album spricht die sehr geringe Varianz, die mit einem hohen Mittelwert gekoppelt ist: Zwar hat das Album keine großen Ausreißer nach oben - und ist demnach wiederum bestens als Ganzes zu genießen -, aber vor allem leistet Ty sich keinen einzigen Schnitzer. Müsste man einen besten Track küren, so wäre "Little Star" wohl der unmittelbarste Aspirant, da der Song - sowohl partytauglich als auch in den eigenen vier Wänden für beste Stimmung sorgend - sympathisch und vor allem unwahrscheinlich eingängig, kurzum, ein Hit ist. Auch sonst gestaltet Ty den Einstieg ein sein Album erfrischend schwungvoll: "Wait" trumpft mit cleverem Rhythmus auf, in "Heart Is Breaking" besticht die Kombination aus bezauberndem Gesang von Roses Gabor und rasanten Flow-Einlagen von Ty und Sway, die sich Zeit für ein wenig Gesellschaftkritik nehmen. Nachdem "Falling" erneut funky-fidel abhebt und man im Drum-lastigen Titeltrack Gelegenheit zum Durchatmen bekommt, setzt Ty im "Endtro" noch ein sehr dickes Ausrufezeichen hinter sein Album, indem er seine Hörer kurz verabschiedet, um sie dann noch eine volle Minute dem atmosphärischen Gesang seiner beiden Feature-Gäste zu überlassen.

Wer mit dem Wechsel zu BBE Veränderungen zum Schlechten hin erwartet hat, der darf aufatmen. Ty gibt sich auch mit seinem vierten Album keine Blöße, liefert im Gegenzug sogar einen unleugbaren Beweis für seine Kreativität und sein Gespür für gute Musik. Musik, mit der er jeden anspricht. Was Ty auszeichnet, ist eine unglaubliche Harmonie in seinen Songs: An der Wahl der Gäste gibt es keine Kritik zu üben, die Beats kommen aus erster (nämlich eigener) Hand und wissen somit, wie sie zu klingen haben. Trotzdem bietet Ty kein Top-Album. Was "Special Kind Of Fool" letztendlich zur knapp nicht erreichten höheren Wertungsstufe fehlt, sind ein paar Granaten à la "Little Star". Trotzdem darf dieses Album wirklich jedem dringend nahegelegt werden.

7.0 / 10

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