Donnerstag, 24. Juni 2010

PackFM - I Fucking Hate Rappers


Release Date:
15. Juni 2010

Label:
QN5 Music

Tracklist:
01. The Support Group
02. I Fucking Hate Rappers
03. The Show
04. Nasty
05. Wanna Know (Feat. Deacon The Villain)
06. The Kanye Look
07. Flux Capacitor
08. Take Our Place (Feat. Dominion)
09. Step On My Kicks
10. Tough Talk (Feat. Poison Pen)
11. Here We Go (Come On)
12. Sire
13. I Fucking Like Everything
14. Closure

Review:
PackFM ist ein Emcee, den seine Fähigkeit, das Batteln, weit gebracht hat. Die Liste an Battles, an denen er teilgenommen und die er auch großteils gewonnen hat, ist immer noch beeindruckend. So geschah es, dass er auf Tonedeff traf und als Konsequenz bei QN5 unterkam. Sein 2006 erschienenes Debütalbum "WhutduzFMstand4?" konnte den Erwartungen dank der richtigen Rückendeckung und seines Talents standhalten. Kurze Zeit darauf kündigt er bereits ein neues Album an, das komplett mit Domingo als Producer entstehen soll. Hier ist schon die Rede von "I Fucking Hate Rappers", das in seiner finalen Form aufgrund Domingo's vollen Zeitplans jedoch mehrere Beat-Stöpsler im Aufgebot hat.

WRITTEN FOR Rap4Fame
Dass PackFM mit dem Albumtitel keinen Hass gegenüber seines Genres ausdrücken möchte, sollte schnell ankommen: Als Schuss ins Blaue auf den Emcee-Rapper-Dualismus zu setzen, auf den sich einige Vertreter des Genres so viel einbilden, kommt der Sache schon etwas näher. Vielmehr allerdings will Pack Kritik an dem üben, was heute alles dem Terminus HipHop in die Schuhe geschoben wird und was die gehassten Rapper verbrechen, um der Dekadenz Tür und Tor zu öffnen. Das klingt zuerst nach typischen Underground-Plaketten, nach den immergleichen Renaissance-Rufen der Realkeeper-Fraktion. Dass dem nicht so ist, stellt Pack gleich im eröffnenden Skit klar und gibt damit den Auftakt zu einem Konzeptalbum, das seinen roten Faden durch die in den Skits erzählte Story erhält. "The Support Group" bietet ihm Platz, sich vor seinen interessiert zuhörenden Selbsthilfebrüdern ordentlich auszukotzen, was eine ausführliche Wiedergabe wert ist: "Hi, my name is PackFM, and I fucking hate rappers. [...] Today was especially hard. This morning a telemarketer woke me up, try'na do call and response. I told him 'I don't do that', he said 'too late'. [...] On the train the conductor is freestyling the name of the stops. [...] My girl broke up with me and made a diss record. I think my aunt got signed to Koch last week. I turned on the TV and the weather man is talking about making it rain." Der Groll sitzt also weitaus tiefer als der Vorwurf der verlorenen Qualität im Mainstream. Der essenzielle Titeltrack folgt zugleich und scheut keine scharfen Töne:

"Even did this shit for free, dog, do your research
HipHop changed my life, Dilla changed your t-shirt
What's the big deal, I just say what y'all thinking
[...]
If you played Common now, for Common Sense in '92
'The Bitch In Yoo' woulda been 'The Bitch In Yoo Part 2'
But when the main aim is fame, you can't kick the same shit
When no one's listening, you gotta make some changes
"


Dem ist nur mit einem genüsslichen "Amen" beizupflichten. Der Albumplot spinnt sich weiter, als Pack von einem ferneren Bekannten unwissentlich als Headliner für eine dubiose "Show" gesetzt wird, auf der ihm dann nahezu der Eintritt verwährt wird, weil sein Baggy-Stil nicht dem "Kanye Look" (sarkastisch bis in die Fugen) entspricht. In seinen Tracks kommt Pack noch einmal auf die HipHop-Szene zurück: "Wanna Know" ist bester Kno-Stil, stellt das Damals dem Heute gegenüber und beklagt unter anderem die verlorengegangene Gewichtung der Lyrics. Doch auch Bragging ist ein Spezialfach des Herrn FM: "Nasty" darf da ebenso aufgeführt werden wie das mit Kollegen Substantial und Mr. Meeca absolvierte "Take Our Place", das im selben Old-School-Gewand daherkommt wie jenes, das durch die Zeitreise in "Flux Capacitor" (das die 80er und ihr Retro-verherrlichtes Bild zurechtrückt) aus dem Schrank geholt wurde. Musikalisch sorgen Domingo, J-Zone und der Rest für eine solide Unterlage, die allerdings zu keinem Zeitpunkt den Standard-BoomBap-Rahmen sprengt oder einen wirklichen Brecher abwirft. Dieser Umstand lenkt den Fokus stärker auf PackFM, der es wie ein Meister versteht, seine Songs über ihrem eigentlichen Wert zu präsentieren. Nachdem Poison Pen als streitsüchtiger Besucher der Show an Pack geraten ist, gibt es in "Tough Talk" einen schönen Smack-Talk-Abtausch, "Here We Come" weist auf Pack's Live-Qualitäten hin. Um sich nicht den Vorwurf des blindwütigen Haters gefallen lassen zu müssen, und bevor in "Closure" nach dem Zusammentreffen mit einem selten dämlichen (bloggenden) Kumpel seine neugewonnene Frömmigkeit in starke Bedrängnis gerät, wird in "I Fucking Like Everything" aufgezählt, was alles nicht gehasst wird:


"I like the view from my rooftop, a new pair of tube socks, Biggie over Tupac, Huey on The Boondocks
I like to crush a lot, but I ain't a hater - in 9 times out of ten I'm an appreciator
But it's just my opinion, shouldn't be a factor
So don't get mad cause I still fuckin' hate rappers
"

  
Dieses kleine Konzeptalbum ist schnell durchschaut - bereits im ersten Hördurchgang hat man PackFM's Anliegen und fast alle Aspekte der Story verinnerlicht. Doch das ist nicht negativ anzurechnen, denn bei der dringenden Notwendigkeit, mit der dieses Thema ausgesprochen wird, trifft Pack den Nagel oft genug auf den Kopf, um seine Direktheit zu rechtfertigen. Die instrumentale Seite der Scheibe mag eine kleine Enttäuschung sein, schlichtweg weil sie immer im Hintergrund bleibt, teils vertraut klingt und keine einzige Bombe zu Tage fördert. Somit ist "I Fucking Hate Rappers" zudem eine Demonstration Pack's Fähigkeit, auch aus einem nur soliden Beat-Teppich ein gelungenes Album zu machen, das sich - wenn auch nicht überragend - gut am Stück durchhören lässt.

6.5 / 10

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