Donnerstag, 24. Juni 2010

60 Second Assassin - Remarkable Timing


Release Date:
08. Juni 2010

Label:
Sound Records + Entertainment / Holy Toledo Productions / 101 Distribution

Tracklist:
01. Words From The Assassin (Intro)
02. Sword Style
03. M.O.A.N. (Feat. Sunz Of Man)
04. Clockz N' Kingz (Feat. Timbo King, 12 O' Clock & Chi-King)
05. Remarkable Timing (Feat. Masta Killa, Popa Wu & M-Eighty)
06. Warzone (Remix) (Feat. RZA, La The Darkman, Prodigal Sunn, Timbo King & C.C.F. Division)
07. Cloud 9 (Feat. Heaven Razah, Shabazz The Disciple, Son One & Kristina Green)
08. No Face
09. Paradise (Feat. Killah Priest, Timbo King & Kristina Green)
10. Love Burns (Feat. Prodigal Sunn & Phillie)
11. The Throne (Feat. Planet Asia)
12. Dead Flowers Pt. 2 (Feat. Bronze Nazareth & C-Rayz Walz)
13. Fizza Funky

Review:
Man möchte es kaum glauben, doch im Kreise der Wu-Veteranen, der zum Kern des Imperiums zählenden Köpfe, gibt es immer noch albumlose Gestalten. Und während die Sunz Of Man als Gruppe jedem angehenden HipHop-Connaisseur ein Begriff sein sollten, konnte etwa Killah Priest mit einer fülligen Solokarriere auch seinem eigenen Namen Gewicht geben. Hell Razah schaffte das durch seine 2007 ins Rollen gekommene Solokarriere ebenfalls, während Prodigal Sunn durch viele Auftritte von sich reden machte. Lediglich 60 Second Assassin blieb eher im Hintergrund und schickt sich erst jetzt an, sein Debüt zu veröffentlichen: "Remarkable Timing" erscheint auf Sound Records, die von M-Eighty gefundene neue Heimat einiger Wu-Brüder.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Man erinnert sich an den Exodus von Babygrande's Wu-Tang-Flügel, dem Bronze Nazareth als wohl gewichtigster Künstler angehörte. Zwar wartet man noch immer auf die Release-Trilogie (Bronze, Almighty, Wisemen), die unter dem neuen Sound-Records-Label angekündigt wurde, doch wie sich herausstellt ist "Remarkable Timing" mehr als nur eine Entschädigung: Fast komplett von Bronze produziert und mit Gästen versehen, die sowohl in ihrer Zahl als auch ihrer überwiegenden Wu-Zugehörigkeit an alte Zeiten erinnern, ist dieses Debüt des unbekanntesten SOM-Mitglieds auch etwas für jene, die sich bei "Great Migration" seinerzeit mehr respektierte Wu-Emcees wünschten. Hinzu kommt noch eine Live-Band, die den Sound von Bronze noch ausgeprägter wirken lassen soll. Wenn man schon vom Thema Emcee spricht, wird vielen auffallen, dass sie mit 60 Second Assassin gar keinen Rap-Stil verbinden, da sich der Assassine selbst auf den bisherigen Sunz-Of-Man-Alben eher im Hintergrund hielt. Die Fans natürlich werden ihn wiedererkennen, wie er in neuer Frische als Hauptdarsteller neben all seinen Gästen besteht, sich neuen Hörern als markanter Emcee und selbst alten Hörern mit teils neuen Styles vorstellt. Das kommt natürlich nur wirklich an, weil er genau die richtigen Parameter für sein Album wählt, was uns wieder zu Bronze Nazareth führt. Wieso zur Hölle auf Hilfe von außerhalb zurückgreifen, wenn die Wu-Elements immer noch Ausnahmetalente wie den Detroiter in ihren Reihen führen? Dass in Shawneci's Gastproduktion "Sword Style" mit demselben Sample losgelegt wird wie einst auf "Bring Da Ruckus", mag etwas hochgegriffen sein, doch völlig daneben ist die Anekdote nicht, denn schon beim ersten Track kommt mehr Stimmung auf, als es etwa das "Wu-Massacre" zu irgendeiner Stelle schaffte. 60 hat neben seinem eigentümlichen Rap-Stil ein Händchen für gelungene, eingängige Hooks, seinen Gesang kennt man nicht umsonst seit Raekwon's 95er Debüt. Vom Clan selbst schaut nur Masta Killa für einen Rap-Part vorbei, sein Auftritt im von soulig relaxten Streichern begleiteten Titeltrack hat es dafür in sich. Abgerundet wird die Geschichte durch eröffnende (sowie auch abschließende) Worte von Popa Wu und einen ausgiebigen, den Hausherren klar definierenden Auftritt von 60. Der RZA hat einmal seine Finger im Spiel, nämlich im sich nur unwesentlich vom Original unterscheidenden Remix zu "War Zone", der mit stürmischem Streichergeflecht jedoch etwas verloren wirkt. Da feiert man lieber "Dead Flowers Pt. 2", das zwar dem ersten Teil nicht ganz gerecht wird, aber mit neuer Idee versehen und bestens bekömmlich angerichtet ist. "Love Burns" überschwemmt den Hörer mit für Bronze nicht untypischem Blues-Feeling, das in einem von vielen großartigen Zusammenspielen von 60 und seinen Gästen resultiert. In dieser Hinsicht der wohl wichtigste Track ist "M.O.A.N.", das über fettes Instrumental eine SOM-Reunion zelebriert, die lediglich Shabazz vermisst. Der wiederum findet sich für "Cloud 9" ein, das zuerst solide loslegt, um dann einen Beat-Umbruch zu unternehmen, worauf Shabazz einen alten Verse ("The Sins Of Men") recycelt, der in seiner aufgefrischten, immer noch diabolischen Version den dringenden Wunsch nach neuem Material dieser Sorte schürt: "Seen a therapist, told him spirits tried to bury me / Spilled what's on my mind, when I was done, he needed therapy". Wenn 60's Gesang in "Paradise" dann leicht schwächelt, erfolgt durch Bomben wie "Clockz 'N Kingz" mehr als nur ein Ausgleich. Auf dem Weg gen Ende stolpert man noch über das prächtige "The Throne", um sich schlussendlich in "Fizza Funky" wiederzufinden, das zwar eine gewöhnungsbedürftige Hook auffährt, von Bronze aber so überragend smooth gezimmert wurde, dass 60's leichter Off-Beat-Stil nochmals eine perfekte In-Szene-Setzung erfährt.

Man kann "Remarkable Timing" in erster Linie als Beweis auffassen, dass die gute alte Wu-Formel immer noch bestens funktionieren kann. Maßgebend daran beteiligt ist natürlich Bronze Nazareth, ohne dessen Rückendeckung die mächtigen Posse-Tracks in sich zusammenstürzen würden. Doch auch die Aufteilung des Mikros klingt einfach richtig - einerseits bekommt man genug 60 Second Assassin, um ihn als mehr im Gedächtnis zu behalten als nur das unscheinbare SOM-Mitglied, andererseits versetzen gerade die Gäste dem Album den letzten Schliff und eine wohlige Atmosphäre. So macht "Remarkable Timing" insgesamt einfach Spaß und wird nicht zuletzt deshalb als eines der Highlights des Jahres bestehen bleiben. 

7.5 / 10

1 Kommentar:

  1. toller blog, leider doch sehr wu fanboy lastig, schade eigentlich.

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