Donnerstag, 3. Juni 2010

Rhyme Asylum - Solitary Confinement


Release Date:
23. April 2010

Label:
Rhyme Asylum Records

Tracklist:
01. Solitary Confinement
02. For The Hate
03. This Is Where
04. Divine Right Of Kings
05. Next Level
06. Event Horizon (Feat. Crooked I)
07. Axe Of Violence
08. I Know
09. Strange Deranged (Feat. Reain)
10. The 'N Word'
11. The Art Of Raw
12. Returmination
13. Who Goes There
14. Don't Wanna Be
15. Straight Jacket Immortals
16. Broken Window
17. Open Mic Surgery (Feat. DarkStar & Ill Bill)
18. Life Support

Review:
Zeit für große Ruhepausen scheint es bei Rhyme Asylum nicht zu geben. Es ist keine zwei Jahre her, da war das Trio eine gänzlich unbekannte Nummer, das für sein Debüt einige US-Acts angeln konnte und mit dem Gesamtpaket auf derart positives Feedback stieß, dass es sich selbst bei den Liebhabern von US-Rap, die die britische Szene meist links liegen lassen, einen Namen machen konnte (zu einem kleinen Teil sicher den Features zu verdanken). Ihr zweites Album stellt eine neue Herausforderung dar: Ohne Rekabet im Rücken wird "Solitary Confinement" komplett in Eigenregie veröffentlicht.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Das erste Album hat dem Trio, bestehend aus Possessed, Psiklone und Skirmish, schon ein festens Assoziationsbild beschert: Für den Nachfolger erwartet man ein eher düster geknüpftes, durchschlagskräftiges BoomBap-Gefüge, in dem es die Londoner, die nicht umsonst auf diversen Battle-Turnieren auftrumpfen konnten, einerseits krachen lassen, andererseits aber auch clevere Lyrics zum Besten geben. Glücklicherweise machen RA nicht die geringsten Anstalten, diesem Image zu entfliehen, sondern schlagen mit satten 18 Tracks und 70 Minuten zu. Nicht nur trennte man sich von Rekabet, auch Leatherface, hauptverantwortlich bei den Beats, ist Geschichte. Ersetzt wird er durch diverse Produzenten, meist aus Kanada oder dem UK. Hervorzuheben sind Al'Tarba, der jüngst so bejubelte Franzose, und Engineer, der fast die Hälfte der Beats beiträgt und der dem einen oder anderen vom unlängst erschienenen Album von Diabolic bekannt sein könnte. Wer Engineer kennt, dem wird jedoch ebenso bewusst sein, dass der Kanadier für ein Top-Album zu wenig zu bieten hat. Genau da springen die restlichen Produzenten in die Bresche und sorgen dafür, dass sich als Gesamteindruck genau das breit macht, was zu erwarten war. Seitens der Raps hat sich wenig geändert: Immer noch spuckt das Trio in seinem eigenen Stil, und während Possessed und Psiklone kaum zu unterscheiden sind, gibt Skirmish den nötigen Kontrast. Thematisch hat man sich etwas geöffnet: "I Know" stellt sich existenziellen Fragen, in "Don't Wanna Be" reflektieren die drei über sich und ihren Werdegang. "This Is Where" geht an die Heimatstadt London und reiht sich bei den ruhigeren Nummern ein. Die Glanzpunkte können bei den aufs Spitten konzentrierten Songs gesetzt werden: Tarba leiht seine knackigen Percussions für "Next Level" und "Strange Deranged", die beide wunderbar funktionieren und mit unbeschwerten Battle-Raps aufwarten. Wenngleich der Opener es vermuten lässt, sind die Tracks nicht mehr so düster wie auf dem Vorgänger, doch RA lassen dem Hörer nicht viel Zeit, sich darüber den Kopf zu zerbrechen: "The Art Of Raw" beispielsweise besticht als einer der besten Momente mit einem in der Tat rohen Instrumental, während "Returmination" die Aufmerksamkeit mit Raps über die Karriere-Ambitionen des Trios auf sich zieht. In einem Solotrack führt Possessed in n-facher Alliteration vor, dass er auch ohne das "N Word" (bzw. mit vielen anderen) auskommt. Nachdem Ill Bill einen routinemäßig guten Auftritt hingelegt hat, schließt das Album mit einem Leckerbissen ab, dem von Streichern geleiteten "Life Support", das RA ihrem Lieblingsgenre widmen.

"Solitary Confinement", die Einzelhaft, soll neben dem logischen Zusammenhang mit dem Gruppennamen außerdem auf den Indie-Pfad hinweisen, den Rhyme Asylum mit ihrem zweiten Album eingeschlagen haben. Nach Genuss der Scheibe darf man sagen, dass RA die Einzelhaft zu dritt nicht geschadet hat. Selbst wenn man es (vor allem bei diesem Titel) noch etwas düsterer erwartet hätte, bleibt man dem eigenen Stil treu, was auch die Umstrukturierung bei den Beat-Bastlern nicht ändert. Dennoch: Falls RA in Zukunft einen richtig großen Wurf planen, sollten sie etwa einen Engineer fallen lassen und sich mit kreativeren Köpfen (hier durchaus auch vertreten) zusammentun. Ein gutes Album wie "Solitary Confinement" sollte allerdings auch in Zukunft kein Problem sein.

6.8 / 10

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