Donnerstag, 15. Juli 2010

A-Alikes - Live Or Die


Release Date:
04. Oktober 2004

Label:
Live Records

Tracklist:
01. Nigga Love
02. 2 Sides
03. We Got Room (Feat. Dead Prez)
04. It's Like That
05. Get Out Of Jail
06. So Good (Feat. Teresa)
07. Gunpoint
08. Drought Time (Feat. N.I.M.R.O.D.)
09. Wintertime
10. Trust (Feat. Dead Prez)
11. Stand Up
12. F.T.P.
13. Stop The Madness
14. Guerilla Nation (Feat. I.G.)

Review:
Auf den ersten Blick mögen die A-Alikes wie eine Kopie von Dead Prez erscheinen, was kein Wunder ist, da das Duo zu deren direktem Umfeld zählt und über sie den Weg in die Rap-Szene erklomm. Allerdings reicht die Release-Geschichte genauso weit zurück: Ness und K (ursprünglich Kognee, später auch A-Black) ziehen aus Tallahasse in den Big Apple, wo sie dank Dead Prez in Kontakt mit einem englischen Producer namens Baby J kommen. Der verpflichtet die beiden 1998 direkt für zwei Tracks auf seinem Untergrund-Klassiker "Birth". Nach einem Mixtape, für das das Source-Magazin sie zum "Unsigned Hype" erklärt, konsultiert man wieder Baby J, der für zwei Alben einfliegt: "Kill The Middleman" und das Debüt, "Live Or Die".

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Wenn man sich wundert, was die A-Alikes mit englischen Labels am Hut haben, so liegt die Antwort darin begründet, dass ihr erster Deal in den Staaten mit der Schließung des dortigen Labels in einer Sackgasse endete. Da Baby J sowieso elf der 14 Tracks schustert, ist der Bezug zum United Kingdom allerdings mehr als nur gerechtfertigt. Die Gäste hingegen sind alle aus dem DP-Umfeld, nicht zuletzt haben Stic und M-1 selbst zwei Auftritte. Was sich inhaltlich abspielt, sollte weder ein Rätsel noch eine große Überraschung sein: K und Ness mögen es politisch motivierten Rap nennen, größtenteils hangelt man sich durch Reality Rap mit kritischem Beiton, der bestensfalls in einer Kampfansage an das böse System hervorbricht. Die großen Aufrührer sind die A-Alikes sicherlich nicht, doch das verlangt niemand, schließlich konnten sie anno '98 mit ihren großartigen Auftritten bei Baby J trotzdem einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Die große Frage ist sechs Jahre später, inwiefern J noch in Form ist und ob die A-Alikes auch auf Albumlänge unterhaltsam sind. Hier muss man ganz nüchtern feststellen: Baby J ist von Ausnahmequalität ins breite Hauptfeld abgerutscht. Zwar liegt er dort immer noch weit oben, doch wer auf Kaliber wie "For My Army" gehofft hatte, der wird enttäuscht. "Live Or Die" fällt jedenfalls nicht wie die typischen Standard-Platten - wenig wirklich Schlechtes, wenig wirklich Gutes - aus, sondern bietet teils grobe qualitative Schwankungen, wobei die Entscheidung, ob das nun gut oder schlecht ist, jedem selbst überlassen bleibt. Fest steht nur, dass der Start ordentlich vermasselt wurde: "Nigga Love" ist zwar gut produziert, doch Ness und K verstehen es bestens, mit ausführlichem Bericht darüber, woher sie ihre "Nigga Love" (wie auf Erden kann man einen Track so betiteln?) beziehen, den Hörer zu vergraulen. Erschreckend schlecht wird es mit "2 Sides", dessen Beat von Sol Messiah in etwa so platt und miserabel ist wie die Hook. Doch auch Baby J weiß ins Klo zu greifen: "We Got Room" klingt wie mäßiger Westcoast-Abklatsch, dem dann auch die vier Revoluzzer nichts entlocken können. Zum Glück verziehen sich die dunklen Wolken für den weiteren Verlauf weitesgehend. "Drought Time" punktet in der Hook, erinnert vage an Baby J's Glanzzeiten und zeigt außerdem, wo die thematischen Stärken der A-Alikes liegen: im Skizzieren ihrer direkten Umwelt. Die dritte involvierte Produzentenpartei ist Hedrush mit solider Leistung, vornehmlich im Streicherstück "Trust". Beim Rest der Scheibe fällt auf, dass die düsteren Tracks kaum vorhanden sind, da Baby J oft eine smoothere Seite auffährt: "Get Out Of Jail" bounct dem Hörer mit sachter Drumline fröhlich entgegen, während die A-Alikes als entlassene Knackis eine To-Do-Liste aufstellen. Die Nummer ist überraschend stark, ebenso wie das sommerliche "So Good" (mit dem Sample von Dr Hook's "Sexy Eyes"), das den Ladies-Track der Scheibe markiert und trotzdem den Highlights anzurechnen ist (die Hook einmal ausgenommen). Nach dem beanstandungslos trübsinnigen "Wintertime" ("Another cold day in hell / Try'nna roll a phillie in the wind, nickel bag for sale / [...] / You learn a lot in this life just by observation / I'm conversatin' with this homeless cat who told me that the cold'll make you snap, still I'm on this corner waitin'") leistet man sich noch einen Ausrutscher, nämlich die völlig überbewertete Single "F.T.P.", die mit schweren Hörnern zu plump ausfällt. Vergüten können die A-Alikes in "Guerilla Nation", das nochmals einen souveränen Baby J auf den Plan ruft.

Die A-Alikes sind nicht gerade ein Unikat. Das Dealen spielt bei ihnen eine ähnlich große Rolle wie der Kampf gegen das System, womit sie lange nicht so radikal wie ihre Kollegen M-1 und Stic einzustufen sind. Des Weiteren ist es ein Jammer, dass diese Scheibe nicht fünf Jahre früher aufgenommen wurde, zu einer Zeit, als Baby J nichts misslingen wollte. Hier fahren gleichsam Produzenten als auch die A-Alikes selbst einige der Tracks gegen die Wand. Der Rest allerdings ist schwer in Ordnung und durchaus hörenswert. Wäre da nicht der missratene Start, "Live Or Die" wäre kein überdurchschnittliches, sondern ein gutes Album.

6.1 / 10

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