Dienstag, 20. Juli 2010

Pacewon & Mr. Green - The Only Color That Matters Is Green


Release Date:
20. Juni 2008

Label:
Raw Poetic Records

Tracklist:
01. Four Quarters
02. Children Sing
03. The Eye of A Needle
04. I Need Money
05. Let A Shot Go
06. Who I Am
07. Hip Hop
08. Childhood (Feat. Cymarshall Law, Kosha Dillz & Marylou)
09. So Straight
10. Won on Won
11. She Be So Cold
12. The Joker

Review:
2005 entscheidet sich Mr. Green dazu, sein Hobby und seine Leidenschaft zu seiner Profession zu machen und macht sich somit zum Vollzeit-Producer. Einen Haufen Beats hat er zu diesem Zeitpunkt schon, es fehlen nur noch die hochkarätigen Emcees dafür. Dort hilft ein glücklicher Zufall, in diesem Fall in Form von Kosha Dillz, den Green bereits kennt und für den er einen Track produziert, auf dem auch ein gewisser Pacewon, allseits bekannter Vertreter der Jersey-Fraktion und Outsidaz-Mitglied, der mit seinen Solos seinen eigenen Hype verschlief und seine Karriere mit angezogener Handbremse fährt, vertreten ist. Über Myspace tauscht man sich aus und startet erste Aufnahmen, die so gut laufen, dass sich die ursprünglich geplante EP zum Album, "The Only Color That Matters Is Green", ausweitet.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Für beide Beteiligten gibt es kaum etwas zu verlieren, aber viel zu gewinnen: Mr. Green ist so unbekannt, dass ein schlechtes Album schlichtweg ein Gleichbleiben seiner Situation zur Folge hätte, und Pacewon ist zwar alles andere als unbekannt, doch an der vordersten Front der Szene kämpft er auch nicht mehr. Vielleicht ist es gerade dieses Fehlen jeglichen Drucks, das die deutlich zu spürende Unbeschwertheit beider Akteure ausmacht. Green erklärt gleich zu Beginn der Scheibe mit einem Sample aus "He Got Game" den Ursprung des Titels: "You're black, I'm white, this is green. When making a business decision, the only color that matters is green." Es stellt sich heraus, dass dieser Geschäftszusammenschluss äußerst fruchtbar ist, wozu beide Beteiligten beitragen: Mr. Green ist zwar Schüler der klassischen BoomBap-Schule und hebt sich theoretisch nicht von der großen Masse ab, seine Instrumentals leben jedoch von ansprechenden Ideen und liebevoller Umsetzung und setzen sich schlichtweg dadurch von der grauen Masse ab, dass sie besser sind. Pacewon ergänzt seinen Partner mit einer tiefen, warmen und die Tracks ausfüllenden Stimme, die ihre gesprochenen Inhalte mitunter auf das Treiben der HipHop-Szene lenkt: Mit einer dumpfen Drumline und simpelsten Klavierakkorden gibt "Who I Am" ein Musterbeispiel für Green's Produktionsarbeit ab: einfach und doch einprägsam. Dazu passend schwelgt Pace in Erinnerungen über die großartigen, prägenden, vergangenen Zeiten der HipHop-Kultur, ohne als nörgelnder Nostalgiker zu enden. Diese Thematik kann sogar noch einen weiteren Song abgeklopft werden, wenn in "Hip Hop" ein MC-Shan-Sample den noch simpleren, hohen Klaviertönen aufsitzt und Pace sich als Bewahrer der Kultur gibt. "The Eye Of A Needle" bezieht seinen Reiz aus seiner Drumline, die erneut mit dumpfen Snares ausstaffiert wurde, was Pacewon zu etwas Street-Talk animiert. Die Notwendigkeit von Gast-Raps spürt man so selten, wie Gäste zugegen sind, wobei "Childhood" ein gelungenes Zusammenspiel der Jersey-Emcees darstellt. Ebenfalls persönliche Texte gibt es in "So Straight", das vorführt, dass selbst Mr. Green nicht jeden Beat zum Highlight frisieren kann. "The Joker" dagegen ist eine mittelmäßige Vorstellung von Pace, der seinem halbernsten Beef mit Eminem einen weiteren, lauwarmen Diss-Track hinzufügt. Den Rest der Tracks meistert Pace besser, als zum Beispiel das mit monumentalem Bläser-Ensemble versehene "Let A Shot Go" oder die Piano-Sause "I Need Money", in der Pace mit ein wenig Sarkasmus den Titel unterhaltsam ausführt. Die zwei herausstehenden Highlights der Platte auszumachen, fällt nicht schwer: "Children Sing" schafft es so galant, trotz gechopptem Kinderchor in Dauerschleife, den Kitsch zu umsegeln und als astreines Brett zu enden, "She Be So Cold" dagegen bemüht einmal mehr das Klavier und baut darauf grandios ein White-Stripes-Sample, was Pace mit einer eigentlich banalen, aber schön erzählten Story über ein sich zierendes Date bedenkt.

Man möchte es kaum glauben, dass mit so herkömmlichem BoomBap noch dermaßen gute Alben aufgenommen werden können. Pacewon und Mr. Green beweisen, dass die ausgelutschte und tot getrampelte Formel bei richtiger Umsetzung immer noch funktionieren kann. Nicht umsonst war ihr gemeinsamer Longplayer eines der in Underground-Kreisen am meisten gelobtesten Releases des Jahres, nicht umsonst erhielt es durchwegs gute Noten. Die positive Resonanz wird wohl selbst für Pace und Green eine Überraschung gewesen sein, denn letztendlich erzielte "The Only Color That Matters Is Green" die bestmöglichen Auswirkungen. Zwar sind durchaus zwei bis drei Tracks vernachlässigbar, was aber vom Gesamteindruck geschluckt wird und der sehr guten Bewertung nur eine kurze Überlegung vorschiebt. Der Nachfolger, "The Only Number That Matters Is Won", darf kommen.

7.6 / 10

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen