Samstag, 16. Oktober 2010

DJ Muggs & Ill Bill - Kill Devil Hills


Release Date:
31. August 2010

Label:
Fat Beats Records

Tracklist:
01. Cult Assassin
02. Trouble Shooters (Feat. Sean Price, OC & Sick Jacken)
03. Paul Stanley
04. Illuminati 666
05. Amputated Saint (Feat. B-Real)
06. Skull & Guns (Feat. Everlast & Slaine)
07. Giants Stadium (Feat. Q-Unique)
08. The Owl
09. Millenniums of Murder
10. Chase Manhattan (Feat. Raekwon)
11. Luciferian Imperium
12. ILL BILL TV
13. Secrets Worth Dying For (Feat. Chace Infinite)
14. 2013
15. Kill Devil Hills (Feat. B-Real & Vinnie Paz)
16. Narco Corridos (Feat. Sick Jacken & Uncle Howie)

Review:
Man könnte sich eigentlich fragen, wieso es hierzu nicht schon viel früher kam. DJ Muggs' Zusammenarbeit mit Emcees von der Ostküste trug bereits in den Neunzigern saftige Früchte. Des Weiteren ist es Tatsache, dass sich Muggs, aufgrund von B-Real's Ideen als Produzent für Cypress Hill nur noch sporadisch aktiv, gerne an Kollaboalben mit einem einzigen Emcee versucht. Belege hierfür finden sich zusammen mit GZA, Sick Jacken und Planet Asia. Da alle drei Alben in der HipHop-Gemeinde als gute Platten bekannt sind, dürfen die Erwartungen natürlich entsprechend hoch sein, wenn der nächste Partner Ill Bill heißt, der schwergewichtige Spitter aus der Uncle-Howie-Ecke, der jüngst am enormen Hype der Coka Nostra teilhatte.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
"Kill Devil Hills" nennt man das gemeinsame Projekt und schickt sich an, die bisherigen Muggs-Kollabos in den Schatten zu stellen. Die Karten dafür stehen ganz und gar nicht schlecht, schließlich ist Muggs einer der wenigen Veteranen-Beatbastler, die auch dieser Tage noch für ein krachendes Album zu haben sind. Ill Bill dagegen kann sich selbst bei schlechter Tagesform einer gewissen Grundklasse gewiss sein, wobei hier natürlich ganz andere Ziele gesetzt werden: Wem es nicht schon zuvor aufgefallen ist (etwa auf "The Hour Of Reprisal"), dem sollte spätestens diese Scheibe darlegen, wie gut dieses Duo harmoniert. So gut, als wäre es ein jahrelang eingespieltes Team. Doch ganz so fulminant, wie man vielleicht erwartet hätte, ist die Scheibe dann doch nicht: "Trouble Shooters" wirkt wie eine etwas gemächlichere Version von "Pain Language", das auf dem gleichnamigen Album zu Beginn direkt die genickbrechende Marschrichtung vorgab. Groß stören wird das jedoch nicht, denn dank eines dicken Lineups macht der Track trotzdem Spaß und außerdem folgt nach kurzem Interlude mit "Illuminati 666" eines der unbedingten Highlights und ein Kracher, wie man ihn sich schöner kaum wünschen kann (länger als seine zwei Minuten hätte er allerdings sein dürfen). Wer es bis dato verschlafen hat, dem hält Bill unmissverständlich vor Ohren, was ihn auf diesem Album beschäftigt. Entgegen etwa "A Brand You Can Trust" und weitaus intensiver als in letzter Zeit von ihm gewohnt widmet er sich der seiner Ansicht nach seriösen Analyse politischer Problematiken, verschleierter Ereignisse und allen sonstigen Freuden, mit denen sich Verschwörungstheoretiker und Systemkritiker den Tag vertreiben: "We got a black president, the aliens will be here soon / Open up your eyes and your ears, here's the truth / Beyond blind faith we don't really know what to believe / The meaning behind these oddballs could be anything". In dem Meer, das im HipHop durch lyrische Banalitäten gefüllt wird, ist das Unterfangen, aus den teils arg wirren Theorien Bill's die brauchbaren Denkanstöße herauszufischen, eine willkommene Abwechslung. Gerade deshalb ist es etwas enttäuschend, dass Muggs im weiteren Verlauf ab und an schwächelt und Beats abliefert, die unter seinem Arbeitsstandard liegen: "Millenium Of Murder" rauscht ungestüm durch die Boxen und wird mit seinem Geräuschewust schnell anstrengend, "Kill Devil Hills" lässt jegliche Finesse vermissen und hebt so ironischerweise Vinnie's platt gerappten Part hevor. Doch im Großen und Ganzen macht der Soul Assassin seine Arbeit ordentlich und spielt den restlichen Emcees in die Karten: Everlast fühlt sich in "Skull & Guns" (das man aufgrund des Namens als Angriff auf die Skull & Bonus identifizieren könnte, das aber nur das eigene Coka-Nostra-Logo meint) pudelwohl, für Raekwon wird ebenfalls ein passendes (Bläser)-Instrumental gefunden. Der letzte Song wird eingeleitet und ist wohl auch gedacht als Widmung an den verstorbenen Uncle Howie, in "Narco Corridos" spricht sich Ill Bill außerdem (zumindest ansatzweise) gegen Drogenge-, bzw. -missbrauch aus. Als Schlusszitat seien noch einige Zeilen aus dem starken Opener "Cult Assassin" wiedergegeben, die Bill's Gedankenwelt (u.a. den starken Glauben an eine Illuminatenomnipräsenz) andeuten:

"From buying glocks to LSD psych ops, Amun-Ra Masonic Lodge
To the private blog of Adam Weishaupt
Public enemy caught in the shooter's lobby
The real life Luca Brasi, so fuck you and the Illuminazi
[...]
They say that doomsday was written in an alien bible
In algebraic code,
Signalling a day of reprisal
Now pay the toll
"

Man darf ganz nüchtern attestieren, dass "Kill Devil Hills" seine starken Momente hat - etwas anderes war auch nicht zu erwarten. Doch stellt man sich nun die Frage, ob man es mit einem guten Album zu tun hat, muss man erst einmal gründlich nachdenken, bevor man mit einem vorsichtigen "ja" antwortet. Denn wenn man es beim Namen nennt, dann bleibt diese Kollabo klar hinter ihren Möglichkeiten zurück. Das ist fast alleinig Muggs zuzuschreiben, der mit einigen Instrumentals im unspektakulären Mittelmaß steckenbleibt. Fazit: "Kill Devil Hills" überzeugt gerade noch so, hätte aber wesentlich besser sein können.

6.5 / 10

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