Samstag, 16. Oktober 2010

ESQ & Chikaramanga - The Succession


Release Date:
14. September 2010

Label:
Tres Records

Tracklist:
01. Intro
02. The Succession
03. My Intellect
04. Real Live
05. Cosmic Mellow
06. All City
07. The Original
08. Rock On
09. Game Over
10. Mad Love
11. A Day In The Life
12. A Night In The Life
13. In The Place
14. Out Of Sight
15. Finish 'Em
16. Too Many Chiefs

Review:
Tres Records serviert das nächste Gericht. Hinter den Türen des Labels scheint gute Arbeitsmoral zu herrschen, und so mischt das Westcoast-Rucksack-Label konstant im aktuellen Release-Geschehen mit. Beim hiesigen Projekt handelt sich um das kollaborative Zusammentreffen von E.S.Q. und Chikaramanga, die sich dank eines anderen Künstlers aus dem Tres-Roster - Paten Locke - kennenlernen. Anscheinend funkt es recht schnell und das übliche Spiel beginnt: Die ersten gemeinsamen Aufnahmen häufen sich, bis man sich zu einem gemeinsamen Album entschließt, das der ursprünglich aus Chicago stammende E.S.Q. und der Giant-Panda-Producer und engagierte Tres-Mitarbeiter Chikara "The Succession" taufen.

WRITTEN FOR Rap4Fame
Der Pressetext sagt mehr als genug: Hier trifft man sich für eine Runde gepflegten Retro-BoomBap, der den Geist der Neunziger in all seiner Schönheit heraufbeschwören soll - abzüglich jedweden gewaltvollen Inhalts. Die einen freuen sich bei einer solchen Ansage über eine weitere hoch motivierte Reise in tausendmal betretene Gefilde, die anderen ächzen ob der immergleichen Prämissen auf - und sollten an dieser Stelle eigentlich schon über alle Berge sein. Letztendlich hilft es auch kein Stück, lange um den (je nach Auffassung) heißen Brei herumzureden: Alle Hoffnungen und Befürchtungen treffen voll ins Schwarze, "The Succession" ist BoomBap ohne große Überraschungen, gestrickt nach der klassischen Kombo aus Emcee und Producer und am Leben gehalten von der Klasse der beiden Hauptdarsteller. Denn egal, wie man das, was sie tun, bewertet, lässt sich E.S.Q.'s souverän-entspannender Flow ebensowenig leugnen wie Chikara's Skills im Umgang mit der MPC oder der SP. Denn bei allen Beteuerungen, dass man großen Wert auf den "analogen" Effekt, auf von Vinyl gesampelte Drums und auf ZIP-Disks gespeicherte Beats lege, wird klar ersichtlich, dass Chikara nicht nur käuferstimulierende Phrasen klopft, sondern in der Tat einen schönen Vibe in seinen Werken verankert. Auf der anderen Seite macht das die Instrumentals noch lange nicht zu Meisterwerken oder Unikaten, ebenso wie E.S.Q. trotz angenehmer Performance alles andere als ein Ausnahme-Emcee ist. Gerade deswegen ist es schade, dass man angesichts des starken Tres-Umfelds komplett auf Gäste verzichtet - Blu und Konsorten hätten ein wenig Abwechslung ins Spiel bringen können, die auf keinen Fall geschadet hätte. So bekommt man eine immer gut gelaunte, immer sympathische und nie zu gehaltvolle Rap-Darbietung, die natürlich auch ein wenig Storytelling nicht vergisst: "A Day In The Life" und "A Night In The Life" folgen E.S.Q. sporadisch durch den Tag und hüpfen munter über ihre soften Percussions. Fruchtige Drum-Künsteleien werden in "Game Over" aufgetischt, der für die LP typische leichte Kopfnicker findet hier eine seiner besten Ausführungen. Das ist auf der einen Seite durchaus schön, da der spürbare Enthusiasmus des Duos ansteckend ist, für die volle Spielzeit fehlt aber dann irgendwo die Durchschlagskraft. Neben Gute-Laune-Hymnen wie "In The Place" und "Out Of Sight" stehen leider auch etwas trockene Stücke wie "The Succession", "Rock On" und "Cosmic Mellow". Insgesamt stellen die hörenswerten Tracks jedoch klar die Mehrheit, was an dieser Stelle noch durch die Nennung des funkig-rohen "Real Live" und der Lead-Single "My Intellect" bekräftigt werden kann.

Darf man E.S.Q. und Chikara dafür belangen, dass man sich bei ihrem Album mal an andere Tres-Releases erinnert fühlt und mal an Künstler aus derselben Schule, wie etwa Quite Nyce & Raydar Ellis oder Danger|Zone? In gewisser Weise ja, denn an einigen Stellen fehlt der Scheibe die Qualität, die solche Assoziationen im Keim zu unterdrücken imstande wäre und die "The Succession" als Original unterstriche. So bleibt zu sagen: Die beiden wandern den gleichen Pfad entlang wie davor schon unzählige andere, sie sind dabei aber so motiviert, als wäre dem nicht so, und machen ihre Sache dementsprechend gut. Um zwischen der großen BoomBap-Konkurrenz hervorzustechen reicht es trotzdem nicht wirklich. "The Succession" werden sich nur Fans blind zulegen, alle anderen finden gute Unterhaltung, verpassen aber auch nichts.

6.0 / 10

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