Samstag, 7. August 2010

Big Boi - Sir Lucious Left Foot: The Son Of Chico Dusty


Release Date:
06. Juli 2010

Label:
Purple Ribbon Entertainment / Def Jam Recordings

Tracklist:
01. Feel Me (Intro)
02. Daddy Fat Sax
03. Turns Me On (Feat. Sleepy Brown & Joi)
04. Follow Us (Feat. Vonnegutt)
05. Shutterbugg (Feat. Cutty)
06. General Patton
07. Tangerine (Feat. T.I. & Khujo Goodie)
08. You Ain't No DJ (Feat. Yelawolf)
09. Hustle Blood (Feat. Jamie Foxx)
10. Be Still (Feat. Janelle Monáe)
11. Fo Yo Sorrows (Feat. George Clinton, Too Short & Sam Chris)
12. Night Night (Feat. B.o.B & Joi)
13. Shine Blockas (Feat. Gucci Mane)
14. The Train Pt. 2 (Sir Lucious Left Foot Saves The Day) (Feat. Sam Chris)
15. Back Up Plan

Review:
Geschlagene vier Jahre hat es gedauert, bis nach "Idlewild" und der darauffolgenden Zurückstellung von OutKast als Gruppe das erste der angekündigten Soloalben seinen Weg in die Öffentlichkeit findet. Schuld daran trägt weniger Big Boi selbst als vielmehr sein ehemaliges Label Jive, das von den Aufnahmen des bodenständigeren der beiden ATLiens wenig begeistert war. Also packte Big Boi seine sieben Sachen und suchte sich mit seinem fast kompletten Album eine neue Heimat, die er schließlich bei Def Jam fand. Dass "Sir Lucious Left Foot: The Son Of Chico Dusty" dabei inzwischen eines der meisterwarteten Rap-Alben des Jahres ist, dürfte das neue Label freuen.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Folge der Unstimmigkeiten mit Jive ist das Fehlen von André 3000 als Gast am Mic. Doch das mag gar kein so großes Übel sein, schließlich handelt es sich hierbei um Big Boi's Soloalbum. Für ihn gilt es dabei nicht zu beweisen, dass seine Rap-Qualitäten auch ohne seinen abgedrehten Partner bestehen können, denn sein Talent und sein charakteristisch-kunstvoller Flow stehen als gegebene Konstanten in Stein gemeißelt. Es gilt vielmehr, die Frage zu klären, ob Big Boi in der Lage ist, ein Gesamtpaket zu schnüren, das mit genügend kreativen Aspekten gespickt ist. Vor sieben Jahren ging er schon einmal an diese Aufgabe, nämlich bei "Speakerboxxx", seiner Hälfte des platingekürten Doppelalbums, die bei Kritikern gemischte Gefühle hervorrief und vielerorts als solides Südstaatenwerk, dem die entscheidenden, großen Momente abgingen, deklariert wurde. Vorwegnehmend sei gesagt, dass dieses Problem hier keine Rolle spielt. Für die richtige Mischung setzt Big Boi auf Produzenten, mit denen er meist schon häufig zu tun hatte, allen voran Langzeitpartner Organized Noize und Mr. DJ. In die Booth lädt er sich noch mehr Gäste ein, vornehmlich zur Beisteuerung von Hooks, was sich schnell als sehr treffliche Wahl herausstellt, denn diese Gäste unterstützen hervorragend das Unternehmen, das Radiokompatibilität u.a. mit den herzhaften HipHop-Gepflogenheiten des Südens verbinden will. Wie gut Big Boi dieses dann letztendlich umsetzt, ist geradezu erstaunlich: HipHop-Puristen sind ebenso willkommen wie Clubgänger oder mit Rap mäßig sympathisierende Normalgeister. "Follow Us" könnte kein besseres Beispiel sein: Instrumental schlicht untermalte Rap-Parts geben sich die Hand mit der Hook von Vonnegutt's Neil Garrard, dessen Klasse erst durch Salaam Remi's verspielten Synthie-Unterbau in Szene gesetzt wird. Dass Sir Linksfuß seine Flowqualitäten dabei nicht voll entfalten kann, stört nicht weiter, denn im Verlaufe der LP bekommt man als Hörer auch davon genügend vorgelegt, beispielsweise im flotten "Night Night" (wo B.O.B. und Joi nur für die Hook eingespannt wurden). Jeder Song der Scheibe hat (auch wenn nicht jeder hervorragend ist) seinen eigenen Charakter, was im Falle "Fo Yo Sorrows" an P-Funk-Legende George Clinton liegt, die dem Song den letzten Schliff verleiht. An anderer Stelle wartet Scott Storch mit durchschnittlichem Instrumental auf ("Shutterbug"), mit Talkbox und dem Auftritt von Big Boi kommt jedoch auch hier Stimmung auf. Im Mittelteil gibt es nach "Tangerine" (mit einem blassen T.I.) einen kleinen Durchhänger in Form des miserablen "You Ain't No DJ", der sich auch noch ins mittelmäßige "Hustle Blood" (Produktionsarbeit von Lil Jon) erstreckt. Doch die überragenden Vocals von Janelle Monáe verheißen Aufschwung in "Be Still" und selbst Gucci Mane schafft es nicht, "Shine Blockas" zu verderben. Wer das Album durchhört, wird außerdem erfahren, was der "David Blaine" ist, stolpert in "Turn Me On" auf eine smoothe Nummer, die auch auf "Speakerboxxx" zu finden hätte sein können, und sieht sich in "General Patton" einem wuchtigen Bläser-Instrumental gegenübergestellt. Ein richtiger Leckerbissen gegen Ende findet sich in "The Train Pt. 2", bei dem zwischen Hook, Raps und dem starken Instrumental von Organized Noize einfach alles stimmt. Als Abschiedsgeschenk gibt es dann noch "Back Up Plan", das mehr dank der Hook als dem Storytelling von Big Boi überzeugt.

Der "Normale" der beiden OutKast-Emcees beweist, dass er auch im Alleingang den richtigen Riecher hat: Wenngleich das offizielle Debüt kein Meisterwerk ist, hinterlässt es einen sehr angenehmen Gesamteindruck und dürfte dabei jedem zusagen - selbst Leuten, die in der Regel nichts mit OutKast anfangen können. Die vielen Gäste machen anfangs skeptisch, schnell stellt sich deren hauptsächlicher Einsatz für die Hooks der Tracks als sehr gute und Abwechslung ins Geschehen bringende Entscheidung heraus. Für die großen Begeisterungsstürme fehlen zwar die Bomben und leider ist gerade der von André 3000 produzierte Track ein Reinfall, trotzdem darf man "Sir Lucious Left Foot" als Erfolg bezeichnen, mit dem André erstmal gleichziehen muss.

6.7 / 10

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