Sonntag, 15. August 2010

Shawn Jackson - Brand New Old Me


Release Date:
27. Juli 2010

Label:
Tres Records

Tracklist:
01. (Introlude) Good Writtens
02. Brand New Old Me (Feat. Jimi James)
03. Lil Big Man (Feat. John West)
04. Lah City (Feat. Co$$ & Young De)
05. T!lt
06. Pocketful (Feat. Co$$)
07. Change (Feat. Ange Bellis)
08. Bay Bwoy
09. Make It Reign
10. Starget Practise (Feat. Fly C)
11. Fruit Salad
12. Let It Go!
13. 2mahro
14. Victory Lap
15. Good Riddance

Review:
Zwei Jahre sind vergangen, seit der aus L.A. stammende, dem westküstlichen Backpacker-Verein Tres Records angehörige Shawn Jackson der Welt sein Debütalbum präsentierte und vor allem mit "Feelin' Jack" weithin auf sich aufmerksam machen konnte. Die Zwischenzeit vertrieb Jackson sich mit spärlich gesähten Gastauftritten und seinem Projekt mit Giant Panda's Alex Newman, zusammen bekannt als New Jack Hustle. Alles in allem blieb es jedoch sehr ruhig um den Herrn, der mancherorts als so vielversprechendes, neues Talent gepriesen wurde (seine Spuren hinterlässt er in der Szene schließlich erst seit Mitte dieses Jahrzehnts). Nach einem Mixtape gibt nun das zweite Album all jenen, die ihm beim ersten Mal keine Aufmerksamkeit schenkten, Gelegenheit, Shawn Jackson und sein "Brand New Old Me" kennenzulernen.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Wer sich gerne in Nichtigkeiten hineinsteigert, der wird mit dem hiesigen Albumtitel seine Freude haben: Der neue alte Shawn Jackson soll eine Referenz an die Welle neuen, elektrogeprägten HipHops sein, dem jedoch immer noch der trueschoolige alte Shawn zugrunde liegt - "Brand New Old Me" soll eine permanente Neuerfindung sein, fußend auf alten Tugenden. Was genau er denn jetzt sein möchte, beantwortet sowieso erst seine Musik, doch ganz unabhängig davon ist es leicht amüsant, dass ein so "blutjunger" (gemessen an seiner bisherigen Aktivität in der Szene) Künstler die Notwendigkeit sieht, sich auf jedem Track neu zu erfinden, wo viele Hörer den alten alten Shawn Jackson kaum kennen. Letztendlich ist die Kluft zwischen altem und neuem Shawn aber gar nicht so groß, dass man sie mit einem Albumtitel zu würdigen hätte - schon gar nicht, wenn man berücksichtigt, dass Tres sich frischen Wind als Maxime auf die Segel schreibt. Im Zuge der Selbstfindung werden jedenfalls alle Produzenten des Debüts über Bord geworfen, um durch Namen wie den russischen Beat Maker Beat (ich sehe einmal davon ab, mich über diesen Namen zu echauffieren), Astronote, Cook Classics, K-Salaam & Beatnick oder Cloud ersetzt zu werden. Das Problem, das Shawn Jackson schon vor zwei Jahren zu bekämpfen hatte, wird er damit allerdings nicht los - ganz im Gegenteil: "Brand New Old Me" wirkt noch eine ganze Ecke harmloser als "First Of All". Doch bevor sich die Fans wie im falschen (Hater-)Film sehen, sei eindringlich darauf hingewiesen, dass hier nicht eine als unbeschwert-entspannt anzusehende Harmlosigkeit gemeint ist, sondern jene, die es dem Fokus des geneigten Hörers schwer macht, über die volle Spielzeit beim Album zu verweilen. Natürlich ist Shawn Jackson's neues altes Selbst eine Angelegenheit für den Sommer, natürlich eignen sich Songs wie "Make It Reign" bestens für warme Tage im Freien, doch die Stücke vom Schlage "Let It Go" geben einfach zu wenig her, als dass sie zu mehr als Hintergrundmusik tauglich wären. Die regelmäßig eingebundenen Hooks von z.B. Ange Bellis oder JimiJames sind dabei nicht das Problem, es sind die Produktionen, die Shawn's solide, aber keinesfalls überragende Rap-Darbietung nicht optimal inszenieren können. Dass trotzdem die meisten Tracks gelungen und einige sogar richtig gut sind, soll gar nicht verleugnet werden: "Lil Big Man" ist ein überragender Trip guter Laune aus der Feder von Cook Classics, "Bay Bwoy" unternimmt einen entspannten Rückblick in die Kindheit und in "Good Riddance" verabschiedet Jordan Rocks.well die Hörer mit sachtem Hörnerklang nach allen Regeln der Kunst. Leider schleichen sich in die Minuten davor immer wieder Tracks ein, die mit angezogener Handbremse fahren: "T!lt" klingt vollkommen austauschbar, "Pocketfull" wird sogar richtig nervig, während "Brand New Old Me" etwas zu monoton vor sich hineiert.

Es muss an dieser Stelle nicht mehr darüber diskutiert werden, ob Shawn Jackson ein fähiger Emcee ist. Das hat er schon spätestens mit seinem Debüt (in Wirklichkeit schon viel früher auf "Live And Learn") bewiesen. Es geht auch nicht darum, dass seine Musik grundsätzlich gut oder die gewählten Gäste (vor allem die Sänger und Sängerinnen) nicht vollkommen zu Recht mit von der Partie sind. Die Kritik an "Brand New Old Me" richtet sich ganz einfach gegen die Unfähigkeit, potentielle Qualität zu bündeln. Shawn Jackson, der (ganz am Rande) nichts Weltbewegendes zu erzählen hat, umgibt eine kleine Zahl guter Tracks mit vielen annehmbaren, was der Genießbarkeit seines Albums zwar keinen erheblichen Abbruch tut, ihn aber auch nicht aus der Masse der unzähligen Emcees hervorhebt.

6.2 / 10

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