Donnerstag, 26. August 2010

Dyme Def - Sex Tape


Release Date:
01. Juni 2010

Label:
800 LB

Tracklist:
01. I Got You
02. Timeless
03. Do Something
04. All Night Long (Feat. Spaid)
05. First Time (Feat. Spaid)
06. Do It Better
07. Antedote
08. Rockin' The Boat
09. Wet Dreams (Feat. Spaid)
10. La Bamba
11. Wet Dreams (Skit)
12. Wet Dreams 2

Review:
Dyme Def traten erstmals 2007 vor ein größeres Publikum, als sie ihr Debütalbum "Space Music" unter weitgehend positiver Resonanz veröffentlichten. Das Trio konnte dank eigenen und Beats von Bean One auf guter Produktion aufbauen, auf denen sie mit ihren freshen Raps von Seattle aus einen kleinen Hype aufbauen konnten. Die Folgezeit überbrückten S.E.V., Fearce Villain und BrainStorm mit dem üblichen Füllmaterial: Mixtape und EP. 2010 gelingt ein Glückswurf: Man tut sich mit der Klamottenmarke T.I.T.S. (Two In The Shirt) zusammen, die parallel zum neuen Album eine kleine Kollektion veröffentlichen. Selbiges Album heißt nicht nur "Sex Tape", es hat auch das dringende Anliegen, dem Hörer das Titelthema ausführlichst darzulegen.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Ein komplettes Album über die fleischliche Lust also. Neuland beschreiten Dyme Def damit keinesfalls, die Darstellung der unzähligen Spielvariationen der Sexpartien diversester Rapper wird im HipHop seit jeher ausführlich betrieben. Wenn man diesem Thema ein ganzes Album widmet, dann sollte etwas mehr Witz und Ideenreichtum dahinterstecken als beim lüsternen Fickbericht einiger zu reicher, sich selbst aufgeilender Rapper. Vielleicht sollte man zuvor noch den banalen Beweggrund, der überhaupt erst zu diesem Album geführt hat, unter die Lupe nehmen: Mit "Space Music" habe man der Welt gezeigt, dass man des Rappens macht ist, doch da man keinesfalls auf der Stelle treten wolle, wird nun Neuland beschritten. Eine geheiligte, vielversprechende Motivation steht also nicht hinter dem Seattle-Trio. Zumindest konnte neben Beats von BrainStorm selbst, Tryfe und Tha Bizness wieder Bean One gewonnen werden. An der Mittelmäßigkeit, mit der man auf dieser Scheibe übergossen wird, ändert das leider rein gar nichts. Denn wo "Space Music" noch seinen eigenen Stil und somit Charme hatte, sucht "Sex Tape" irgendwo zwischen aktuellen Trends seinen Weg zum Erfolg - ein bisschen Hipster hier, ein wenig Electro da. Nicht viel besser sieht es bei den Lyrics aus: Fast jeder einzelne Song handelt in plumper Art und Weise die männlichen Gelüste ab. Natürlich sind S.E.V., Fearce und BrainStorm dabei die drei Oberstecher, die höchstens mit dem Finger schnipsen müssen, um bei sämtlichen Frauen in näherer Umgebung die Körpersäfte zum Fließen zu bringen und sie zu bereitwilligen Bückstücken zu machen. Dabei liegt es sicherlich nicht im Sinne des Trios, das weibliche Geschlecht zu Sexobjekten zu degradieren, in anderer Rolle treten die Damen hier trotzdem nicht auf. Dass auf den Tracktitel "All Night Long" nicht schon lange die Todesstrafe steht, rächt sich einmal mehr in einem vergessenswerten Song. "Antedote" setzt Dyme Def als die potenten Tröster für alle Mädels in beschissenen Beziehungen in Szene, während "Do Something" über ein grottiges Drum-Unwetter nicht mehr als ein Brunftruf ist. Scharfsinnig wird durchschaut, wenn das Gegenüber die versauten Stellungen nicht zum ersten Mal ("First Time") in Angriff nimmt, "La Bamba" dagegen widmet sich in miserabelster Weise einem der Heiligtümer der pauschalisierten Raptexte - dem weiblichen Hinterteil. Der einzige Track, der wirklich aus der Reihe tanzt, ist "Timeless", ein smoother, großartig produzierter Kopfnicker, der zur Ausnahme die drei Jungs unter den Zauber ihrer Angebeteten stellt. Der große Rest ist meist anhörbar, hinterlässt aber keine Spuren, so auch die beiden "Wet Dreams", in denen Dyme Def ihren Fantasien noch einmal freien Lauf lassen können: "She love it when I'm in her, she say that I'm the man / She tell me 'Go deep!', I'm like 'Bitch, that was the plan!'"

Es ist nicht die grundsätzliche Thematik, die dieses Album schon von vornherein zugrunde richtet; es ist die wenig originelle Art und Weise, in der S.E.V., Fearce und BrainStorm sie aufbereiten. Da dieser Missstand vor allem dank vereinzelt auftretender lustiger Lines noch zu verkraften wäre, helfen die Produzenten fast durchgehend mit uninspirierter Arbeit nach - es scheint, als habe man in viele Richtungen geblickt, sich für keine entschieden und stattdessen von vielem ein Bisschen mitnehmen wollen, was zu einem Beat-Teppich führt, der nicht langlebig genug ist, um für mehrere Hörgänge zu halten. "Sex Tape" ist eine künstlerische Weiterentwicklung von Dyme Def, leider aber keine erfreuliche. Bleibt abzuwarten, was sie mit "Space Music 2" anstellen.

3.6 / 10

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