Freitag, 19. Februar 2010

Chief - Collabo Collection


Release Date:
03. November 2009

Label:
Feelin Music

Tracklist:
01. Intro
02. Felt Before (Feat. Moka Only)
03. Jazz Unconditional (Feat. John Robinson)
04. Love Lost (Feat. Co$$)
05. Let It Be (Feat. Tha Connection)
06. True Love (Feat. Blu & Sene)
07. Once In My Life (Feat. Les Nubians)
08. Hello (Feat. Just Brea & Abstract Rude)
09. Anyway (Feat. Moka Only)
10. The Journey (Feat. Sunken Heads)
11. Soul Brother (Feat. Co$$)
12. Demon Love (Feat. Kissey Asplund & Moka Only)
13. D&C (Feat. Dynas)
14. That's How We Kick It (Feat. J Sands & Kenn Starr)
15. Go, Ladies (Instrumental)
16. Perspective (Instrumental)
17. 16 Levels (Instrumental)
18. Chieflada (Instrumental)
19. Outro

Review:
HipHop im Stile der Amerikaner aus der Schweiz? Wem hier nicht sofort ein Name in den Sinn kommt, der sollte sich schnellstens mit Chief vertraut machen. Nicht nur verdient sich der in Lausanne geborene Herr seine Lorbeeren als Produzent, vielleicht noch wichtiger ist seine Tätigkeit als Kopf des Labels Feelin Music". So verwundert es auch nicht, wenn Chief im Laufe der Zeit eine ganze Reihe an Bekanntschaften geschlossen hat. Produziert hat der Schweizer schon mehrere Projekte, doch nun scheint die Zeit für ein eigenes Producer-Album gekommen zu sein. Mit Songs, die mitunter vier Jahre alt sind, füllt sich das Debüt "Collabo Collection".

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Als Einflüsse wird Chief die halbe Genre-Welt in die Schuhe geschoben, letzten Endes fällt eine Beschreibung der Arbeiten von Chief auch auf keinen gemeinsamen Nenner, doch irgendwo zwischen Jazz-Rap und Neo-Soul tummeln sich die meisten Songs. Wie die meisten anderen Produzenten schart auch Chief viele und vor allem verschiedenste Gäste um sich, auch eine strikte Beschränkung auf amerikanischen Grund und Boden sollte man hier nicht erwarten. Doch im Gegensatz zu so vielen anderen Produzentenalben passt die Mischung bei Chief auch tatsächlich. Ein Pluspunkt, der dem Album im späteren Verlauf sehr zugute kommt. Was das Wattestäbchen im Cover verloren hat, soll hier nicht untersucht werden, vielmehr interessiert, ob aus der "Collection" auch ein brauchbares "Album" geworden ist. Denn bei aller Kultiviertheit der Musik bleibt der Fakt, dass die Idee zum Album wohl nach Aufnahme eines großen Teils der Tracks gefällt wurde. Über das durchschnittliche Album-Feeling anderer Produzenten kommt Chief trotzdem hinaus - Sorge dafür tragen die meist gefühlvollen Instrumentals, die Chief gleich einem Modellbauer mit Liebe fürs Detail zusammenbastelt. So wirklich genießen kann man diese Songs dementsprechend nur, wenn man sich in der richtigen (leider etwas zu eingeschränkten) Atmosphäre, die wahrscheinlich in den eigenen vier Wänden zu suchen ist, befindet. Die meisten Tracks auf "Collabo Collection" wirken nicht, um Ruhe für sich selbst zu finden, sie wirken erst, wenn man die Ruhe schon gefunden hat und sie sich bewahren will. Denn dann hat man den Nerv für Just Brea's "Hello", dann mag man auch das etwas lusch produzierte "Once In My Life" mit dem ausgiebigen Gesang der Les Nubians hören können. Einige Songs können sich erst dann zu wahren Perlen entfalten: "Love Lost" lässt den Tres-Newcomer Co$$ zu sanften Gitarren-Klängen über die Liebe philosopohieren, die britischen Sunken Heads bekommen mit "The Journey" klassisches BoomBap-Piano mit Nas-Sample. "That's How We Kick It" bedarf absoluter Ruhe, um seine Kopfnickerqualitäten zu entfalten. Andere Tracks sind selbst dann noch Filler: "True Love" ist trotz dem bereits bestens vertrauten Trio Chief-Blu-Sene eine lahme Nummer, in "Anyway" verpasst man rein gar nichts. In "Felt Before" leisten Moka und Chief weitaus Besseres und fügen dem Vollzeit-Chill-Charakter der Platte ein weiteres Mosaik hinzu. Neben einem soliden Auftritt von Dynas und dem fast schon schlafend ruhigen "Demon Love" ist es John Robinson, der eine der besten Darbietungen gibt, die von dünnem, aber wirkungsvollem Pianogeklimper bestens unterstützt wird. Bereits vom "Love Royale"-Album bekannt ist Tha Connection's unschlagbares "Let It Be", das hier den herausragenden Höhepunkt markiert und atmosphärisch gut ins Bild passt. Abgeschlossen wird die Platte schließlich durch einige Instrumentals, die - wie sollte es anders sein - nochmals beste Gelegenheit zum Entspannen geben.

Mit "Collabo Collection" gelingt Chief ein respektables Debüt, das einem nach und nach durchaus ans Herz wachsen kann. Doch dafür muss man sich in der richtigen Stimmung befinden. Genau dort liegt auch das größte Manko der Scheibe: Mich persönlich ließ sie, sofern nicht in kompletter Ruhe und entspannter Atmosphäre in den eigenen vier Wänden, größtenteils kalt, was wohl weniger an mir als an dem Wesen der Platte liegt. Natürlich hat sie ihre durchschnittlichen Tracks, aber im richtigen Moment mag sie zu einem guten bis sehr guten Album avancieren - in allen anderen Momenten liegt sie jedoch nur über dem Durchschnitt.

6.1 / 10

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen