Freitag, 19. Februar 2010

O.C. & A.G. - Oasis


Release Date:
24. November 2009

Label:
Nature Sounds

Tracklist:
01. Oasis
02. Keep It Going
03. Give It Back
04. Alpha Males
05. Young With Style
06. Everyday Life
07. Think About It
08. Gotta Get It
09. Put It In The Box
10. Boom Bap
11. Reality Is
12. Contagious
13. Supreme Squad
14. God's Gift
15. Get Away (Feat. Mirror Image)
16. 2 For The Money
17. Pain (Feat. Mirror Image)

Review:
Da dieses Album als die erste offizielle Zusammenarbeit der D.I.T.C.-Mitglieder (zumindest einigen davon) seit dem 2000er "Worldwide" angekündigt wird, wäre hier wohl der richtige Zeitpunkt, darauf hinzuweisen, wie sehr dieses einstige Monument einer New Yorker Crew vom Zahn der Zeit in Mitleidenschaft gezogen wurde. Vor allem die produzierende Hälfte verbringt das neue Jahrtausend bisher im Halb- und teilweise Tiefschlaf. Aber auch Leute wie O.C., die sich mit ihrer Solokarriere zumindest halbwegs im Feld der Relevanz hielten, zehren heute nur noch von ihrem Veteranenstatus, nicht etwa von musikalisch bemerkenswerten Taten. Ein Kollabo-Album von O.C. und A.G. soll Abhilfe schaffen.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
"Oasis", so der Titel des Werks. Selbst ohne Cover ist es unschwer zu erraten, was sich hinter dieser Metapher versteckt: anti-progressives, konservatives Denken, Predigten alter Werte in einer Welt, mit der sich die D.I.T.C.-Clique nicht mehr identifizieren kann. Wer also denkt, dass hier ein Versuch gestartet wird, sich mit einem neuen Album neue Ideen und Arbeitsweisen einzuverleiben, um dem langweiligen, verstaubten Bild der eigenen Marke eine neue Facette aufzusetzen, der dachte falsch: O.C. und A.G. schlagen den einfachen Weg ein und versuchen, mit altbackenem BoomBap einen Treffer zu erzielen. Also bleibt einem nicht viel anderes übrig, als sich mit dieser Entscheidung abzufinden und herauszufinden, wie sich O.C., A.G. und die produzierenden Köpfe (vor allem E Blaze, der gut die Hälfte der Tracks beisteuert) schlagen. Und man muss eingestehen, dass es weitaus schlimmer hätte laufen können. Von einer Blamage ist man hier weit entfernt. Leider ebenso weit wie von einem bemerkenswerten oder außergewöhnlichen Album. Wie bei so vielen anderen Künstlern auch verliert sich die Scheibe in Tracks der Güteklasse "okay". Eine müde Vorstellung geben O.C. und Andre The Giant trotzdem nicht: Neben einer nicht von der Hand zu weisenden Harmonie zwischen den beiden Emcees (wobei O.C. als der beständig Bessere aus dem Album hervorgeht) ist es erfreulich zu sehen, dass bei beiden immer noch genügend Power vorhanden ist. Angreifbar wird die Performance am Mic, die alltäglichen Street-Talk und Selbstinszenierung umfasst, erst in Kombination mit den Instrumentals, die auf Dauer genau die Befürchtungen, die bei einem Album wie diesem unweigerlich aufkommen, schüren: Wo der Start noch gut gelingt, verliert sich "Oasis" schnell in Hintergrundmusik. Der Titeltrack und Opener "Oasis" profitiert noch von maximaler Hörmotivation, mit "Give It Back" und einer schönen Drumline hat der Hörer ebenfalls wenig zu kritisieren. Doch schon bei "Alpha Males" fängt die Aufmerksamkeit des Hörers zu bröckeln an. Da helfen vereinzelte großartige Metaphern und Glanzmomente der Lyrics ("Reality Is") nicht weiter, im Gesamtpaket wirkt alles zu unfokussiert. Für den Fall, dass man dem Album besondere Aufmerksamkeit schenkt, sorgen spätestens "Against The Wall", "Put It In The Box" und "Boom Bap" im Mittelteil für die endgültige Erkenntnis, dass hier nicht mehr viel passiert. Im späteren Verlauf warten mit "Two For The Money" noch Scratches von DJ Premier, ein guter Showbiz-Beat und starke Raps, während in der ersten Hälfte "Think About It" die kraftvollste Nummer ist.

Mehr lässt sich an dieser Stelle nicht sagen. Inzwischen fehlt mir wohl auch die Motivation, das x-te Album, das sich damit begnügt, BoomBap zu fertigen, der einerseits jegliche Anstrengungen, sich von der Masse der anderen BoomBap-Platten abzuheben oder erinnerungswerte Elemente einzubauen, ablehnt, der aber andererseits seine Sache bei weitem nicht gut genug macht, um diese Ablehnung zu rechtfertigen, in blumige Worte zu packen. Denn wenn man will, dann ist "Oasis" ein gelungenes Album, das ohne Aussetzer ins Ziel kommt und einige hörenswerte Momente mitführt. Um es aber auf den Punkt zu bringen: "Oasis" muss man nicht gehört haben.

6.0 / 10

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen