Samstag, 20. Februar 2010

Sunz Of Man - The Last Shall Be First


Release Date:
21. Juli 1998

Label:
Red Ant Entertainment

Tracklist:
01. Intro
02. Cold
03. Natural High (Feat. Traybag)
04. Flaming Swords
05. Illusions (Feat. Masta Killa)
06. Shining Star (Feat. Ol' Dirty Bastard & Earth, Wind & Fire)
07. Israeli News (Feat. Traybag)
08. Tribulations
09. The Interview (Skit)
10. The Plan
11. Collaboration '98 (Feat. Method Man & True Master)
12. Inmates To The Fire
13. Not Promised Tomorrow (Feat. Tekitha)
14. For The Lust Of Money / The Grandz
15. Can I See You (Feat. Beretta 9)
16. The Battle (Skit)
17. Next Up (Feat. Method Man)
18. Intellectuals (Feat. Raekwon & U-God)
19. Five Arch Angels (Outro)

Review:
Jeder weiß, dass der Wu-Tang Clan einen kilometerlangen Rattenschwanz in Form einer in der Tat Clan-haft großen "Familie" und noch vieler, vieler weiterer, inoffizieller Anhängsel hinter sich herzieht. Zwar kennen sich die wenigsten damit aus, wer denn nun dazugehört und wer nicht, wer hörens- und wer vergessenswert ist, wer eigenständige Musik macht und wer sich nur des Namens bedient - doch eines steht ungeschrieben fest: Direkt nach dem Clan selbst kommen die Sunz Of Man. Sie werden als erster Ableger betrachtet, wobei sie sich nie Abklatsch-Vorwürfe gefallen lassen mussten. Das Album, mit dem die Sunz Of Man bei der HipHop-Allgemeinheit ihre Sporen verdienten und auf dem ihr heutiger Respekt zu einem nicht kleinen Teil fußt, ist das Debüt, "The Last Shall Be First".

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Für die Geschichte, die diesem Album vorausging, die dafür sorgte, dass Shabazz The Disciple kein einziges Mal auf "The Last Shall Be First" zu vernehmen ist, dass auch Killah Priest zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Gruppe nicht mehr angehört und dass es überhaupt das Debüt (und nicht der Zweitling) ist, sei auf "The First Testament" verwiesen. Wichtig ist: Hier bestehen die SOM (noch) aus Killah Priest, Hell Razah, Prodigal Sunn und 60 Second Assassin, wobei Killah Priest mit fünf Rap-Auftritten schon in die Rolle eines Gastes gewichen ist. Auch bedeutend ist, dass seitens der Wu-Fans durchaus eine klar definierte Erwartungshaltung an das Album gestellt wurde, da Aufnahmen aus den Mittneunzigern einen harten und qualitativ hochwertigen Stil vorgaben. Einen Stil, der Red Ant nicht gefiel, weswegen "The Last Shall Be First" massentauglicher ausgerichtet ist. Das hört sich nun schlimmer an, als es tatsächlich ist: Mit einer Produzentenliste, die hauptsächlich 4th Disciple, True Master und den RZA führt, ist 1998 jeder Eastcoast-Fan gut bedient. Nun zu den Emcees selbst: Die Stimmen der SOM klingen erwachsener als noch auf den vorausgegangenen Aufnahmen, vor allem Razah und P-Sunn klingen wesentlich weniger heiser und hell (was man als Hörer entweder positiv oder negativ wertet). Das Themenspektrum ist inzwischen verbreitert und versetzt, neben dem klar religiös-mythischen Anspruch ist eine Norm-Angleichung erfolgt, die nun auch vermehrt wohlbekannte Straßenweisheiten ins Programm aufnimmt. Damit passen auch Gäste aus dem Wu-Olymp auf die Scheibe, die sich in Form von Method Man, ODB, Masta Killa, U-God und Raekwon einfinden. Notwendig wären sie beileibe nicht, denn wenn man den Sunz Of Man etwas zugutehalten kann, dann ist es ihre Eigenständigkeit, die sie sowohl thematisch als auch stilistisch zu mehr macht als einer bloßen Clan-Kopie. "Natural High", eines der Überbleibsel der älteren Aufnahmen (wenn auch in überarbeiteter Form), lässt daran keinen Zweifel. Doch auch mit RZA-Beats weiß man etwas anzufangen: "Inmates To The Fire" ist hinreißend raw (man höre P-Sunn's Chorus), "Can I See You" orientiert sich am schlichten Ostküsten-Style und in "Tribulations" kommt Voice-Sample mit starker Drum- und Bassline zusammen. "Israeli News" mag zu entspannt klingen, gibt sich jedoch sonst keine Blöße und gibt Priest die Chance, einen Teil der SOM'schen Mythologie (die mehrere religiöse Ideen und Strömungen vermengt) durchscheinen zu lassen. Doch auch die Jagd nach den Geldscheinen ist den SOM nicht fremd - "The Grandz" schert dabei glücklicherweise nicht aus dem Stil des Albums aus. Ganz anders "Shining Star", das mit Beat von Wyclef Jean und Feature von Earth, Wind & Fire natürlich der Exot der LP ist. Wer kein Problem mit Abwechslung hat, der wird mit dem Song seine Freude haben. Seine besten Momente hat das Album jedoch anderswo: In "Cold" kommt 4th Disciple den Emcees mit pfeifendem Wind und einer simplen Piano-Line entgegen, das schwermütige "Illusions" (erneut von 4th Disciple) stellt die SOM-Wertvorstellungen dem geldgierigen Rap-Game gegenüber, während auch Masta Killa perfekt ins Bild passt. Mit dem gewaltigen "Flaming Swords" können die SOM ebenso umgehen wie neben einem Method Man im Kopfnicker "Next Up". Ganz zum Schluss ist noch ein Rudiment älterer Aufnahmen zu vernehmen, wenn in "Five Arch Angels" das Instrumental des gleichnamigen Tracks (zu) kurz eingespielt wird.

Es steht nicht zur Diskussion, dass die Sunz Of Man mit "The Last Shall Be First" ein sehr gelungenes Debüt vorlegen. An der Musik selbst gibt es wenig zu bemängeln: Sie steht im Zeichen der späten Neunziger, setzt ihre eigenen (kleinen) Akzente und die Emcees selbst beweisen genug Persönlichkeit, um dem Hörer von Anfang bis Ende die Ohren offen zu halten. Die einzige Kritik, die man anbringen kann: Das Album bleibt hinter seinen Möglichkeiten zurück. Waren sie mit ihrem zu massenuntauglichen Sound noch einzigartig, verwässern die SOM sich mit ihrem Debüt zu einer Gruppe, die zwar noch durchscheinen lässt, was sie hätte sein können, die sich aber letztendlich ihres eigenen Anspruches auf ein einmaliges Stückchen HipHop-Geschichte beraubt. Doch dafür gibt es ja "The First Testament".

7.9 / 10

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen