Montag, 15. Februar 2010

Qwel & Maker - So Be It


Release Date:
01. September 2009

Label:
Galapagos4 Records

Tracklist:
01. Dawn
02. Gnosticism
03. Back Stage Pass
04. Friend Or Foe
05. Har Megiddo
06. Interlude - Meditation
07. Berzerker
08. White Elephant
09. Fear As A Weapon
10. No Joke
11. Lunch Money
12. Interlude - So Be It
13. Paper Dolls
14. Golden Era

Review:
Es ist soweit. Galapagos4's Zugpferd startet wieder durch. In den fast schon erschreckenden Output, den Qwel an den Tag legt, von dem sowohl die offiziellen als auch die Tour- und Online-Releases eine Qualität innehaben, bei der man nur staunen kann, reiht sich nun ein weiteres, offizielles Album ein, das zudem noch einen besonderen Wegpunkt markiert: "So Be It" ist das Ende der Vier-Stationen-Tour, die 2004 mit "The Harvest" begann. Wie schon zu Beginn, so steuert auch hier Maker alle Beats bei. Denn das ist bei Qwel inzwischen auch Tradition: pro Album ein Producer. So umfassten die mittleren Alben "Freezer Burner" mit Meaty Ogre und "The New Wine" mit Kip Killagain. "So Be It" markiert im Übrigen in der Vier-Jahreszeiten-Reihe den Sommer.


WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Was soll man noch groß sagen? Für fast jeden, der mit G4 vertraut ist, stellt dieses Release sowieso einen Pflichtkauf dar. Wieso? Weil Qwel es mit seinen letzten Auswürfen immer geschafft hat, seinen produzierenden Partnern eine dichte Atmosphäre zu entlocken, in der sich die bärenstarken Raps des Chicagoers voll entfalten konnten. Von Battle-Raps über Storytelling bis zu einigen der intelligentesten gesellschaftskritischen Ansätzen hat er alles parat. Der Pressetext beschreibt die Gegenstücke, Maker's Instrumentals, als Spiegel von sowohl warmem Sommer-Feeling als auch den Sommernächten, was in dieser Form auch unterschrieben werden darf. Es mag schon Qwel Alben mit düstereren Instrumentals gegeben haben, aber das will in keinster Weise heißen, das man nicht vom ersten Moment an voll von "Se Be It" erfasst würde. Zugegeben, Qwel ist kein Gnostiker, auch von der Titelergreifung für "Gnosticism" sollte man keine Erleuchtungen erwarten, aber das Gesamtpaket stimmt allemal. Die allgemeinen Weisheiten, Metaphern und kritischen Ansätze, die Qwel sehr oft in Betrachtung der Menschheit von sich gibt, wirken durchdachter als bei den meisten Emcees und werden außerdem von einem der nobelsten Flows illustriert, die es derzeit zu finden gibt. Das erste Indiz für die Qualität der Scheibe gab es ja schon im Voraus mit "Welcome To Chicago" - denn wer ein Brett wie dieses als kostenlosen Bonus-Track verschießt, der muss sich seiner Sache sicher sein. Aber die Spanne, die Maker bietet, reicht weit über eine Palette an Kopfnickern hinaus: "White Elephant" sampelt aus Hindi-Gefilden, während Qwel sich des englischen Sprichtworts annimmt, ohne dabei seinen kritischen Ton zu verlieren: "Can't see eye to eye if between us is this elephant chilling / [...] / Plus the longer we ignore, it seems the larger he's growing". In "Back Stage Pass" wird der Ton noch schärfer, wenn Qwel über ein luftiges Kissen aus Bläsern die Unterschiede zwischen Backstage- und Onstage-Verhalten einiger Künstler ächtet. Dub-Einflüsse machen sich in "Paper Dolls" breit, während Qwel diesmal den Wahn um Markenklamotten zum Tagesordnungspunkt macht. "Har Megiddo", der Berg der letzten Schlacht, hält mit brodelndem Instrumental und Sirenenheulen Einzug ins Album und dürfte thematisch kein großes Rätsel sein. Doch einige der Highlights sind bis jetzt unerwähnt: "Fear As A Weapon" fährt bedachtes, aber hartes Geschütz gegen Regierungsmethoden auf, "No Joke" setzt auf langsame und melancholische Töne. Ebenfalls zum Album gehören zwei nette Interludes, die als gelungene Abrundung dienen. Und bevor das Album mit dem lockeren "Golden Era" seinen Abschied nimmt, gibt es mit "Lunch Money", einem Song an die "welfare mommas", nochmal einen herrlichen kleinen Diamanten.


Es gibt wenige so konstant gute Künstler wie Qwel. Auch hier wird nicht mehr und nicht weniger als gute Musik geliefert. Kein Album, das die Vorgänger in den Schatten stellt, aber auch keines, was auch nur einen Zentimeter auf der Qualitätsleiter nachgibt. Ob Maker nun der beste Mann hinter Qwel ist, bleibt eine nicht beantwortbare Frage, da bisher zwischen allen Partnern die Chemie gestimmt hat. Außer Frage steht allerdings, dass Maker eine von mehreren richtigen Wahlen ist, die viele der angesehenen Produzentengrößen der Szene an Kreativität locker überbietet. Auch als Gesamtheit steht "So Be It" über so ziemlich jedem anderen Release der letzten Zeit. Hut ab.

8.1 / 10

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen