Samstag, 20. Februar 2010

Main Flow - Castle Diplomat


Release Date:
07. Dezember 2001

Label:
Wanna Battle Records

Tracklist:
01. No Question
02. Crime Outfit
03. Counsil Of Elders
04. Crop Circles (Feat. Donte)
05. Globetrott (Feat. Donte)
06. Neorah Havva
07. Bring It On
08. Solarize (Feat. Crunch Ex)
09. Transport
10. Fist Or Cuffs (Feat. I.C.)
11. Morse Code 211
12. Show On The Road (Feat. Supreme)
13. ABC's Interlude
14. Watch Ya Back
15. C-Diplo
16. At War With Babylon (Bonus) (Feat. Donte & Daryl)

Review:
1997 blickt die Szene nach Cincinnati, Ohio, von wo aus die Gruppe Mood ein Album veröffentlicht, das heutzutage für viele locker als Underground-Klassiker durchgeht. Ein wichtiger Teil dieses Dreigespanns zählt sich heutzutage als felsenfest ins amerikanische Non-Gangsta-Netzwerk eingesponnen. Die Rede ist natürlich von Main Flow, der (entgegen seinem Mood-Reimpartner Donte) bei vielen anderen Künstlern Gastauftritte verbuchte. Mit Wanna Battle Records baut er außerdem eine Stütze für seine eigenen Veröffentlichungen auf. Ende 2001 legte er sein Debüt vor, das auf 1000 Stück limitierte "Castle Diplomat".

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Main Flow muss dieses Projekt mit einer gesunden Portion Selbstbewusstsein angegangen sein. Denn wo bei "Doom" die musikalische Regie zwischen dem damaligen Rookie Hi-Tek und Mood-Mitglied Jahson aufgeteilt wurde, setzt Main Flow für "Castle Diplomat" auf komplett andere Pferde - lediglich Jahson ist mit einem Beitrag vertreten. Die Verwunderung darüber, dass der Sound nicht mehr derselbe ist, sollte sich deswegen in Grenzen halten. Die ruhige, mit mystischen Samples angereicherte Art von "Doom" weicht auf "Castle Diplomat" bereits einem offeneren Spektrum, das mehr Einflüsse einfängt, dabei insgesamt jedoch herkömmlicher klingt. Doch wo dieser, einem Qualitätsabfall gefährlich nahestehende Effekt auf den späteren Alben von Main Flow zum gravierenden Kritikpunkt wuchern sollte, sieht man sich hier noch mit einem eigenständigen, gelungenen BoomBap-Album konfrontiert. Ein Album, das teilweise eine überraschend harte Gangart einlegt: Nachdem Main Flow in "No Question" einer Live-Crowd angekündigt wurde und ein Instrumental von Reason die perfekte Ausgangssituation vorlegt, rollt "Crime Outfit" ein. Nicht nur aufgrund seines Dom Pachino Samples erinnert der Track stark an die Killarmy, auch der Beat (geschustert von DJ DNO) selbst schwitzt dank düsterer Streicherkomposition ordentlich Maschinenöl. Dass Main Flow weiß, wie er mit solchen Tracks umzugehen hat, versteht sich dabei von selbst; fehlende Kraft in der Stimme gleicht er durch die richtige Technik aus, die "Castle Diplomat" besagten, knallharten Einstieg beschert. Der eher dunkle Stil der Tracks ist ein Leitmotiv der LP, während die Songs im weiteren Verlauf etwas ruhiger angegangen werden - dass seine Tochter beispielsweise im "ABC's Interlude" zu Wort kommt, lockert die Atmosphäre zudem auf. Thematisch hat Main Flow Standardgedanken über Rap-Game und Straßenleben hin zu politisch motivierten Zeilen im Gepäck, spezielle Anliegen sucht man vergebens - braucht bei der Güteklasse der Musik und Main Flow's jederzeit souveränen Rhymes aber niemand. "Globetrott" bedient sich eingängiger Streicher und funktioniert mit Partner Donte bestens, "Fist Or Cuffs" fährt wieder schwer düsteres Geschütz auf, ohne dabei "Crime Outfit" das Wasser reichen zu können. Doch erlesene Momente gibt es genügend: "At War With Babylon" ist Jahson's famoser Beitrag, "Watch Ya Back" erzählt über herrliches Instrumental vom ungemütlichen Treiben im HipHop-Business und "Bring It On", für das Reason rohe Streicher ausgräbt, cuttet sich eine klassische Hook zusammen. Sowohl die Aufeinandertreffen mit Nachbar Crunch Ex und mit Laq-Nun's Supreme verlaufen reibungslos und lassen noch einen hervorzuhebenden Song übrig: "Counsel Of Elders", das eine sehr gewöhnungsbedürftige, vocodete Hook mit einem mystisch-angehauchten Ambiente von DJ Greyboy kombiniert, zählt zu den besten Momenten der LP.

Der "C-Diplo" beweist mit seinem Soloeinstand ein Ohr für gute Beats, eine gelungene Wahl der Produzenten und auch Geschick beim Schnüren des Gesamtpakets. Eine Frage bleibt jedoch offen: Wieso nicht einfach weiterhin großteils auf Jahson (und auch Hi-Tek) setzen? Doch Main Flow wird sich schon etwas dabei gedacht haben. Schließlich klingt das hier nach alles anderem als Zweitware. Teilweise etwas härter als "Doom", kamen nach "Castle Diplomat" andere Einflüsse und Standardisierungen hinzu, die das Debüt zu Main Flow's bis dato bestem, wenn auch unbeachtetstem Album machen, das seine vier Kronen (knapp) verdient hat.

7.5 / 10

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