Samstag, 20. Februar 2010

Qwazaar - Walk Thru Walls


Release Date:
31. Oktober 2001

Label:
Frontline Entertainment

Tracklist:
01. Genesis
02. Arrival
03. 10:34 (It Was Not Written)
04. Chicago
05. Alien Race
06. About The Author
07. K&G 1&2
08. Get Paid
09. One Life (Feat. jDoubleU)
10. More B.S.
11. I Tried
12. For You
13. It Ends Tonight (Feat. Outerlimitz)
14. Desert Eagle
15. Reinventing The Blunt
16. Quantum Leaf
17. Heaven's Mirror (Feat. jDoubleU)
18. Simple Minds
19. In Due Time
20. K&G 3
21. T.T.G.P. (Feat. J.U.I.C.E. & O Type Star)
22. Walk Thru Walls (Feat. He.llsent)
23. F.U. Frontline (Feat. Atlas, Chauncie Gardner, Gras & jDoubleU)

Review:
Chicago: Bis zum heutigen Tag die, gemessen an ihrem unwahrscheinlich großen und vielfältigen Angebot, "most underrated" Stadt der US. Vollkommen zu Unrecht, denn auch qualitativ hat die Metropole einiges zu bieten. Zum Beispiel diesen Wortakrobaten, der inzwischen seit über zehn Jahren aktiv mitmischt: Qwazaar ist derzeit dem Galapagos4-Kollektiv zuzuordnen, angefangen hat er jedoch anderswo: Nach ersten Lebenszeichen mit Outerlimitz kam er bei Frontline unter, wo ein für seine Karriere wichtiger Schritt erfolgte: die Veröffentlichung seines bis dato einzigen Soloalbums, "Walk Thru Walls".

WRITTEN FOR Rap4Fame
Qwazaar schweben zu den Aufnahmezeiten seines Debüts die verschiedensten Dinge im Kopf. Dementsprechend bietet "Walk Thru Walls" eine breite Spanne an sowohl inhaltlichen als auch musikalischen Darreichungen. Qwazaar ist heute und war auch damals kein Freund von Langeweile bzw. Alltäglichem, und so erwarten einen Instrumentals der Insomnitracks (bestehend aus Chauncie Gardner, jDoubleU, Lousy Bastard, ALO, Chester Copperpot und O-Type Star), die mehrere Stimmungen abdecken: Tiefdüster und locker-relaxed, beides wird man auf dieser Scheibe finden. Gäste lässt Qwa nicht viele auf sein Album, meist wird das direkte Umfeld konsultiert, die Stadtgrenzen werden nicht verlassen. Rein theoretisch hätte Qwazaar keinen einzigen Gast gebraucht, denn ungeachtet verwehrter Medienaufmerksamkeit ist dieser Kerl ein Rapper, wie es wenige andere gibt: Es ist ein Genuss, seinen Raps zuzuhören, denn sie wirken immer vollkommen natürlich, selbst zwischendurch eingestreute Double-Time-Zeilen kommen Qwa spielend leicht von den Lippen. Dazu merkt man, dass er nicht rappt, um zu beeindrucken, sondern um seine Songs und deren Inhalte zu vermitteln. Die anfängliche Stimmung der Instrumentals legt transzendente Texte nahe, doch das mag täuschen: Qwa lässt zwar hier und da eine Allusion springen und rekrutiert auch Teile seines Wortschatzes aus Religionen und Pseudo-Religionen, doch greifbare Ansätze finden sich nicht. "Walk Thru Walls" ist keine mystische Reise, lediglich wenige Tracks wie etwa "10:34" verdienen diese Umschreibung. Perfekt unterstützt wird Qwa hierbei durch eine geniale Streicherkombination, die eine selten gehörte, mystische Intensität beschwört. Qwa's stärkste Waffe bleibt jedoch sein Tonfall, der, suchte man einen Vergleich, höchstens einem manischen Pharoahe Monch nahekäme. Ähnliche Songs gibt es noch einige weitere, jedoch sind es (bedenkt man, wie selten man diese Art HipHop zu hören bekommt) zu wenige. "Arrival" fällt trotz Battle-Raps in diese Sparte, außerdem noch "Walk Thru Walls", in dem Qwa nahezu greifbar eine spirituelle Verbindung mit den dramatischen Vocal-Samples eingeht. Ebenfalls ein nie gekürter Klassiker ist "It Ends Tonight", für das die ganze anfängliche Outerlimitz-Besetzung über Piano und mystisch-düstere Klänge aufläuft. Auch "I Tried" ist ernst gehalten, enthält jedoch Qwa's Stellungsnahme über die Differenzen mit seiner großen Liebe. Sanfte Gitarre und Weltschmerz gibt es im nicht minder starken "About The Author". Eine ganz andere, hellere Seite wird mit "Get Paid" gezeigt, in "T.T.G.P." gipfelt diese Facette der LP in einem Gute-Laune-Song über den Spaß am Rappen. Qwa's Freundschaft dem Grün gegenüber bezeugt "Quantum Leaf", die Heimatstadt wird ebenfalls (schwarz) portraitiert ("Chicago"). Ganz am Schluss steht noch ein von Glockenläuten begleiteter Frontline-Posse-Track, der Titel "F.U. Frontline" ist dabei natürlich nicht ernst zu nehmen ("Fuck you Frontline, man what the fuck do we know about metaphors and punchlines?"). Dass sich das Label bald danach auflösen würde, ahnte noch niemand.

"Walk Thru Walls" zeigt vor allem, mehr noch als etwa das Typical Cats Album, eines: Dass Qwazaar ein außergewöhnlicher Emcee ist. Hinzu kommt die Klasse, die das Produktionskollektiv Insomnitracks beweist, indem es Qwa in verschiedenste Szenarien wirft, die natürlich problemlos gemeistert werden. Seine besten Momente jedoch findet die Platte mit den düsteren Nummern, für die Qwazaar mit seinen hypnotisierenden Raps geschaffen ist. Demnach könnte man enttäuscht darüber sein, dass die Zahl jener Songs zu gering ist. Doch da sich auch sonst fast keine mittelmäßige Minute ausmachen lässt, sei es Qwa vergeben. Sollte er seine Gruppenprojekte zur Seite legen und wieder ein neues Album aufnehmen, dann hat er dank "Walk Thru Walls" ein hohes Niveau zu toppen.

8.0 / 10

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