Montag, 15. Februar 2010

Boxguts & Will Taubin - Mutilator


Release Date:
04. April 2009

Label:
Johnny23 Records

Tracklist:
01. Rat Burger
02. Bottles
03. Buckets Of Phlegm
04. Mega Mosaic
05. Where's My Dub (Feat. Chief)
06. Killa Bees Vs. Butterflies
07. Electric Termite Mound Structure
08. Mutilator
09. Spineless
10. Monks
11. Earth Plus Plastic
12. Curry Ocean
13. Deadmand Walker
14. Headless Elephant Stampede
15. Sacred Tools
16. Get Soemthing (Feat. Many Styles)
17. Mutilator Extended Instrumental

Review:
Für alle, die Augen und Ohren für Normfremdes haben: Zwei kreative Köpfe aus Brooklyn treffen aufeinander, um dem New Yorker Underground ein weiteres, ganz und gar nicht alltägliches Werk hinzuzufügen. "Mutilator", die Substantivierung des Verbs "verstümmeln", ist das lose Konzept der Sessions, in denen Boxguts und Will Taubin zusammenfanden. Beide gehören dem Schuppen Johnny23 Records an, der für eigenständige, gewöhnungsbedürftige Musik bekannt ist. 2004 trat Boxguts dem Label bei, hier ist sein erster LP-Output, bei dem er alleine am Mic steht.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Man kann es von beiden Seiten sehen: Entweder passt nichts so gut wie das Cover zum Albumtitel - oder aber (und diese Ansicht erscheint logischer) der Albumtitel passt vortrefflich zum Cover. Selbiges nämlich ist kein Einzelstück, sondern gehört in die Sammlung von Doug Hoffmann, der niemand Geringerer ist als Boxguts selbst und der neben anderen Artworks bereits für andere Künstler Album-Artworks arrangierte. Charakteristisch ist dabei der Stil des heillosen Chaos, der "Mutilator" schon im Voraus von anderen Releases abhebt. Was dann musikalisch hinterhergeschoben wird, sollte jeden Johnny23-Fan glücklich machen: Lo-Fi-Feeling, düstere, verhangene Instrumentals, brummende Basslines, exzentrische Samples und abstrakt-gewundene Rhymes. Hier wird nicht gereimt, um große Botschaften zu vermitteln oder um grandioses Storytelling zu beweisen, sondern nur der Kunst des Reimens wegen - was natürlich nicht heißt, dass in Boxguts' Wortdschungel keine cleveren Anspielungen zu finden wären. In seiner Kategorie zeigt Boxguts teilweise erstaunliche Qualitäten: Wie er sich durch "Headless Elephant Stampede" windet, verdient Respekt. Auch die schon erwähnten Instrumentals, die logischerweise alle von Will Taubin kommen, erreichen beizeiten eine Klasse, bei der der Unwissende verwundert sein darf. Sei "Electric Termite Mound Structure" als Beispiel herangezogen: Das tiefdüstere Beat-Gerüst wird bei der Hälfte des Tracks verworfen, nur um ein neues Dickicht introvertierter Klangwelten aufzubauen. Weit, weit abseits des Alltäglichen bewegen sich Guts und Will, ohne dabei allerdings eine saubere Ausführung vermissen zu lassen. Denn auch wenn der Lo-Fi-Charakter über dem Album thront, sollte man den beiden Künstlern schlampige, nicht vollwertige Arbeit gar nicht erst unterstellen. Zwar ist nicht alles auf der Platte überragend - "Mega Mosaic" schwächelt mit zu reduziertem Beat, ebenso wie "Get Something", trotz Many Styles - doch bei den restlichen Tracks eröffnet sich dem Underground-Head eine wahre Fundgrube: beruhigender Choral im Hintergrund von "Sacred Tools", verstörende Töne in "Deadmand Walker", auf die die Umschreibung "verstümmelt" in der Tat zutrifft. Unter den 17 Tracks finden sich drei Instrumentals, von denen vor allem "Mutilator Extended" zu lange dauert (der Titeltrack an sich hätte ausgereicht). "Killa Bees Vs. Butterflies" (das augenscheinlich fälschlicherweise und entgegen der Trackliste vor "Where's My Dub" kommt) dagegen bildet einen angebrachten Übergang. Zuletzt noch zwei Tracks, die Erwähnung verdienen: "Monks" schmeckt nach Fernost und ruft immer wieder Sakralgesang auf den Plan, während auch "Curry Ocean" in ähnlichen Bereichen einzuordnen ist.

Alles in allem hat man es hier mit einem typischen Underground-Geheimtipp zu tun, der unverdienterweise zu viel zu wenigen Ohren vordringen wird. All jene, die schon vom Cover angezogen werden, können höchstwahrscheinlich auch mit der Musik etwas anfangen. Johnny23-Fans wissen, was sie erwartet, und sie werden nicht enttäuscht. Denn letztendlich sind es Alben wie dieses, auf die sich die Underground-Liebhaber berufen, wenn sie den Mainstream anprangern und die Qualität von unbekannten Releases predigen. In diesem Fall völlig zu Recht, denn "Mutilator" ist zeitunabhängig, eigenständig, innovativ und vor allem ist es kein Aufkochen alter Rezepte aus den 90ern. Ohne die wenigen mittelmäßigen Tracks wäre hier noch mehr drin gewesen.

7.3 / 10

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