Sonntag, 14. Februar 2010

Jadakiss - The Last Kiss


Release Date:
07. April 2009

Label:
Roc-A-Fella / Def Jam Recordings

Tracklist:
01. Pain And Torture
02. Can't Stop Me (Feat. Ayanna Irish)
03. Who's Real (Feat. Swizz Beatz & OJ Da Juiceman)
04. Grind Hard (Feat. Mary J. Blige)
05. Something Else (Feat. Young Jeezy)
06. One More Step (Feat. Styles P)
07. Stress Ya
08. What If (Feat. Nas)
09. Things I've Been Through
10. I Tried (Feat. Avery Storm)
11. Rocking With The Best (Feat. Pharrell)
12. Smoking Gun (Feat. Jazmine Sullivan)
13. Cartel Gathering (Feat. Ghostface Killah & Raekwon)
14. Come and Get Me (Feat. S.I. & Sheek Louch)
15. By My Side (Feat. Ne-Yo)
16. Letter To B.I.G. (Feat. Faith Evans) (Bonus)
17. Something Else (Remix) (Feat. Snyp Life, Bully, AP, Boo Rossini & Blood Raw) (Bonus)
18. Death Wish (Feat. Lil Wayne) (Bonus)

Review:
Fünf geschlagene Jahr ist es inzwischen her, seit "Kiss Of Death" frisch in den Läden stand. Jadakiss ist ein Paradebeispiel eines Rappers, der es mit der Industrie alles andere als leicht hatte. Vom vielversprechenden Start mit The LOX, der mit Bad Boy und Ruff Ryders über die angesagten Trends im Big Apple führt, zu bisher zwei Soloalben, gehört er trotzdem zu der Sparte Künstler, der man nachsagt, ihr reichliches Talent nie voll auszuschöpfen. Zumindest läuft es für die LOX-Brüder auch nicht merklich besser: Das Gruppenalbum lässt auf sich warten und die Solos von Sheek sowie Styles zierten die letzten Jahre, ohne dabei Wellen geschlagen zu haben. Jadakiss selbst ist inzwischen auf Roc-A-Fella gelandet und betitelt, nachdem "Kiss My Ass" zu ungehobelt war, den letzten Teil seiner Kuss-Trilogie mit "The Last Kiss".

WRITTEN FOR Rap4Fame
Wie gesagt, nicht das letzte Album, nur das Ende einer Trilogie, von der bisher eigentlich niemand wusste, dass es eine war. Die drei Alben haben auch wenig miteinander zu tun: So ist "The Last Kiss", wie schon seine Vorgänger, ein Spiegel seiner Zeit. Und somit vielleicht ein Beweis, dass es zumindest in den letzten Jahren bergab ging. Und dabei fängt alles so gut an: "Pain And Torture" räumt mit energischem Streicheraufgebot ordentlich ab, zeigt einen gut ausgeschlafenen Protagonisten und bietet genau den Sound, den man sich von Jada gewünscht hat. Im Anschluss allerdings kommt alles, wie es fast schon kommen musste. Wenn (im Schnitt) gegen einen Song ohne gleich neun Stück mit Gastauftritt stehen, dann stimmt etwas nicht. Von gesichtslosen Chorus-Gurrern zu einer Auswahl erlesener Namen des Rap-Games - anscheinend geht es nicht ohne. Vor allem die erstere Fraktion ist Gift für die Platte: Wo Mary J. Blige im dafür sonst vollkommen austauschbaren "Grind Hard" noch eine solide Leistung abruft (die ich persönlich auf einem Jadakiss Album allerdings auch nicht brauche), sind fast alle restlichen Hooks überflüssig. Die Notwendigkeit, über einen fetten Beat einfach nur die eigenen Skills sprechen zu lassen - was ja auf "Kiss Of Death" noch ab und an zu hören war (man erinnere sich an "Shoot Outs" oder "Real Hip Hop") - scheint Jadakiss nicht mehr bewusst zu sein. Doch bei der Beat-Wahl hakt es natürlich auch: Als einer derjenigen, die den Spagat zwischen Ost und Süd gewagt haben, hat sich Jada's Geschmack stellenweise einer Generalüberholung unterzogen. Höchst selten erkennt man auf diesem Album noch den Jadakiss von früher. Etwa auf "One More Step" mit Styles im altbewährten Wechselspiel, das zum Besten gehört, was es hier zu hören gibt. Denn ansonten hat der Mann aus YO nicht viel zu sagen: "What If" schüttelt den Wörterkasten von "Why" einmal kräftig durch und verkauft dem Hörer zur Kaschierung noch einen schnell vergessenen Nas-Auftritt ("What if Saddam hung Bush? What if "One Mic" was called "One Hook"?"). Die "Things I've Been Through" sind etwas seicht, doch immerhin gut hörbar. So zieht sich dann auch ein Großteil des Albums hin: Nichts ist wirklich schlecht, aber nirgends kommt wirklich Spannung auf. Sei es nun mit Hilfe der Neptunes ("Stress Ya") oder im auf Jeezy zugeschnittenen "Something Else". Der "Letter To B.I.G." überzeugt mit trefflichem Auftritt von Faith Evans und guter Produktion, reißt im Jahr 2009 aufgrund seiner Thematik allerdings nicht mehr viel. Erwartungsgemäß ist das "Cartel Gathering", zu dem sich Ghost und Rae einfinden, eine kleine Vertröstung für diejenigen, die vom Rest enttäuscht sind. "Come And Get Me" fängt düster donnernd an, bekommt dann jedoch von der verblüffend deplatzierten Hook von S.I. die Suppe versalzen. Wenn man von deplatzierten Features spricht, darf Lil Wayne auf dem hektischen "Death Wish" nicht unerwähnt bleiben. Als überflüssig sind noch "By My Side" und der Remix zu "Something Else" zu nennen. Und natürlich die Krönung zum Schluss: "Who's Real" spiegelt in erschreckender Weise Swizzy's IQ wider, wenn der Langzeitkollege von Jada die (auf Kindergarten-Niveau angesiedelte) Hook zu diesen drei Minuten Audiokot gibt:



"Who's real? Who's not?
She's real, but he's not
If you real and you know it, clap your hands!
"


Trotz allem bringt Jadakiss den Teil, den er selbst zum Album beiträgt, in solider Art und Weise in trockene Tücher. Unter Betrachtung des Grundpotentials kann man allerdings sagen: Bei der Wahl von Gästen und Produzenten hat Kiss in katastrophaler Weise auf die falschen Pferde gesetzt - und außerdem auf zu viele Pferde. Darüber hinaus ist ein solcher Longplayer natürlich nicht das, womit eine der bekannteren NY-Größen der orientierungslosen Ostküste hätte helfen können - dafür ist "The Last Kiss" selbst zu orientierungslos, will zu viele Einflüsse unter einen Hut bringen, zu viel Geld scheffeln, ohne dabei die eigene Realness zu verlieren. An diesen Vorsätzen scheitert Jadakiss. Bleibt abzuwarten, ob er beim nächsten Album seinen Kurs fortsetzt oder ob er anhält, umkehrt und sich auf die eigenen, alten Werte, die in Anbetracht der hier erbrachten Leistung ruhig Stärken genannt werden dürfen, besinnt. 

4.7 / 10

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