Sonntag, 14. Februar 2010

J.R. & PH7 - Present: The Standard


Release Date:
24. April 2009

Label:
Supercity

Tracklist:
01. JR Intro
02. Rock For Yall (Feat. Supastition & J-Scienide)
03. Fast Lane Speedin (Feat. Oddisee)
04. Summer Chill (Feat. Edgar Allen Floe)
05. Interlude
06. Take It To The Streets (Feat. Planet Asia & Rakaa Iriscience)
07. Top Rank (Feat. Guilty Simpson & Black Milk)
08. Lets Move (Feat. Skyzoo)
09. Ain't Seen This (Feat. 20/20)
10. Best Flow (Feat. Pumpkinhead)
11. Hip Hop Lives (Feat. Edo.G)
12. The World Keeps Turnin' (Feat. Larissa Sirah)
13. Dreams (Feat. Kev Brown, Emskee & Sean Boog of The Away Team)
14. I Keep On Movin' (Feat. Kaze & Edgar Allen Floe)
15. I Dont Know Why (Feat. Oddisee)
16. Zone To Da Nightlife (Feat. Median)
17. The End Is Near (Feat. The Good People & Larissa Sirah)

Review:
Produzenten aus Deutschland nehmen ein Album mit Star-Line-Up aus dem US-Untergrund auf - kommt einem bekannt vor? Ja, seit den Snowgoons ist diese Schablone mit einer festen Assoziation verbunden. Doch dasselbe können auch J.R. & PH7. Beide ehemalige Rapper, die irgendwann herausfanden, dass ihnen das Produzieren besser zu Gesicht steht, lernten sie sich vor gut drei Jahren kennen, worauf dann bald eine Freundschaft entstand. Und was ursprünglich als kleine EP mit US-Acts geplant war, hat sich nun ausgedehnt und wird über das österreichische Label Supercity als "The Standard" veröffentlicht.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Ganz im Gegensatz zu den Snowgoons liegt der Fokus der beiden Kölner eher bei den relaxten, souligen Nummern, die allerdings ebenfalls auf BoomBap als Grundstein bauen und stark von den 90ern geprägt sind. In den Staaten ist eine der ersten Assoziationen, die einem zu einer solchen Beschreibung einfällt, die in North Carolina ansässige Justus League. Und - welch Überraschung - ebenjene Formation ist mit mehreren Mitgliedern und Affiliates mit von der Partie. Dazu gesellen sich diejenigen, die sonst auch auf allen möglichen Producer-Scheiben herumgeistern, und fertig ist die Gästeliste, die zwar für ein deutsches Duo ungewöhnlich, bei den soundlichen Ambitionen von J.R. und PH7, die dieser Platte jegliche Unterschiede zu einem amerikanischen nehmen, allerdings in der Tat dem Titel entspricht und nicht mehr als Standard ist. Kaum eine Producer-LP, die sich in letzter Zeit ohne ein Planet Asia-Feature davonstehlen konnte: Auch hier schlägt der Mann aus Fresno zu, nämlich auf "Take It To The Streets", das mit Rakaa von den Dilated Peoples gleich noch einen weiteren Rucksackträger der Westküste im Gepäck hat. Ausgesprochenes Ziel von "The Standard" ist es, als Musik zu enden, die J.R. und PH7 sich auch selbst freiwillig anhören. Auf polarisierende, spannende oder in anderer Weise normabweichende Experimente wird also gepfiffen. Das hat zur Folge, dass die komplette LP von Anfang bis Ende geschlossen bleibt und vor allem auch zu ihren Gästen passt. Auf der anderen Seite ist die Angst vor Langeweile mehr als nur berechtigt - zu oft driften die Songs ins Belanglose ab. Oder, um es anders auszudrücken: Mit dem Ami-Stil wird auch gleich eine viel zu weit verbreitete Krankheit der aktuellen US-Szene adoptiert. Was Skyzoo in "Let's Move" über ein allzu bekanntes Sample rappt, ist repräsentativ für das ganze Album - es unterscheidet sich nicht nennenswert von den gefühlten 100 Malen, die man solchen BoomBap schon zuvor gehört hat. Das soll natürlich nicht die gute Leistung schmälern, nicht etwa aussagen, dass die Beats durchgehend Schlaftabletten oder gar schlecht seien. Mit dem unerhört smooth-relaxten "Fast Lane Speedin" gelingt sogar eine wahre Köstlichkeit. Doch leider funktioniert das nicht für jeden Künstler so gut wie für Oddisee: Black Milk und Guilty Simpson hätte man durchaus etwas ruffere Töne zumuten können, Pumpkinhead ein flotteres Tempo und Edo. G eine kräftigere Drumline. Die schon erwähnte Justus League-Fraktion hingegen fühlt sich hier pudelwohl, reißt dafür aber trotzdem nicht mehr: Egal, ob der Herr Edgar zusammen mit Kaze seine "Dreams" darlegt oder in "Summer Chill" entspannt - für mehr als solide Kofnicker reicht es nicht. Larissah Sirah bringt (übrigens als einzige Deutsche) zwar ein wenig Abwechslung, doch nicht mehr Schwung ins Album. Als positiver Impuls entpuppt sich auch der zweite Beitrag von Oddisee ("I Don't Know Why"), da der Herr aus Washington hier irgendwie einen Tick besser zurecht kommt als seine Kollegen.

Woran mangelt's also? Was haben J.R. & PH7 falsch gemacht? Solche Fragen sind schlichtweg unangebracht, da man sie nicht wirklich beantworten kann. Falsch gemacht haben die beiden Kölner gar nichts. Abgesehen davon, dass sie auf die Liste der Emcees, die ihre Instrumentals beehrt haben, mehr als nur stolz sein dürfen, wird dieses Album definitiv Musik sein, die sie sich selbst anhören und die auch jeder andere anhören kann. "The Standard" kommt dabei sogar ohne einen einzigen Patzer aus - vergisst dabei jedoch ebenso, irgendwo nennenswerte Höhepunkte zu setzen. Das Fazit heißt also, wie so oft: Nette, relaxte und leicht überdurchschnittliche Hintergrundmusik, doch nicht mehr als Standard.

6.0 / 10

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