Sonntag, 14. Februar 2010

Killarmy - Silent Weapons For Quiet Wars


Release Date:
05. August 1997

Label:
Wu-Tang Records / Priority Records

Tracklist:
01. Dress To Kill
02. Clash Of The Titans (Feat. Streetlife)
03. Burning Season
04. Blood For Blood
05. Seems It Never Fails
06. Universal Soldiers
07. Love, Hell Or Right
08. Wake Up (Feat. Hell Razah & Prodigal Sunn)
09. Fair, Love & War
10. Wu-Renegades
11. Full Moon
12. Under Siege
13. Shelter (Feat. Hoffa)
14. Camouflage Ninjas
15. Swinging Swords
16. War Face (Feat. Hoffa)
17. 5 Stars (Feat. Masta Killa)

Review:
Die Familie des Wu-Tang Clans ist bekanntermaßen riesig, sie umschließt eine unglaublich große Liste an Affiliates, die alle unter der Flagge des Clans Hip Hop unter die Massen bringen bzw. brachten. Eine der ersten Gruppen auf dem Wu-Tang-Zug war die Killarmy (eigentlich Killa-Army gesprochen). Mit ihren sechs (plus eins) Mitgliedern ist sie neben dem Clan eine der größeren Gruppierungen. Einzuteilen ist sie in zwei Hälften: Aus den Straßen New Yorks sind es RZA's Bruder 9th Prince und zudem Islord, Killa Sin und P.R. Terrorist (alias Dom Pachino), aus dem Steel Valley / Ohio stößt Produzent 4th Disciple mit Shogun Assason und Beretta 9 hinzu. Das erste Album erblickt 1997 unter dem Titel "Silent Weapons For Quiet Wars" das Licht der Welt.

WRITTEN FOR Rap4Fame
Wo sich der Titel auf Verschwörungstheorien bezieht, sollte gleich zu Beginn eines klargestellt werden: Solche Ansätze werden nicht wirklich verfolgt, diese Scheibe dreht sich um das schmutzige Geschäft des Kriegs, dessen metaphorische Anwendungen und die Handhabung der richtigen (lyrischen) Waffen. Die sechs Lyricists gehen mit einer Einstellung, die gepflegt auf alles - Normen, die Industrie, politische Korrektheit - scheißt und die stattdessen die Rhymes sprechen lässt, ins Rennen. Was bei erstem Anhören wie ein undurchsichtlicher Pulg aus sechs aggressiven Mäulern voller Reißzähne klingt, offenbart bei differenzierter Betrachtung eine Formation, die eine erstaunliche Qualität an den Tag legt und in der sich jeder Emcee zu behaupten weiß. Außerdem ist da auch noch 4th Disciple, der eigentliche Star der Platte, der bekanntermaßen ja schon zuvor im Wu-Tang Umfeld aktiv war, mit diesem Album jedoch ein Monument seines genialen Könnens errichtet: Simple Piano-Lines, pumpende Kicks, nüchtern-trockene Snares, Streicheraufgebote und hier und da ein Voice-Sample - mit den simpelsten Mitteln braut 4th seinen Zaubertrank, der wahre Wunder wirkt - selten war ein Album mit solch konsequent gutem, hartem Sound gesegnet. Dabei werden die Kung Fu-Samples größtenteils gegen Maschinengewehrrattern eingetauscht, denn dort liegt das Metier der Killarmy. Vom Opener, dem opulenten und genialen Representer "Dress To Kill", zum abschließenden "5 Stars", für das sogar Generalfeldmarschall Masta Killa den Gefechtsstand betritt, befindet man sich "Under Siege", was die durchgehende Kampfbereitschaft bedeutet. Neben Songs wie dem eiskalten "War Face" (mit trefflichem "Full Metal Jacket"-Sample), für das RZA eine von zwei Gastproduktionen beisteuert, legt 4th Disciple Wert darauf, mit eleganten und bedachten Arrangements die Brücke zum Wu-Tang Sound nicht einzureißen - "Camouflage Ninjas" oder "Swinging Swords" sind die verehrenswerten Resultate. Hell Razah und Prodigal Sunn schauen auf "Wake Up" (der zweiten RZA-Produktion) vorbei, und neben Hoffa aus dem Steel Valley komplettiert Streetlife auf einer weiteren Großtat von 4th Disciple, "Clash Of The Titans", die kurze Liste der Gäste. Irgendwo zwischen dem Berg aus Kriegsmaterial, auf dem die Killarmy sitzt, scheinen ab und an auch Black Supremacist-Ansätze durch, stören jedoch nie wirklich. Ansonsten ist die Devise: "Killarmy profilin', mostly buckwildin'". Und findet sich in "Fair, Love & War" tatsächlich mal ein Track, der ein wenig schwächelt, so wird in "Wu-Renegades" prompt ein Song der Extraklasse nachgeschoben. Wieder einmal ist es 4th Disciple, der den ungebrochenen Wortfluss von Pachino, Killa Sin, 9th Prince und Beretta 9 mit einer umgreifend wallenden Piano-Line veredelt. Zum Abschluss sei noch 9th Prince mit einigen repräsentativen Zeilen aus "5 Star" zitiert:



"As night falls the commandos teams seize the palace
Fiercely assault commands the volts
Explode in the air like lightning bolts
We rippin' out your spleen, at battlegrounds like the dense jungles of Phillipines
Drunk monk sip O.E. out the canteen, men at war with guillotines
"


Bei der Einordnung dieser Scheibe im Wu-Universum bleibt zu sagen, dass sie, ähnlich dem Sunz Of Man-Sound der ersten Tage, schwerlich mit den Wu-Tang Alben selbst gleichgesetzt werden kann. Die Killarmy ist die unzensierte Version des Clans, die Unterabteilung in der Firma Wu-Tang, die sich auf alles mit großem Kaliber spezialisiert hat, dieses Fach aber ähnlich kunstvoll meistert wie seinerzeit der Clan seine 36 Kammern. Sechs hungrige Emcees (oder fünfeinhalb, wenn man Islord's Gefängnisaufenthalt zu jener Zeit berücksichtigt), ein mächtiger Producer im Hintergrund, damit schmiedet die Killarmy ihre "Silent Weapons For Quiet Wars". Was fälschlicherweise auf den ersten Blick wie ein Abklatsch aussehen mag, ist in Wahrheit ein Klassiker, dem höchstens die Killarmy selbst mit ihrem Nachfolger nahezukommen vermochte.

9.2 / 10

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