Sonntag, 14. Februar 2010

The Reavers - Terror Firma


Release Date:
15. November 2005

Label:
Backwoodz Studioz / Green Streets Entertainment

Tracklist:
01. America (Feat. feat. Spiega, Hasan Salaam & Akir)
02. Web (Feat. Vordul Mega & Billy Woods)
04. Slums (Feat. Akir, Priviledge, Goldenchild, Billy Woods & Vordul Mega)
05. Bodybuilding (Feat. Keith Masters & Billy Woods)
06. Pirate (Feat. Priviledge)
07. Beast (Feat. Kong & Spiega)
08. Invasion (Feat. Hasan Salaam & Billy Woods)
09. Penmanship (Feat. Vordul Mega, Billy Woods & Karniege)
10. Napalm (Feat. Dom Pacino, Keith Masters & NLZ)
11. Empire (Feat. Priviledge, Billy Woods & Vordul Mega)
12. Melody (Feat. Akir, Keith Masters, Goldenchild, Priviledge & Karniege)
13. Arcade (Feat. Priviledge & Billy Woods)
14. Nature (Feat. Vordul Mega, Billy Woods, Goldenchild & Spiega)
15. Warrior (Feat. Hasan Salaam)
16. Genocide (Feat. Spiega, Billy Woods & Kong)
17. Scoundrels (Feat. Keith Masters)
18. Skirmish (Feat. Priviledge & Billy Woods)
19. Shadows (Feat. Akir, Hasan Salaam, Billy Woods, Goldenchild & Vordul Mega)
20. Hochiminh (Feat. Vordul Mega & Billy Woods)

Review:
Vereint unter dem Banner der Backwoodz Studioz war es 2005 diese Truppe, die als eine der bedeutendsten Neugründungen im Big Apple der letzten Jahre zu zählen ist. Trotzdem verlief die Veröffentlichung des Debütalbums der Reavers eher weniger aufsehenerregend. Dabei ist die Gruppe, deren Namen auch als Apronym für "Revolutionary Emcees Advocating their Views on Everyday Reality Struggles" verstanden werden kann, eine elfköpfige Formation, die einige der feinsten Underground-Adressen der Ostküste vereint. Vordul Mega, Billy Woods, Priviledge, Keith Masters, Dom Pachino, Kong, Spiega, Goldenchild, Karniege, Hasan Salaam und Akir sind es, die mit "Terror Firma" ein Album vorlegten, das unter den turmhohen Erwartungen fast nur einknicken konnte.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Dem gebildeten Fan geht bei einer solchen Kombo natürlich das Herz auf: Backwoodz, Monsta Island Czars, Killarmy und weitere geschätzte Camps treffen aufeinander. Da Backwoodz die Initiatoren sind, dürfte es auch nicht verwundern, dass der Sound unter anderem von der gängigen Riege aus Bond, Dr. Monokrome und DJ Marmaduke produziert wurde. So groß die Zahl der Mitglieder auch sein mag, deren Kompatibilitätsvermögen steht, schon durch mehrmalige Zusammenarbeit zuvor bewiesen, außer Frage. Czars und Backwoodz funktionierten beispielsweise schon auf dem Projekt von Bond und Ravage. Und mit den politischen Ansichten und Anliegen, die auf diesem Album kundgetan werden sollen, besteht sowieso gemeinsamer Nährboden. Der Kern der Scheibe ist dabei logischerweise das Backwoodz-Camp selbst, weshalb Woods, Vordul und Edge auch die meisten Auftritte verbuchen. Gegen Kaliber wie Dom Pachino mag dem wenig bewanderten Hörer das Verhältnis von einem zu ganzen zwölf Auftritten von Woods wie eine Mogelpackung erscheinen. Doch hier wird man schnell eines Besseren belehrt: Woods hat mit seinen Soloalben schon bewiesen, was er kann, wohingegen der blasse Auftritt des P.R. Terrorist auf "Napalm" nicht einmal dessen Mitgliedschaft in der Gruppe rechtfertigt. Er alleine ist es auch, der nicht wie ein Teil der Formation wirkt. Beim Rest steht das Funktionieren dieser Zweckgemeinschaft außer Zweifel. Düstere, inhaltsschwere Zeilen werden geklopft. Und wer passt da besser als das bewährte Trübsinnsduo Megallah und Woods, das in "Web" erwartungsgemäß eine starke Show bietet, die zu einem nicht unerheblichen Teil vom genialen Beat Monokrome's profitiert. Bereits zuvor eröffnet Spiega mit seiner Stimme aus einem anderen Universum die Partie in "America", das sich mit eingängiger Streichermelodie ebenfalls als Highlight anbietet und zudem die ungemeine Harmonie zwischen Hasan Salaam und Spiega aufzeigt. So gelungen der Einstieg auch vonstatten geht - die Begeisterung beginnt, sich mit den nächsten Nummern aufzulösen. Wo "Slums" noch ganz nett ist und "Bodybuilding" mit düsterem Streichergewand gute Ansätze zeigt, ist Edge's Geplänkel in "Pirate" total fehlproduziert. Auch die Czars-Cousins kämpfen in "Beast" auf vollkommen verlorenem Posten. Damit ist schnell klar: Neben dem unvermeidbaren Anteil an mittelwertigem Material hat man es hier mit einer hohen Standardabweichung zu tun, die einem sowohl positive als auch negative Ergebnisse beschert. Schuld an Zweiterem ist entweder eine durchschnittliche Tagesform des jeweiligen Emcees oder aber (viel eher) die Produktion. Man merkt den Beat-Bastlern an, dass sie bemüht sind, nicht im langweiligen BoomBap-Alltag stehen zu bleiben und kreative Elemente miteinzubinden - was zum Teil nach hinten losgeht. "Arcade" hat beispielsweise nicht mehr viel mit Musik zu tun und schabt unangenehm an den Hörgängen. Überreizt von solchen Songs, fängt die Aufmerksamkeit des Hörers bei herkömmlichen und dabei nicht hervorragenden Nummern schnell an, sich zu lösen. Glücklicherweise gibt es neben dem Teil, der entweder irrelevant, schnell vergessen oder nicht schmackhaft ist, noch eine kleine Auswahl an richtigen Hochkarätern. Zu den bereits genannten Openern gesellt sich "Genocide", bei dem Spiega, Woods und Kong vom eigenwillig großartigen Instrumental angefeuert werden. Und während Keith Masters seinen Solo-Shot in "Scoundrels" meistert, wird der Hörer gegen Ende von dem von Axis grandios produzierten "Shadows" mitgerissen, das mit seiner melancholischen Stimmung einen Wegweiser, wie das Album viel öfter hätte klingen müssen, aufstellt. Denn gleich im Anschluss stiehlt sich die LP mit "Hochiminh" vollkommen belanglos aus dem Hintereingang.

Woran es letztendlich lag, dass "Terror Firma" nicht besser ist, will sich mir nicht so recht erschließen. Dass dieses Kollektiv zu viele Köpfe habe, untereinander nicht harmoniere und ein Album somit zur Compilation verdammt sei, ist völliger Quatsch (ausgenommen evtl. Dom Pachino) - keiner der Emcees legt Wert darauf, sich selbst in den Vordergrund zu stellen, es wird als Team operiert. Auch die Produzenten wären eigentlich dazu imstande, ein solches Werk entsprechend auszustatten. Doch sie tun es nicht. Bezeichnend dafür, was hier eigentlich hätte entstehen können, sind die Leistungsschwankungen: Von totalen Fehlgriffen reicht die Spanne bis hin zu einigen genialen Momenten (ganz im Gegensatz zum sonstigen, einheitlichen Sumpf aus Mittelmaß), die immer wieder kurz durchscheinen und das eigentliche, ungemein riesige Potential der Reavers unter Beweis stellen.

6.2 / 10

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