Sonntag, 14. Februar 2010

RA EL - Noir World


Release Date:
April 2009

Label:
Hierogrammat Entertainment

Tracklist:
01. Glowing Pyramid (Feat. Claire-Marie)
02. Noir World
03. Star Street Caper
04. We Gotta Survive
05. The Ancient Ones (Feat. Canibus)
06. Enchanting Beauty (Feat. Claire-Marie)
07. Life’s a Blessing
08. Mystic Swordzmen (Feat. Killah Priest)
09. The Keeper Of Purple Twilight (Feat. Holocaust/Warcloud)
10. Cherche L'Amour
11. Architects (Feat. Killah Priest & Canibus)
12. Only Built 4 Scientists
13. Gangsta Soul Brotha
14. Shattered Soldier (Feat. Holocaust/Warcloud)
15. Spirit Boxer
16. Prism City
17. Zebulba Spy Operative
18. Nexus (Feat. Claire-Marie)

Review:
Nun ist es also da: Auch wenn es sehr unwahrscheinlich ist, dass RA EL mit seinem Erstlingswerk für viel Wirbel sorgen wird, so hat er doch Aufmerksamkeit verdient. Aus Queens, New York stammt dieser Artist und er legt mit "Noir World" ein Album vor, das auf einer selbstkreierten Science-Fiction Story basiert. Seit einem guten Jahr angekündigt, kommt auch der mit seinem eigenen Label Hierogrammat Entertainment relativ ungebunden agierende RA EL (Beiname: The Soul Conducta) nicht ohne Verschiebungen davon. Doch nun darf man sich auf Geschichten aus der "Noir World", einer von Verbrechen beherrschten, fiktiven Welt, freuen.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Bei genauer Betrachtung wird klar, wie sehr sich dieses Projekt vom herkömmlichen Durchschnittsalbum 2009 unterscheidet. Ein interessantes Line-Up an Produzenten (u.a. bestehend aus White Lotus und Domingo) kleidet die groß angelegte Story aus. Der Hörer wird in ein Szenario geworfen, in dem es zuerst drei Parteien gibt: Zwei Verbrecher-Kartelle - eines unter der Leitung von Lady Doloris und das andere unter Führung von Sir Kyber - die sich untereinander bekriegen, und natürlich noch die Handvoll guter Charaktere, die im Inlay (für das sich RA EL mit Mr. Visions eigens einen Designer zulegte) abgebildet sind. Hier wird es bereits komplizierter: RA EL selbst schlüpft in die Rolle des Agent Starseed und spielt somit als Ich-Erzähler im Drehbuch direkt mit. Die eigentliche Hauptfigur ist jedoch Detective Murdoc, über den RA EL berichtet und der bei fast allen Handlungen, die im Rahmen der Ermittlungen gegen die Verbrecher-Ringe stehen, aktiv zu Werke geht. Damit fehlt noch Dr. Dana Socrates, eine auf Seiten der Guten ins Geschehen eintretende Wissenschaftlerin. Das ist natürlich bei weitem nichts alles, sollte jedoch für den Anfang reichen. Mit "Noir World" werden diese Rahmeninfos preisgegeben und zudem findet sich Starseed gleich mit der schönen Claire-Marie in einer Metropole, in der sich (ähnlich Gotham City) die Gesetzlosen nach Belieben aufführen und den Plot für das hier erzählte Abenteuer liefern: Sowohl Kyber als auch Lady D entführen Forscher und deren Arbeit (zusammengefasst - deren Formeln), um so zu neuartigen Drogen zu gelangen und damit den Markt zu übernehmen. "Once addicted, Phantom Dwellers from an unknown dimension appear and destroy the body and soul" heißt es im Inlay über diese Drogen. Kurzum, ein Szenario der jetzigen Welt, projiziert in die Zukunft. Nachdem Murdoc auftaucht, jagt er auch gleich einem solchen Dweller hinterher. Im Anschluss erfährt man von einer Unsterblichkeit verleihenden Substanz namens Sequoia Prism, mit der Dr. Dana ins Geschehen tritt. Doch "Star Street Caper" führt die Handlung erst einmal nahtlos fort und erzählt von Murdoc, wie er in ein verstecktes Labor eindringt, um die dort festgehaltenen Forscher zu befreien. Nach Kämpfen mit den Schergen der Kartelle (einer Geisha und einem Cyborg namens General V), bei denen er tödlich verwundet wird, eilt ihm Dr. Dana zu Hilfe. Mit Sequoia Prism geheilt, können Murdoc und Dana in ein Zeitportal flüchten. Zu diesem Zeitpunkt verabschiedet man sich vorerst von der Handlung und begibt sich auf Zeitreisen mit RA EL, bzw. seinem Charakter Starseed. Ein guter Zeitpunkt, andere Aspekte der Platte zu beleuchten: Die Produktionen sind erfreulich gelungen und kombinieren das Sci-Fi Thema mit herkömmlicher BoomBap-Formel, bieten jedoch genug Überraschungen. Wenn in "The Ancient Ones" über tief summendes Dröhnen alte Mythen aufgesponnen werden, taucht man beispielsweise in eine eigene Sphäre ein. Bei einem Gast wie Canibus offenbart es sich jedoch glasklar: RA EL ist bzgl. Flow und Technik nicht der begnadetste Rapper, von einem Kaliber wie Canibus wird er völlig in den Schatten gestellt. Selbiges gilt auch bei Killah Priest oder Warcloud, die die erlesene Wahl der Gäste, welche ebenfalls als Zeitreisende unterwegs sind, komplettieren. "Mystic Swordzmen" lässt im Wu-Tang-Stil die Schwerter fliegen, "The Keeper Of Purple Twilight" zeigt Starseed und Warcloud als Akteure in einem Krieg. Mit "Enchanting Beauty" und "Cherche L'Amour" sind zwei an das weibliche Geschlecht gerichtete Songs vertreten, wobei ersterer die physikalische Ebene in den Vordergrund rückt und mit orientlaischem Anstrich gehörig missglückt. Nachdem vor allem die Songs mit den Gästen durch die Bank weg begeistern, spuckt das Zeitportal Starseed wieder aus und er landet in "Prism City" (wobei nicht ersichtlich ist, ob dies die Stadt der bisherigen Handlungen ist). Hier werden erstmals die Zoites, die vierte Partei und Erschaffer der Sequoia Prism-Substanz, vorgestellt. Nach der Konversation mit einem Zoite folgt in "Zebulba Spy Operative" das Finale: Die Geiseln (Forscher) werden befreit, die gestohlenen Formeln zurückgewonnen und mit Starseed's Raumschiff gelingt die Flucht durch ein Wurmloch in den "Nexus".

Zugegeben: Letztendlich fehlen der Story beizeiten die Zusammenhänge. Doch das stört auf dieser Scheibe sowieso nicht - die Handlung rückt als Begleiter in den Hintergrund. Vom Sound her sind die Zeitreisen im Mittelteil des Albums sowieso ansprechender. Was die Produzenten RA EL mit auf den Weg geben, ist meistens solide, erhebt sich jedoch manchmal zu Großtaten, die einen Sound atmen, mit dem RA EL sehr alleine steht und der deswegen umso wertvoller ist. Die Wahl der Features ist in Zahl und Qualität hervorragend, die Einbindung ins Album-Geschehen passt ebenfalls. Zu kritisieren bleibt also höchstens, dass RA EL selbst nicht ganz auf dem Level seiner Gäste rappt und dass die Beats ab und zu nur im Mittelmaß liegen. Ansonsten ist RA EL dieses eigentümliche Projekt gelungen. "Noir World" wird wohl auch noch am Ende des Jahres zu den besseren Veröffentlichungen zu zählen sein.

6.6 / 10

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